Corona: Wien kaschiert die eigene Unfähigkeit durch kantige Sprüche

Über die Unfähigkeit der Stadt Wien, rasch Corona-Tests durchzuführen und die Testergebnisse den Betroffenen ebenso rasch zu übermitteln, ist auf diesem Blog schon öfters berichtet worden. Dennoch häuften sich gerade in den vergangenen zwei Wochen Ereignisse, die einen nur mehr ungläubig den Kopf schütteln lassen.

Eines von vielen Beispielen: 

Eine Wiener Schülerin ist ein Corona-Verdachtsfall und muss daher getestet werden. Im Falle eines positiven Testergebnisses, so wird ihr ausgerichtet, würde man sie binnen zwei Tagen informieren. Falls sich niemand meldet, könne sie unbesorgt wieder zur Schule gehen. Das Mädchen wurde nicht informiert, also nahm sie wieder am Schulunterricht teil. Drei Tage später erreichte sie dann doch ein Anruf mit folgender Auskunft: "Tut uns Leid, Sie wurden doch positiv getestet, nur leider hat man vergessen, Sie anzurufen.”

Das Ergebnis: Ihre gesamte Schulklasse muss nun unter Quarantäne.

Dass es auch besser geht, belegt der Fall eines Gymnasiums in Perchtoldsdorf, wo nach den ersten positiven Corona-Tests umgehend ein Screening aller Lehrer und Schüler, beginnend mit den beiden am meisten betroffenen Klassen, stattfand. Dank der raschen medizinisch-epidemiologischen Beurteilung wurde über jeden Betroffenen individuell und schnell entschieden. Ebenso rasch erfolgt nun eine Rückkehr zur Normalität: Die meisten Schüler sollen nächste Woche wieder in die Schule zurückkehren – in enger Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden. 

Die Politik hat versagt, die Menschen nicht

Man kann zum Virus und den – sicherlich auch kontraproduktiven – Maßnahmen der Politik unterschiedlicher Ansicht sein. Kein Wunder: Selbst in der Wissenschaft herrscht bis heute kein Konsens bei der Einschätzung des Corona-Virus. Dieser ist ganz einfach noch nicht vollständig erforscht. Daran ist auch nichts Ungewöhnliches: In allen Bereichen der Wissenschaft vergeht zuerst eine Phase des Forschens, ehe sich ein Konsens in der Fachwelt etabliert. Ungewöhnlich ist nur, dass diese Phase ungewissen Forschens nun vor der Öffentlichkeit stattfindet und über Kanäle kommuniziert wird, die dafür nicht geeignet sind. Das überfordert alle – die Öffentlichkeit ebenso wie die Politik.

Vorausschauendes Handeln ist aber gerade deshalb unerlässlich, um weitere Schäden abzuwenden. Seit Monaten war allen immerhin klar, dass die Zahlen nach dem Sommer wieder steigen werden. Oder besser gesagt: Man sollte meinen, dass das allen klar war. Mit Blick auf das derzeitige Agieren der Politik gewinnt man nämlich nicht diesen Eindruck. Kaum jemand verkörpert dabei das Elend des derzeitigen politischen Umgangs mit Corona besser als die Stadt Wien, die bis heute nicht imstande ist, eine entsprechende Infrastruktur für Tests und das Aufzeichnen und Kommunizieren von Testergebnissen aufzubauen.

Um Schäden von den Bürgern möglichst fernzuhalten, sind schnell durchgeführte Tests nun mal das Um und Auf. Hier geht es sogar um mehr als "nur" um das Contact Tracing. Es geht um massive gesundheitliche und vor allem wirtschaftliche Schäden für unzählige Menschen, ob nun in Schulklassen, der Gastronomie oder sonst wo, die vermieden werden könnten. Aufgrund des schlechten Meisterns der Situation in Wien müssen Schüler und ebenso Angestellte in Unternehmen tagelang und unnötig in Quarantäne. Die bis zu zehn Tage lang auf Testergebnisse wartenden Bürger wiederum sind zur Isolation verdammt, teils ohne dabei ihrer Arbeit durch Home Office nachkommen zu können. Ihre Angehörigen befinden sich gleichfalls in Ungewissheit und wissen zwei Wochen lang nicht, ob sie sich jemandem noch nähern dürfen.

Hier hat der Staat versagt, nicht die Bürger, die sich an die Vorschriften im Wesentlichen halten.

Die Wiener SPÖ will uns nun mit ihrem Slogan einreden, dass Wien ausgerechnet bei ihr "in besten Händen" sei – vielleicht damit wir unser Leben nicht in die eigenen Hände nehmen, sondern es der SPÖ gleich ganz anvertrauen?!?! Doch in unseren Händen wäre Wien besser aufgehoben. Kein Unternehmer könnte es sich leisten, so tölpelhaft in den Herbst zu stolpern, vorausgesetzt er will weiterbestehen.

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Hacker hat sich mit kantigen Sprüchen bei einem Teil der ob der Maßnahmen verärgerten Bürger beliebt machen. Nur helfen tut er keinem. Was Hacker letztlich will – ob gar keine Maßnahmen oder noch strengere, bessere Hilfe vom Bund oder gar nichts vom Bund – weiß am Tag vor der Wahl niemand mehr. Vermutlich will er ganz einfach wahlkämpfen, sonst nichts – Gesundheit hin oder her.

Mag. Stefan Beig, Jahrgang 1978, lebt und arbeitet als  Jouralist in Wien. 

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