Nach Corona: Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst!

Wem auch immer wir obiges Zitat zu verdanken haben – es trifft die wirtschaftliche Situation, in der die Welt sich gegenwärtig befindet, recht präzise. Anders als es die Berufsoptimisten in den Regierungen uns weismachen wollen, die das Wirtschaftsdebakel mit ihren heillos überzogenen, von Panik bestimmten Maßnahmen verschuldet haben, kann von einer Entwarnung nämlich keine Rede sein.

Tuomas Malinen, seines Zeichens Ökonomieprofessor an der Universität Helsinki und Leiter einer Denkfabrik, die sich nach eigenen Angaben der Aufgabe verschrieben hat, "schwarze Schwäne grau zu machen und die versteckten Risiken der globalen Märkte zu enthüllen", zeichnet ein düsteres Bild vom Zustand der Weltwirtschaft.

Malinen teilt die Welt in die drei Großräume USA, China und die EU und erkennt nach eingehender Analyse die weitgehend deckungsgleichen Probleme. Besonders die stark von Konsumausgaben getriebenen Märkte in den USA und China leiden unter einer drastischen Rezession, die – bedingt durch erhebliche Einkommenseinbußen im Gefolge von Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit – noch einige Jahre lang anhalten wird.

Als besonderes "Problemkind" betrachtet der Ökonom indes die Eurozone. Befand sich deren Bankensektor schon vor der pandemiebedingten Krise in einer recht angespannten Lage, hat sich diese nun weiter verschärft. Die "Zombieunternehmen", deren Zahl Malinen auf etwa 10 Prozent aller Betriebe innerhalb der EU beziffert, würden eine zunehmende Belastung für den Bankensektor darstellen, wobei er in erster Linie die italienischen Institute als besonders gefährdet einstuft. Kommt es zu serienweisen Pleiten dieser Betriebe, wird das verheerende Konsequenzen für die Bankbilanzen haben. Einen solchen "Stresstest" unter Realbedingungen würden viele Geldinstitute nicht überleben.

Die gewaltigen Geldsummen, die rund um den Globus zur Stabilisierung der Wirtschaft bewegt wurden, haben einerseits zwar Kursfeuerwerke an den Börsen gezündet, andererseits aber zu einer nur recht lustlosen Erholung der Realwirtschaft geführt. Allein die US-Fed hat mehr als zwei Billionen Dollar neuer Liquidität geschaffen(!) und ihre Bilanz in kürzester Zeit von knapp über vier Billionen auf mehr als sieben Billionen Dollar aufgebläht. Das US-Budgetdefizit dürfte noch im Laufe des Jahres 2020 die 3,3-Billionen-Dollar-Grenze überschreiten.

Die weit verbreiteten Ängste vor einer Deflation machen eine Abkehr von der extrem expansiven Geldpolitik aber so gut wie unmöglich. Malinen: "Es gibt nur ein Wort für dieses beispiellose Vorgehen – Verzweiflung".

Auch in China wurde zur "Finanzbazooka" gegriffen. Waren es 2019 "nur" umgerechnet zwei Billionen Dollar, die von der Regierung in den Markt gepumpt wurden, erreichte dieser Wert heuer bereits den Wert von 3,3 Billionen.

Wir befinden uns – und zwar nicht nur nach den Einsichten Malinens – im am stärksten manipulierten Wirtschaftszyklus der Geschichte. Doch es ist wichtig zu sehen, dass der Begriff eben deshalb Zyklus heißt, weil er die Auf-und-ab-Bewegungen der Märkte beschreibt. Wer nun mit allen Mitteln erreichen will, dass ein durch Geldmengenexpansion angestoßener Boom niemals endet, wird sich als nächstes möglicherweise an der Aufhebung der Schwerkraft versuchen. Doch so wenig eine noch so mächtige und zu allem entschlossene Regierung sich über die Gesetze der Physik hinwegsetzen kann, so wenig kann sie ökonomische Gesetze außer Kraft setzen. Sie kann sie allenfalls eine gewisse Zeit lang ignorieren, um dann die volle Wucht der Konsequenzen ihrer Ignoranz zu erfahren.

An diese Stelle passt ein Zitat des weitblickenden altösterreichischen Ökonomen und Sozialphilosophen Ludwig von Mises: "Es gibt keinen Weg, den finalen Kollaps eines Booms durch Kreditexpansion zu vermeiden. Die Frage ist nur ob die Krise früher durch freiwillige Aufgabe der Kreditexpansion kommen soll, oder später zusammen mit einer finalen und totalen Katastrophe des Währungssystems."

Auch wenn zu Recht eingewendet werden kann, dass es zu Mises’ Zeiten einige der heute eingesetzten Finanzinstrumente noch gar nicht gab, hat sich am zugrundeliegenden Problem – der hemmungslosen Ausweitung der Geld- und Kreditmenge – bis heute nichts geändert.

Malinens Papier endet jedenfalls mit einem recht pessimistischen Ausblick. Demnach zeige die Geschichte, dass künstlich verlängerte Wirtschaftszyklen stets zu Spekulationsexzessen führen, die das Risiko eines katastrophalen Wirtschaftskollapses erhöhen. An genau diesem Punkt befinden wir uns gegenwärtig.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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