Admiral Yamamotos Feststellung, wonach Japan mit seinem Überfall auf den US-Marinestützpunkt Pearl Harbor "einen schlafenden Riesen geweckt" habe, ist weithin bekannt. Dem Oberkommandierenden der Flotte des japanischen Kaiserreiches verdanken wir aber auch das folgende, weniger bekannte Zitat: "Sie können nicht das Festland der Vereinigten Staaten erobern. Hinter jedem Grashalm steckt ein Gewehr."
Der Karrieremilitär kannte seinen späteren Feind von zwei in den 1920er Jahren absolvierten Aufenthalten in den USA. Dabei lernte er nicht nur die gewaltige industrielle Kapazität, sondern auch den beachtlichen Wehrwillen der Amerikaner kennen, der nicht – wie in seiner Heimat – auf dem Gehorsam gegenüber der Regierung und widerspruchsloser Unterordnung unter deren Anordnungen basiert, sondern auf dem Wunsch jedes einzelnen Bürgers nach Freiheit und Unabhängigkeit.
Yamamoto Isoroku gab sich daher, nachdem im Kaiserreich die Entscheidung für den Angriff auf die USA gefallen war, keiner Illusion über den zu erwartenden Ausgang des Krieges hin: die Niederlage Japans. Die einzig erfolgversprechende Möglichkeit sah er allerdings in einer Art pazifischen Variante des in Europa von den Deutschen bis 1941 so erfolgreich geführten "Blitzkriegs". Mit einer Serie ebenso überraschender wie vernichtender Schläge sollten Fakten geschaffen werden, auf deren Basis die USA bereit sein würden, Japan die Initiative im Pazifik zu überlassen.
Wie im Hollywoodfilm auf romantisch überhöhte Weise dargestellt (zum Beispiel in "Die Rote Flut" 1984 und das Remake "Red Dawn" 2012), tun sich militärische Eroberer mit zivilem Widerstand schwer, wenn der sich auf ortskundige, gut motivierte und bewaffnete Verteidiger stützt. Die schmerzhaften Niederlagen der Amerikaner in Vietnam und der Russen in Afghanistan liefern reale Bestätigungen dieser Filmfiktion. Im Spielfilm fügt eine Gruppe unerschrockener Jugendlicher ("Wolverines"), die aus den Wäldern rund um die Kleinstadt Calumet im gebirgigen Colorado operieren, den russischen und kubanischen Invasoren empfindliche Verluste zu.
Es ist diese Art von Widerstand, die Yamamoto in seiner Vision für den Fall einer Invasion japanischer Truppen in den USA hat kommen sehen. Individuelle Wehrhaftigkeit bildet die Basis der nationalen Selbstbehauptung und zur Abwehr militärischer Aggressionen.
Österreich und Deutschland
In Österreich hat sich anlässlich einer im Jahr 2013 abgehaltenen Volksbefragung eine große Mehrheit (59,7 Prozent, bei einer Wahlbeteiligung von 52,4 Prozent) für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht ausgesprochen. Das bedeutet zugleich auch ein klares Bekenntnis zur Volksbewaffnung, wie sie selbst von den Sozialisten in den Anfangsjahren ihrer Bewegung gefordert wurde.
Dieser Tage machen die Linken sich indes für ein Berufsheer – einen bewaffneten Staat im Staate – stark, was mit ihren Bestrebungen zur möglichst weitgehenden Entwaffnung aller Privatpersonen Hand in Hand geht. Befürworter des Milizgedankens und Kritiker eines Berufsheeres wenden ein, dass eine Söldnerarmee die Regierung eher zur Führung eines Krieges gegen die eigenen Bürger denn zur militärischen Verteidigung nach außen befähigt. Denn wer nicht imstande ist, mit einer Waffe umzugehen, weil die Regierung ihm deren Besitz verbietet, wird nicht nur verteidigungsunfähig, sondern auch wehrunwillig, weil er den Erhalt seiner Sicherheit vollständig an den Staat delegiert. Dessen Führer und Diener aber verfolgen primär ihre eigenen Interessen – und nicht die der Bürger.
Wie im Großen, so im Kleinen: Damit Deutschland nie wieder Krieg führen könne, sollte es mit dem Diktat von Versailles entwaffnet werden. Das hat bekanntlich nicht lange gut geklappt. Entwaffnung funktioniert nämlich nur, wenn der zur Wehrlosigkeit Verdammte sich das auch gefallen lässt. Das tut in deutschen Landen zurzeit nur die Mehrheit derjenigen, die schon länger hier leben. Viele andere dagegen geben nichts auf Waffengesetze. Die werden regelmäßig dann Makulatur, wenn man die Falschen entwaffnet.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.