Zur Sicherheit Selbstzerstörung: Macht das Coronavirus oder die Dummheit Österreich kaputt?

Ich denke, vor einem Monat hätte niemand gedacht, dass es in Österreich möglich wäre, tausende Menschen vorsätzlich in die Arbeitslosigkeit zu führen, unzählige Kleinbetriebe umzubringen und die Bürger zu Hause einzusperren. Dazu wird für die Corona-Krise von der Regierung viel Geld ausgegeben, das irgendjemand bezahlen wird, nur sicher nicht diejenigen, die es heute ausgeben. Es werden neue Normalitäten geschaffen, die wir akzeptieren werden und unseren neuen Alltag bestimmen. Wir erleben, dass Österreich gewollt in eine Rezession mit großen Einschränkungen der Freiheit geführt wird. Wie lange darf das passieren, bevor wir erklärt bekommen, was eigentlich los ist und ob es das wert ist?

Ist all die Wohlstandsvernichtung, Existenzzerstörung und Freiheitsberaubung gerechtfertigt?

Parole: Beschwichtigung statt Information

Nach über zwei Wochen Corona-Stillstand stellt sich die Frage: Wie ist die Situation heute? Haben die Maßnahmen etwas gebracht? Wie ist die Lage einzuschätzen? Mir scheint, dass die Bevölkerung darauf keine guten Antworten bekommt. Und das Virus macht mir große Sorgen.

Statt der immer gleichen Durchhalte-Parolen und grollendem Anprangern von ein paar unlustigen Witzbolden, wäre es Zeit, den Menschen zu erklären, was die Führungsriege des Landes in der nächsten Zeit vorhat. Oder geht man davon aus, dass Menschen sich ohne Weiteres immer auf die aktuelle Befindlichkeit zu einer eigentümlichen Kurve einzustellen haben? Es gibt tatsächlich Menschen in unserem Land, die ihre Betriebstätigkeit langfristig planen müssen, Finanzierungen nachkommen müssen, sich um Arbeitsplätze kümmern, für Angehörige und Kinder eine Zukunft organisieren ...

Es wird behauptet, dass alles glatt gehen wird. Aber tatsächlich lösen sich Produktions- und Lieferketten auf, wird Geld knapp und die Bildungsdurststrecke für Schulkinder und Absolventen wird nicht kleiner. Zwar wird behauptet, wir brauchen uns keine Sorgen zu machen – das bedeutet aber nicht, dass die Szenarien der Krisenmanager diese Gefahren verhindern.

Beunruhigende Signale

Es scheint, dass seit etwa zwei Monaten die Datenlage und Politik sowie Medien diametral entgegengesetzte Signale senden. Eine ideale Situation also für irregeleitete Reaktionen.

Die Beurteilung der Lage kann heute eigentlich nicht allzu schwierig sein. Vor zwei Monaten hatte man tatsächlich wenig Daten zu Virus, Verbreitung, Krankheitsverläufen usw. Vor zwei Monaten konnte man wahrscheinlich auch noch nicht genau wissen, welche Ressourcen Österreich für mögliche Szenarien zur Verfügung hat.

Vor zwei Monaten hatte man aber angeblich alles unter Kontrolle, und Gesundheitsminister, Wiener Stadträte und viele andere Politiker und "Experten" waren sich einig, dass das Coronavirus-Thema nur Panikmache sei. Leute, die Mundschutz und Desinfektionsmittel kaufen, würden irrationale Ängste verbreiten. Der WHO Chef Ghebreyesus und der ORF warnten vor Fake News, das wäre nämlich die reale Gefahr, nicht das Virus.

Zwei Monate später hat man wieder alles im Griff. Experten tagen, aber die Information, die sie liefern, ist nicht gerade aufschlussreich. Welche Schlüsse ziehen sie aus den neuen Daten? Welche Szenarien werden aktualisiert? Welche alternativen Maßnahmen gibt es? Und, was genau hat man denn herausgefunden, das nicht längst schon bekannt war? All diese Fragen werden weder gestellt noch beantwortet.

Ein Schutz, der vernichtet

Vor allem aber wird die Corona-Situation verengt auf die Gefahr durch das Virus. Die Bedrohung durch eine Rezession und die Folgen für die Bürger werden völlig ausgeblendet. Auch die Bedrohung der Bürgerrechte durch die neuen Normalitäten, die sich einschleifen, wird kaum beachtet. Sind diese Gefahren weniger bedrohlich?

Nein. Wer glaubt, dass nach der Corona-Zeit alles, was stillgelegt wurde, magisch wiederauferstehen wird? Hat man deswegen anfangs Ostern als Zeitrahmen vorgelegt?

Rezession und damit verbundene Wohlstandsverluste sind auch eine beachtliche Gesundheitsgefahr. Gerade in Österreich, wo historisch gesehen die erste sozialwissenschaftliche Untersuchung zum Thema Arbeitslosigkeit durchgeführt wurde und aus diesen Anfängen damals eine bedeutende neue Disziplin entstanden ist, sollte mehr Sensibilität für wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge selbstverständlich sein.

Neben den latenten Funktionen der Arbeit, die für Menschen sehr wichtig sind – wie soziale Kontakte, Lob und Anerkennung, Selbstwert usw. – ist Arbeit auch ein Gesundheitsfaktor. Arbeitslosigkeit ist für Menschen sehr belastend und hängt nicht nur mit erhöhter Selbstmordrate zusammen. Langfristige Arbeitslosigkeit hat ernste Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Sie korreliert mit weniger Lebensjahren, mehr Herz-Kreislaufbeschwerden und anderen chronischen Krankheiten. Dazu kommen die vielen gravierenden Probleme im Alltag.

Wer ist für die gescheiterten Kleinunternehmer und Arbeitslosen, die jetzt willentlich in diese Situation gebracht werden, später verantwortlich? Das AMS ist nicht in der Lage, so viele Menschen zu betreuen, geschweige denn ihnen Arbeit zu schaffen. Gescheiterte Kleinunternehmer haben es noch viel schwerer als Jungunternehmer, wieder auf die Beine zu kommen. Dabei ist noch gar nicht abzusehen, was die Betriebsschließungen an Folgen für Güterproduktion, Lieferketten, Warenversorgung usw. anrichten werden. Die Notgroschen, die die Regierung jetzt verteilt, werden nicht neue Chancen und Start-ups generieren. Der Phönix, den Kanzler Kurz irgendwann nach Ostern auferstehen lassen will, wird zuerst Österreich mit viel Asche zudecken.

Neben der wirtschaftlich prekären Situation sind auch beträchtliche Freiheitseinschränkungen für die Bürger geschaffen worden. Kaum jemand glaubt, dass diese irgendwann plötzlich verschwinden werden. Keine Kontrolle, keine Maßnahme, mit der Bürger überwacht und gegängelt werden können, ist jemals ohne Kampf zurückgenommen worden. Ich bezweifle, dass sich das österreichische Bürokratiemonster an den Corona-Maßnahmen überfrisst.

Angst, um Ignoranz zu verdecken

All diese Schreckensmaßnahmen sind ja nur notwendig, weil die zuständige Politik zwei Monate den Kopf in den Sand gesteckt hat. Hätte man schon vor zwei Monaten begonnen, wichtige Ressourcen anzuschaffen, etwa Testgeräte, Mundschutz, Geräte, Medikamente, wären wir in einer anderen Situation. Es hätte gereicht, wenn wir wie Südkorea die Grenzen kontrollieren, Mundschutz und Desinfektion einsetzten, sowie die Risikogruppen abschirmen. Es wären zumindest Alternativen da, und es müsste nicht das ganze Land stillgelegt und seine Volkswirtschaft ins Chaos gestürzt werden.

Das alles konnte aber nicht gemacht werden, weil man in Österreich das Corona-Thema für Fake News hielt. So wurde nichts vorbereitet, und stattdessen wurden zu spät irrwitzige Maßnahmen ergriffen. Der Gipfel des Wahnsinns ist aber, dass man diese Maßnahmen ex-post offenbar nicht einmal beurteilen kann. Bisher ist man weder in der Lage schlüssige Daten zu liefern, noch kann man erklären, an welchen Benchmarks die Maßnahmen evaluiert werden und was sie für die Zukunft bedeuten.

Die Datenlage des Gesundheitsministers scheint so peinlich für unsere Bürokratie, dass nur spärlich Informationen nach außen dringen. Wenn man, wie SPÖ-Vorsitzende Rendi-Wagner anklingen ließ, nicht einmal weiß, wie viele Intensiv-Betten frei sind – nach einem Monat fieberhafter Krisenstabtätigkeit und Wichtigtuerei –, dann ist es schwer, nicht alle Hoffnung fahren zu lassen.

Der Horror-Virus

Nun zur angeblichen Gefährdung und den Informationen über das Virus, die allgemein zugänglich waren und sind. Vor zwei Monaten, Anfang Februar, wurden die ersten Fälle auf dem Kreuzfahrtschiff "Diamond Princess" bekannt. Viele Wissenschaftler haben den Verlauf der Ausbreitung und Krankheitsverläufe auf dem Quarantäne-Schiff studiert. Seither ist die Datenlage außerhalb Chinas so weit fortgeschritten, dass sowohl wissenschaftliche Journale als auch Institutionen und Forscher vieler Fachgebiete eine beachtliche Aufarbeitung geleistet haben. Mittlerweile weiß man einiges über das Virus, Risikogruppen, Verbreitungswege, Infektionszuwächse usw.

Das alles könnte man heranziehen, um die Situation in Österreich systematisch zu klären. Was ist notwendig? Welche Möglichkeiten gibt es zum Schutz? Wie gefährlich ist die Situation. Die Daten können aber nur informieren – die Maßnahmen aber sind die politischen Schlüsse, die daraus gezogen werden. Nehmen wir als Beispiel für Daten als Entscheidungsgrundlage diejenigen über die Mortalitätsrate. Das soll auf keinen Fall unsensibel klingen, aber dies sind ziemlich robuste Daten, zumindest von außerhalb Chinas, die einigermaßen standardisiert und verlässlich erfasst werden.

Wie wir wissen, ist Covid-19 ein Virus, der zur Influenza-Familie gehört. Also ist der Vergleich mit der bekannten Grippe naheliegend, um ein besseres Verständnis zu erlangen: In der Grippe-Periode 2018/19 gab es in Deutschland 402 laborbestätigte Fälle (von 130.458 positiv getesteten), die an der Grippe gestorben sind. 2019/20 waren es 247 Personen von 145.258 positiv getesteten Personen laut Robert-Koch-Institut (RKI). Also liegt die Mortalitätsrate in Deutschland, das sind Todesfälle im Verhältnis zu Infizierten, in diesen Perioden zwischen 0,2 und 0,3 %.

Es gibt vom RKI auch viel höhere Zahlen, denen zufolge Tausende Menschen jedes Jahr in Deutschland an der Grippe sterben, aber diese Zahlen sind Schätzungen. Diese Dunkelziffer-Schätzungen berechnet das RKI, weil man davon ausgeht, dass die Influenza als Todesursache häufig nicht erkannt und registriert wird. Mit diesen Schätzungen werden etwa Empfehlungen zur Grippe-Impfung untermauert.

Für 2018 weist die Statistik Austria 451 Influenza-Todesfälle aus. In Österreich schätzt das Influenza-Surveillance-System die tatsächlichen Todesfälle auf 2.851 Personen in diesem Zeitraum. Bei den Covid-19-Meldungen aus dem Sozialministerium haben wir es mit laborbestätigten Fällen zu tun, also nicht Schätzungen. Außerdem werden sowohl bei der herkömmlichen Grippe als auch bei Covid-19 nicht alle Verdachtsfälle auf das Virus getestet. Da also einerseits bei Covid-19 die laborbestätigten Fälle vorliegen und es andererseits bei beiden Krankheiten wahrscheinlich viele unentdeckt Infizierte gibt, scheint mir der Vergleich der gezählten, laborbestätigten Fälle legitim.

"The Lancet", eines der angesehensten wissenschaftlichen Journale im Bereich Medizin, hat am 12. März einen Artikel zum Covid-19-Mortalitätsthema veröffentlicht. Eine der Schwierigkeiten, die Mortalitätsrate für die aktuelle Pandemie zu errechnen, ist, dass die Todesfälle, die heute bekannt sind, aus einer anderen Anzahl infizierter Personen stammt, als die Anzahl die heute bekannt ist. Nehmen wir Österreich als Beispiel: 30. März (Sozialministerium, Stand 15.00 Uhr), sind 9.377 Personen positiv auf Covid-19 getestet und 108 Personen daran verstorben. Nach der einfachen Berechnungsmethode, also 108 dividiert durch 9.377, bedeutet das ca. 1,2 Prozent Mortalitätsrate. Man könnte sagen, das ist ähnlich der Influenza-Rate.

Anders als bei einer Grippe-Periode aber, wo jedes Jahr ein gleicher Zeitraum, der zu einem bestimmten Stichtag beginnt und endet, betrachtet wird, ist die Corona-Pandemie aber noch im Gange. Während die Fallzahlen also bei der Influenza-Beobachtung immer die Daten einer vollen Periode betrachtet, sehen wir derzeit nur Daten eines Ausschnitts aus der Infektionsperiode.

Die Autoren des Lancet-Artikels geben daher zu bedenken, dass sich Patienten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt sterben, viel früher infiziert haben. Daher sollte man die Todesfälle zur Fallzahl zu diesem Zeitpunkt in Relation setzen. Also, etwa die Todesfälle vom 30. März, 22 Personen, in Relation mit der Covid-19-Fallzahl vom 16. März, 1.018 Personen, wäre eine Mortalitätsrate von ca. 2,2 %, also etwas höher als oben berechnet. Die Lancet-Autoren schätzen die Mortalität für den Coronavirus weltweit auf 5,7 %, wenn die Fallzahlen mit 14-tägiger Diskrepanz herangezogen werden.

Sicher, die gewöhnliche Influenza kann seit vielen Jahren beobachtet werden und die Mortalitätsrate des neuen Virus schwankt noch beträchtlich. Wir sehen zwar, dass momentan tatsächlich viel weniger Personen an Covid-19 gestorben sind. Aber wie groß das Risiko der Infizierten ist, daran zu sterben, ist daraus nicht abzuleiten. Wir wissen auch nicht, wie viele Menschen derzeit Symptome zeigen und wie viele noch dazu kommen.

Aber selbst wenn wir zwei Wochen in die Zukunft rechnen, mit der mittleren Zuwachsrate vom März, knapp 18 Prozent (was bedeutend höher ist als wir in der letzten Woche hatten), sind wir am Ostermontag bei einer Fallzahl von 95.200 Personen. Das ist nur etwas mehr, als es 2018 bestätigte Grippe-Fälle gab. Mit einer kleineren Rate, von 10 Prozent, wären es ca. 36.000 Personen. Wenn aber die Mortalitätsrate höher ist als bei der Grippe, z. B. 5,7 % wie von den Lancet-Autoren geschätzt, oder etwa 3,4 % wie die WHO schätzt, müssten wir mit 5.141 bis 3.067 Todesfällen aus einer ähnlichen Anzahl Infizierter wie der Grippe rechnen. Eine Schätzung, die ebenfalls der Dunkelziffer-Schätzung über die Grippe-Toten in Österreich nahekommt.

Was sieht das im Kontext der Sterberaten insgesamt aus? Bis 31. März sind in Österreich 128 Menschen mit Covid-19-Infektion gestorben. Im Jahr 2018 starben lt. Statistik Austria im März 8.339 Personen, etwa 7.000 Personen sterben pro Monat in Österreich. EuroMomo erfasst die Sterbedaten europäischer Länder seit vielen Jahren. Laut diesen Berichten sank im Jahr 2020 die Sterberate in Österreich sogar unter den bisherigen Durchschnitt. In Italien, dem vom Corona-Virus am stärksten betroffenen Land in Europa, kann man nur in einem sehr kurzen Zeitraum im März signifikante Abweichungen von der normalen Sterberate feststellen.

Wie schlimm ist der Worst-Case?

Die entscheidenden Frage sind:

1) Falls das Worst-Case-Szenario zutrifft, wie schlimm wäre das?

2) Welche alternativen Möglichkeiten gibt es zum derzeitigen Stillstand?

Ad 1) Wie schlimm ist das Worst-Case-Szenario? Leider kenne ich das Szenario nicht, das die Regierung vor Augen hat. Es wäre sehr interessant zu wissen, was man sich da vorstellt. Falls sie sich jedoch an den Szenarien orientiert, die das Imperial College unter Neil Ferguson modelliert, u. a. auch zu Österreich, dann ist der Worst-Case, wenn alle Beschränkungen aufgehoben werden und nichts gegen die Verbreitung des Virus getan wird, 200 Tote bis 6. April, wohlgemerkt: Wenn nichts getan wird!

Das also wäre der Worst-Case? Eine ähnliche Infektionswelle und Mortalität wie bei der Grippe? Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will da nichts kleinreden! Aber wäre es angesichts dessen nicht gerechtfertigt, auch über andere Modelle der Eindämmung nachzudenken?

Leider ist davon nichts zu bemerken. Auch die Szenarien des Imperial College umfassen nur europäische Länder. Die Maßnahmen, mit denen Südkorea oder Taiwan die Pandemie schnell in den Griff bekommen haben, werden in diesen Studien nicht berücksichtigt.

Dem gegenüber stehen die derzeit unabsehbaren Folgen des wirtschaftlichen Crashs. Derzeit steht ja nicht nur Österreich still, sondern auch die wichtigsten Industrienationen Europas. Das wird nicht nur einen bedeutenden Wohlstandsverlust herbeiführen, sondern, wie oben schon erwähnt, viele Lebensjahre kosten.

Sicher, niemand sollte der Gefahr einer solchen Erkrankung ausgesetzt sein. Aber totaler Schutz ist eine Illusion. Dass niemand vorsätzlich gefährdet werden darf, wäre eine Richtlinie, die das Vorausschauen bei Betroffenen und Verantwortlichen adressiert. Die Ressourcen bereitstellen für eine Notlage, rechtzeitig handeln und sorgfältig überwachen, wäre dabei die Devise. Dadurch werden Leben der Betroffenen gerettet, ohne das Leben der Anderen abzuwürgen.

Ad 2) Alternative Strategien gibt es viele, die in anderen, erfolgreichen Ländern vorgemacht wurden und werden. Die Devise lautet meistens: Grenzen schließen bzw. Einreisende kontrollieren und testen, Risikogruppen schützen, Infizierte und Super-Spreader tracken und umfangreich in der Bevölkerung testen, sowie erhöhte Hygiene und Mundschutz in der Öffentlichkeit und zu Hause.

Das alles ist jedem in Österreich zuzumuten und braucht weder die Einschränkung der Bürgerfreiheiten noch die Vernichtung der Wirtschaft. Südkorea, Taiwan, Japan usw. zeigen, dass das sehr gut funktioniert. Auch die österreichische Bevölkerung hat sich bisher motiviert und engagiert gezeigt, sodass solche Modelle auch uns zuzutrauen wären.

Zusammenfassend scheint mir, dass ein relativ kleiner Ausschnitt der Corona-Situation die Wahrnehmung von Politik, Medien und Menschen beherrscht. Außer den Maßnahmen der Regierung scheint es keine Möglichkeiten mit der Situation umzugehen zu geben. Außer der Erkrankung mit dem Horror-Virus scheint es keine anderen Anlässe zur Besorgnis zu geben. Leben zählen nur, wenn sie vor dem Coronavirus gerettet werden sollen. Existenzen, die dadurch vernichtet werden, dringen nicht in das öffentliche Bewusstsein.

Dabei läuft die Wahrnehmung der Gefahr durch das Virus völlig aus dem Ruder. Wenn ein rasanter Covid-19-Zuwachs bedeutet, dass etwa so viele Menschen wie mit der gewöhnlichen Grippe infiziert werden, kann ich die Dramatik der Situation nicht nachvollziehen.

Wenn die Mortalitätsrate etwa in der Größenordnung wie bei der Grippe (bestätigte oder geschätzte Fälle) liegt, und Menschen effektiv vor Ansteckung durch Quarantäne und Testungen geschützt werden können, kann ich den Totalanschlag auf die österreichische Wirtschaft nicht verstehen.

Und wenn die Regierung ein schreckliches Szenario auf Österreich zukommen sieht, dann kann ich nicht verstehen, warum sie uns keine verständlichen Informationen dazu liefert. Und wenn ich alles richtig zusammengefasst habe, dann verstehe ich die Medien und vor allem die ORF-Berichterstattung nicht.

Quellen:

EuroMomo – European monitoring of excess mortality
https://www.euromomo.eu/index.html

Ferguson, Neil et al. (2020). Estimating the number of infections and the impact on non-pharmaceutical interventions on COVID-19 in 11 European countries.
https://www.imperial.ac.uk/media/imperial-college/medicine/sph/ide/gida-fellowships/Imperial-College-COVID19-Europe-estimates-and-NPI-impact-30-03-2020.pdf

Influenza Surveillance Österreich:
https://www.virologie.meduniwien.ac.at/wissenschaft-forschung/virus-epidemiologie/influenza-projekt-diagnostisches-influenzanetzwerk-oesterreich-dinoe/aktuelle-saison-20192020/

RKI Influenza 2012/13
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2015/03/Art_01.html

Baud, D. et al. (2020). Real estimates of mortality following COVID-19 infection; The Lancet, https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(20)30195-X/fulltext

 Statistik Austria, Todesfälle 2018:
https://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/todesursachen/todesursachen_im_ueberblick/index.html

Simone Griesmayr hat Kulturmanagement studiert und ist freiberuflich in Wien tätig.

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