Einer der wenigen österreichischen Gegenwarts-Denker, Thomas Bernhard, blickte mit Verachtung auf ein riesiges Heer von opportunistischen Staatskünstlern und Politbürokraten hernieder: "Sie verschwinden alle wieder von selber. Wenn man ein bisserl warten kann." (Bernhard: "Die Ursache bin ich selbst", 1987). Erst dann findet die Vernunft wieder Gehör: "Die Vernunft, sie, die ewige und still geduldige, kann warten und beharren. Manchmal, wenn die anderen trunken toben, muss sie schweigen und verstummen. Aber ihre Zeit kommt, immer kommt sie wieder."[1] (St. Zweig: "Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam")
Das Werk des deutsch-österreichischen Politologen Michael Ley gehört dazu: "Es wird in Europa zu einer Revolte kommen. Denn immer weniger Menschen fühlen sich noch der Mehrheitsgesellschaft verpflichtet. Sie leben auf Dauer in Gegenkulturen. Mit einer solchen Entwicklung kann der Gesellschaftsvertrag zwischen den Generationen, den verschiedenen Milieus keinen Bestand mehr haben… Die Folgen sind…: steigende Kriminalität, urbaner Zerfall durch Entstehung von Slums, ethnisch-religiöse Auseinandersetzungen und Bandenkriege, politische Radikalisierung... Europa wird dem Verfall preisgegeben…" (Ley / Fink: "Die kommende Revolte", 2012)
Ley’s düstere Theorien sind bereits Wirklichkeit: No-go-Zones, Messermorde, Scharia-Selbstjustiz, Fremdkultur-Vergewaltigungen, Antifa-Terror, Araber-Clans beherrschen ihre urbanen Parallelwelten. Für Leys Schriften lieferte Kafka den Prolog: "Ein Buch muss eine Axt sein – für das gefrorene Meer in uns." – Und wer sind die Verursacher für diesen sozio-politischen Kollaps? "Hitlers Kinder – Die Generation der Achtundsechziger" (Basilisken-Presse, 2018)
"Das Ziel der 68er war, die bestehende Gesellschaft zu zerstören. Mit dem Konzept des Multikulturalismus und der … extremen Islamisierung stehen sie heute kurz vor der erhofften gesellschaftlichen Erlösung. Aus der absurden Idee einer Erlösung durch Vernichtung … schmiedeten (sie) den Wahn einer kollektiven Selbstvernichtung. Die 68er leben seit Jahrzehnten in einer Scheinwelt, die auf einem Schuldkult und Selbstverachtung beruht …
Adolf Hitler und seine total fehlgeleiteten Kinder haben eines gemeinsam: den Größenwahnsinn. Während Hitler die Deutschen durch ein Tausendjähriges Reich zu retten (versuchte), möchten seine Nachfolger jegliche deutsche und europäische Identität durch eine Massenflutung von Migranten eliminieren, um einen neuen Menschen zu schöpfen." ("Hitlers Kinder…")
Damit aber haben die 68er den "Selbstmord des Abendlandes" durch "die Islamisierung Europas" (Hintergrund-Verlag, 2015) unumkehrbar eingeleitet. Ihr Finale furioso dirigiert eine apokalyptische Reiterin, eine Katastrofiki Thea: "Angela Merkel ist – nach Adolf Hitler – die größte Rechtsbrecherin der neueren deutschen Geschichte: Als mächtigste Politikerin Europas öffnete sie alle Tore für die Islamisierung des Kontinents und gefährdet dadurch den Bestand der europäischen Zivilisation." (Ley: "Die letzten Europäer", 2017)
Es fehlt noch Nietzsche: "Ich beschreibe, was kommt, was nicht mehr anders kommen kann: die Heraufkunft des Nihilismus… Dieses Schicksal kündigt überall sich an." (1882) Doch selbst Ley hält eine Morgenröte für möglich: Die letzte Hoffnung beruht für den Westen auf einer neuen, langen Reconquista: "Der Krieg zwischen einem rechristianisierten Europa und einem islamisierten, multikulturellen Eurabia wird das europäische Armageddon sein." (Ley: "Die letzten Europäer")
Leys Analysen decken sich mit denen von Viktor Orbán: "Der Westen fällt, während Europa nicht einmal bemerkt, dass es besetzt wird. … Anscheinend haben sich die Entwicklungsrichtungen (von) West- und Mitteleuropa getrennt. … In Westeuropa sind die alten, großen europäischen Nationen zu Einwanderungsländern geworden." (Viktor Orbán: "Rede zur Lage der Nation, 18.2.2018) – Doch zuvor kündigt sich für die links-nihilistischen Eliten Europas eine Götterdämmerung an:
"Europa ist mit einer zivilisationsgeschichtlichen Zäsur konfrontiert, die in seiner Geschichte keine wirkliche Parallele hat. Weder der Untergang des Römischen Reiches noch die ’Türkenbedrohungen‘ …: Auch nach der Blüte Roms blieb der Kontinent europäisch und die Barbaren akkulturierten sich an die bestehende Zivilisation; die Sultane des Osmanischen Reiches … hätten niemals den gesamten Kontinent erobern können, weil Europa (noch) zu christlich war.
Vielleicht lässt sich die heutige Lage Europas noch mit dem islamisierten Spanien seit dem 10. Jahrhundert bis zur erfolgreichen Wiedereroberung im 15. Jahrhundert vergleichen. (Aber) … das heutige Europa (bis auf die genannten mittel- und osteuropäischen Gesellschaften) hat den Invasoren so gut wie keine religiösen, ethischen, kulturellen und politischen Überzeugungen entgegen zu setzen. (Ley: "Reconquista – Menschenrecht oder Islam", Hess-Verlag, 2019)
Leys "Reconquista" behandelt ausführlich Prozess, Ursachen und Folgen der "Islamisierung Europas": "Europas ärgste Judenfeinde sind die Muslime, die … den mühsamen europäischen Zivilisationsprozess gegen den Antisemitismus unterlaufen. Nach Jahrzehnten … erscheint das Gespenst der Judenvernichtung in einer neuen europäischen Gestalt: Der islamische Antisemitismus." ("Reconquista") Somit aber ist der Islamismus "letztlicher Vollstrecker der nationalsozialistischen Heilsversprechung" (Ley) – und die Alt-68er sind dessen Lager-Kapos:
"Die Grundlage der islamischen Herrschaft besteht nicht in einer besonderen Wirtschaftsethik oder einer hoch entwickelten Rechtspraxis, sondern in den vielfältigen Formen der Eroberung und Unterwerfung nicht-islamischer Gesellschaften. Die Ethik des Islam ist nicht universalistisch, sondern dualistisch: die Unterscheidung gilt zwischen Gläubigen (d. h. Muslimen) und Ungläubigen. Ungläubige (Kuffar) … dürfen gehasst, betrogen, verhöhnt und versklavt werden. … Unterschiedslos (sind das) alle Nicht-Muslime – Juden, Christen, Hindus, Agnostiker und Atheisten." ("Reconquista")
Doch mit der Islamisierung Europas importierte der senil gewordene Kontinent auch "die Implosion der islamischen Zivilisation als Voraussetzung eines postmodernen Kolonialismus" (III. Kapitel). Denn "die islamische Zivilisation fand in keiner Weise eine Antwort auf die Herausforderungen der westlichen Moderne."
Mit Ausnahme der Türkei als Nationalstaat unter Atatürk "etablierten sich ansonsten Diktaturen, die eine Synthese von Nationalismus und Sozialismus darstellten und kläglich scheiterten… Einzig die radikalen … Muslimbrüder formulierten eine islamisch-faschistische Moderne, die heute die größte Bedrohung für die westliche Welt darstellt. Die Gründe für das komplette zivilisatorische Versagen der Muslime auf die Herausforderungen der politischen und kulturellen Moderne können nur in den theologischen und politischen Grundlagen des Islam gefunden werden." ("Reconquista")
In der germanischen Ragnarök, der Götterdämmerung, entsteht eine neue Welt erst durch den Endkampf zwischen Riesen und Göttern. Danach folgt als Übergang ein unendlich langer Winter: Westeuropa wird zurückfallen ins finsterste 17. Jahrhundert:
"Der postmoderne Dreißigjährige Krieg wird … wohl nicht viel angenehmer sein: Staatszerfall, d. h. weitgehender Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung, Verlust einer umfassenden Rechtstaatlichkeit und des … Sozialstaates, Staatsbankrotte sowie desolate Geld- und Finanzsysteme werden zum Alltag vieler Menschen gehören." ("Reconquista")
Wird sich Westeuropa neu konsolidieren? In der Ragnarök entsteht schließlich durch den Ausgleich von Ordnung und Chaos ein neues Gleichgewicht. Viktor Orbán hatte den Schlachtruf schon 2015 ausgegeben: "Wir wollen starke Nationalstaaten, starke Führer an der Spitze Europas sehen. Wir haben die Migranteninvasion an den Südgrenzen Ungarns aufgehalten,… wir werden den Niedergang Europas aufhalten." (Orbán: "Rede zum Nationalfeiertag." 15.3.2019, DieWelt)
"Eine Renaissance Europas kann nur von den nicht islamisierten Staaten Mittel- und Osteuropas ausgehen. (Sie müssen) das freiheitliche Europa verteidigen, und eine wichtige Säule einer neuen europäischen Ordnung werden …
Vermutlich wird sich um die sogenannten Visegrád-Staaten eine neue europäische Konföderation bilden (u. a. mit den baltischen Staaten und auch Russland) … Europa spielt keine "welthistorische" Rolle mehr, sondern muss um seine nackte Selbsterhaltung kämpfen. Die einstige zivilisatorische Selbstüberhöhung wird dem blanken existentiellen Überlebenswillen weichen:" ("Reconquista")
Stefan Zweig, der letzte europäische Humanist wider besserer Hoffnung, setzte vor 78 Jahren seinem Leben im brasilianischen Exil ein freiwilliges Ende – aus Verzweiflung vor dem Untergang der "Welt von Gestern": "Nachdem … meine geistige Heimat Europa sich selber vernichtet … grüße ich alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus." (Zweig - Petropolis 22.2.1942)
Wird (nach dem kurzen Kulturtotentanz der 68er-Postmoderne) die lange Nacht übergehen in eine Morgenröte?
"Der Zerfall eines Gemeinwesens mag schrecklich sein, im Regelfall bildet sich nach und nach eine neue politische und gesellschaftliche Ordnung. Der Untergang des Nationalsozialismus und der Wiederaufbau Deutschlands sind ein leuchtendes Beispiel für eine Apokalypse und die Regeneration einer Gesellschaft nach einer Periode politischen Wahnsinns. Den meisten europäischen Gesellschaften wird dieser relativ einfache Weg zur Wiedergesundung verschlossen sein: Der kommende islamische Totalitarismus kann nicht einfach militärisch besiegt werden, da es sich um einen asymmetrischen Krieg handelt, um eine Auseinandersetzung zwischen einem religiösen Totalitarismus, dessen Waffen die demographische Überlegenheit ist und dessen Ziel die Vernichtung der abendländischen Zivilisation." ("Reconquista")
Möge der Funken der nationalen und der universal-christlichen Identität des Ostens noch einmal den Westen elektrisieren: "Solange wir leben, wird unser Geist niemals besiegt werden. Mögen wir überall auf der Welt geboren werden, mag unser Schicksal gut oder hart sein." (aus: Hymnus der ungarischen Szekler in Siebenbürgen-Rumänien)
Im Kollaps von historischen Epochen löst das Prinzip vom "Vorteil der Rückständigkeit" das "Paradox der hohen gesellschaftlichen Entwicklung" ab, welches genau die Kräfte hervorbrachte, die sie schließlich untergruben. (Ian Morris: "Wer regiert die Welt", 2011)
"Ich glaube an die einfachen Dinge. An die Arbeit, an die Familie und an die Heimat. Ich glaube daran, dass … wir Ungarn dann eine Zukunft besitzen, wenn wir Ungarn bleiben. Wir pflegen unsere Sprache, verteidigen unsere ungarische und christliche Kultur, bewahren die Unabhängigkeit und die Freiheit Ungarns.” (Orbán: "Rede zur Lage der ungarischen Nation", 18.2.2018)
Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien). Seit 2009 unterrichtet er auch wieder an österreichischen Schulen.