Auch in Österreich ist zu befürchten, dass die Corona-Pandemie zum Tod von tausenden Menschen führen wird, wobei der überwiegende Teil dieser Menschen nicht direkt dem Virus sondern der hysterischen Überreaktion unserer Politiker zum Opfer fallen wird. Die Maßnahmen unserer Bundesregierung zur Eindämmung von Covid-19 haben weite Teile der Bevölkerung über Wochen sozial isoliert, die Existenzgrundlage von Hunderttausenden zerstört und zahlreiche Erwerbstätige in die Abhängigkeit von staatlichen Almosen getrieben. Existenzangst, Einsamkeit, körperliche Inaktivität und Langeweile rufen nachweislich gesundheitliche Probleme hervor, die eine deutliche Zunahme der Sterblichkeit in unserem Land nach sich ziehen könnten.
Die Zahl der Arbeitslosen in Österreich hat innerhalb der letzten Wochen den höchsten Wert seit 1946 erreicht. Schon in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde in groß angelegten sozialmedizinischen Studien nachgewiesen, dass Arbeitslosigkeit die Entstehung einer Fülle von körperlichen und psychischen Erkrankungen begünstigt. Seither ist bekannt, dass der Verlust des Arbeitsplatzes zu einer gesundheitsschädigenden Zunahme von Blutdruck-, Harnsäure- und Cholesterinwerten führt und bei bereits bestehenden Erkrankungen häufig zu deren Chronifizierung beiträgt.
Darüber hinaus weiß man längst, dass praktisch alle psychischen Erkrankungen, vor allem Depressionen, Angst- oder Suchterkrankungen, bei Arbeitslosen signifikant gehäuft auftreten. Die einschlägigen Studien haben außerdem gezeigt, dass nicht nur die vom Arbeitsplatzverlust direkt Betroffenen mit einer Verschlechterung ihres Gesundheitszustandes zu rechnen haben, sondern auch deren Angehörige.
Die Wirtschaftskrise in Griechenland im Jahr 2015 hat in einem Land mit traditionell wenigen Suiziden einen Anstieg der Selbstmordrate um 36 % gebracht. Ein ähnlicher prozentueller Anstieg der Suizidrate würde für Österreich bedeuten, dass sich pro Jahr etwa 400 Menschen nur deshalb das Leben nehmen, weil ihnen die Verordnungen unserer Regierung die existentielle Grundlage genommen haben.
Auch soziale Isolation, wie sie derzeit ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung erleidet, wurde als bedeutender Risikofaktor für die körperliche und psychische Gesundheit identifiziert. In einer 2019 in Finnland durchgeführten Studie konnte nachgewiesen werden, dass einsame Menschen um 42 % häufiger einen Herzinfarkt und um 39 % häufiger einen Schlaganfall erleiden als sozial aktive Menschen. Bereits ein geringer prozentueller Anstieg dieser Krankheitsbilder würde in Österreich Tausende Tote zur Folge haben.
In den letzten Wochen wurden Patienten vorzeitig aus stationären Behandlungen entlassen, Krebsoperationen und Chemotherapien verschoben, Vorsorgeuntersuchungen ausgesetzt und Arztpraxen geschlossen. All das wird damit gerechtfertigt, dass es der Volksgesundheit zuträglich sei. In Wahrheit aber haben diese Maßnahmen den weiteren Krankheitsverlauf bei vielen Patienten verschlechtert.
Regierungspolitiker und Massenmedien zählen zu den Profiteuren dieser Pandemie. Erstere erhalten eine mediale Aufmerksamkeit, die sie in diesem Ausmaß außerhalb von Krisensituationen nur punktuell und kurzzeitig erhalten. Umweltkatastrophen und Epidemien bieten Regierungen die Möglichkeit, sich als Retter in der Not zu inszenieren. Sie können Lösungen anbieten während sich die Rolle der Opposition darauf reduziert, Vorschläge zu machen. Je mehr Menschen in die Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen getrieben werden, desto größer die Macht von Politikern und Parteien.
Die Massenmedien leben traditionell von der Verbreitung negativer Nachrichten. Bad news are good news – das gilt nicht nur in Ausnahmesituationen als durchgehendes Prinzip medialer Berichterstattung. In Krisen steigen die Einschaltquoten der Nachrichtensender und die Auflagenhöhen der Zeitungen. Sogar der ORF, der in den vergangenen Jahren einen kontinuierlichen Schwund seiner Hörer und Seher zu bedauern hatte, profitiert von dieser Entwicklung. Mit frisierten Statistiken über Coronainfizierte und -tote wird die Aufmerksamkeit der Bevölkerung an die Berichterstattung gebunden und die Beschränkung der Bürgerrechte gerechtfertigt.
Die Vorteile, die globale Krisen für politische Machthaber und Medien bringen, erklären auch, warum sich das Verhalten der Regierungen unabhängig von ihrer politischen Verortung weltweit so ähnelt. Die Nachteile der Bürger sind gleichzeitig die Vorteile der Regierungen. Die Freiheit der einen schwindet, die Macht der anderen steigt.
Quasi über Nacht hat die österreichische Bundesregierung ein gesellschaftliches Klima geschaffen, das an die düstersten Zeiten unserer Geschichte erinnert. Politiker bestimmen jetzt, wann die Menschen ihre Wohnungen verlassen dürfen, ob sie ihre Angehörigen und Freunde sehen dürfen und wieviel Abstand sie zu ihren Mitmenschen einzuhalten haben. Spaziergänger werden in Parks festgenommen, Wanderer mit Polizeihubschraubern gejagt. Das Versammlungsrecht wurde abgeschafft und die Kritiker dieser Beschränkungen werden als "Fall für die Polizei" bezeichnet.
Unsere Minister überbieten sich derzeit in den Vorschlägen, wie der Überwachungsstaat weiter ausgebaut werden kann. Gleichzeitig wird die Bevölkerung bei Laune gehalten, in dem man ihr empfiehlt, fraglich wirksame Schutzmasken zu häkeln und um 18:00 Uhr auf den Balkonen Musikdarbietungen zu bringen. Es wird suggeriert, die Einschränkung der Bürgerrechte würde Menschenleben retten. Wen wundert es also, dass sich einige besonders hervortun, indem sie die Einhaltung der Verordnungen demonstrativ zelebrieren und ihre Nachbarn bei Verstößen gegen die Ausgangssperren denunzieren? Diese Übereifrigen gehen dann abends mit dem erhebenden Gefühl schlafen, Gutes getan zu haben – wie vor 80 Jahren diejenigen, die den Behörden gemeldet haben, dass in ihrer Nachbarschaft ein Kind mit Down-Syndrom versteckt gehalten wird, das eigentlich einem Euthanasie-Programm zum Erhalt der Volksgesundheit zugeführt werden sollte.
Keine Frage: Ein Shutdown kann die Ausbreitung von Virusinfektionen verlangsamen. Vielleicht kann damit auch das Überleben einiger multimorbider Alter gesichert werden. Gleichzeitig aber verursachen solche drastischen Eingriffe in unser Leben Kollateralschäden, die Jung und Alt gleichermaßen treffen und wahrscheinlich in Summe mehr Menschen töten als retten.
Es ist anzunehmen, dass die Bundesregierung nach Ende der Coronakrise Berechnungen veröffentlichen wird, die nachweisen sollen, wie die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Personen durch die von ihr gesetzten Maßnahmen kleingehalten werden konnte. Gleichzeitig darf bezweifelt werden, dass Forschungsgelder dafür bereitgestellt werden, um die schädlichen Konsequenzen dieser Maßnahmen zu untersuchen.
Die österreichische Regierung hat auf die Herausforderungen der Corona-Pandemie unbesonnen und überzogen reagiert. Sie hat innerhalb weniger Tage unser Land in einen Polizeistaat verwandelt, der mit harter Hand gegen jeden vorgeht, der sich nicht den Anordnungen der politischen Macht unterwirft. Man kann aber das Überleben einer Gesellschaft nicht sichern, indem man sie abschafft. Diese Krise zeigt, wer sich in Ausnahmesituationen die Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren kann und wer zum Mitläufer in einer stupiden Masse wird, die brav das nachplappert, was die Medien vorgeben und die politischen Entscheidungsträger hören wollen. Die Forderung dieser Zeit an die Regierenden muss lauten: "Steht zu euren gesundheitsgefährdenden und für viele tödlichen Fehlentscheidungen und macht sie rückgängig – besser heute als morgen!"
Dr. Robert Strauß ist Facharzt für Psychiatrie in Innsbruck, gerichtlicher und Amtssachverständiger und Lehrbeauftragter an Fachhochschulen für Gesundheit.