Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit verschlechtert sich. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass Leistungswettbewerb unbequem, aber unvermeidbar ist. Auch wenn zahlreiche Österreicher keine Sympathie für "den Markt" aufbringen, können wir dennoch nicht ignorieren, dass der Wettbewerb ein effizientes Instrument für die Weiterentwicklung von Wissen und Technik ist.
Die Freude am Erwerb von Wissen und an der Schaffung von neuen Problemlösungen ist offensichtlich eine unverzichtbare Voraussetzung, um sich im internationalen Standortwettbewerb zu bewähren. Wir benötigen mehr "Pioniere des Wissens", die fortwährend versuchen, anderen (unbekannten) Wettbewerbern zuvorzukommen.
Die Entwicklung von Wissen und die Anwendung von fachlichen Kenntnissen verlangt jedoch eine Atmosphäre des Zulassens von Neugier, von Fragen, von Alternativen, von sachlichen Konflikten und von argumentativer Erörterung. Kreativität, Verantwortungsbereitschaft und Mut sind erforderlich, um (oft kleine) Neuerungen umzusetzen, die eine Basis für wirtschaftliches Wachstum sind.
Die Mitarbeiter von "Wissensunternehmen" streben ständig nach Verbesserungen. Sie ersehnen Erfindungen und erbringen oft außergewöhnliche Leistungen, die aber leider von den meisten Medien dieses Landes kaum zur Kenntnis genommen werden. In der veröffentlichten Meinung dominieren angesichts des erforderlichen Strukturwandels bloß Verunsicherung, Misstrauen, Angst und Pessimismus. Es fehlt ganz einfach die Begeisterung für natur- und ingenieurwissenschaftliche Leistungen.
Der Wettbewerb koordiniert und steuert den Fortschritt des Wissens.
Im Wettspiel wird die Qualität einer Wissensleistung überprüft. Es wird getestet, ob sich eine Idee und deren Transformation in technologische Systeme als erfolgreich erweisen. Irrtümer und Fehler können erkannt werden. Das Aufzeigen von Mängeln und die Folgen von Fehlschlägen ermutigen auch die Mitbewerber, neue Lösungen zu suchen.
Im Wettbewerb wird Wissen mitgeteilt, verbreitet und verwertet. Es werden Lernprozesse initiiert und das Wissen passt sich an Veränderungen an. Wege ins Unbekannte werden beschritten. Die Suchenden vertrauen der Vernunft, obwohl sie erkennen, dass sie nur ein vorläufiges Wissen finden können.
Die Zukunft der Wissensentwicklung ist offen. Experimentierfreudigkeit ermöglicht jedoch, Chancen zu nutzen und neu gewonnenes Wissen derart anzuwenden, dass die Produktivität gesteigert werden kann.
Obwohl die meisten Österreicher erkannt haben, dass der Umgang mit Wissen sowie der Erwerb und die Entdeckung von Wissen einen Standort- und Wettbewerbsvorteil darstellen können, fördern viele von ihnen keineswegs eine Begeisterung für das Lernen. Zahlreiche Menschen haben immer weniger Vertrauen in wissenschaftliche Kenntnisse und in technische Neuerungen. Die gesellschaftliche Geringschätzung von Forschern, von Wissenschaftlern und von Lehrern blüht.
Der internationale Wissens- und Leistungswettbewerb sendet uns Signale, in welche Richtung wir uns bemühen sollten. Er zeigt uns an, welche Verhaltensweisen außerhalb Österreichs belohnt werden und er informiert uns darüber, an welche Regeln wir uns halten müssen, um Vertrauen zu erwerben und Erfolge zu erzielen.
Zahlreiche Österreicher versuchen jedoch nach wie vor, ihre Kräfte vor allem auf "innerösterreichische Wettbewerbe" im "Sichs richten", im Intrigieren, im Verhindern, im Konservieren, im Regulieren, im Junktimieren, im Ablenken, im Verschleiern, im Vergessen, im Lügen, im "opportunistischen Arrangieren" und im "populistischen Agieren" zu konzentrieren.
Bei all diesen traditionellen "internen Konkurrenzen" zählen weder sachliche Argumente noch Einstellungen, Haltungen und Anstrengungen, die im internationalen Wettbewerb gefragt sind.
Es ist sichtlich nicht einfach, in einer Atmosphäre des Glaubens an Plan- und Organisierbarkeit eine Begeisterung für den offenen und risikoreichen Wettbewerb zu entwickeln, aber es führt für uns kein Weg am internationalen Wissens- und Leistungswettbewerb vorbei.
Es gibt dabei nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Denken wir doch mehr darüber nach, wie der Wettbewerb außerhalb Österreichs funktioniert.
Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit.