Weg mit den Alten!

Generationenkonflikte sind so alt wie die Menschheit. "Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte". Dieses Zitat ist zirka 5000 Jahre alt. Es stammt aus Mesopotamien. Von den Sumerern. Seit jeher gibt es Interessenskonflikte zwischen Jung und Alt, seit jeher begehren junge Menschen auf, rebellieren, wollen die Gesellschaft zum Teil radikal verändern.

Seit jeher wissen das politische Kräfte zu instrumentalisieren, Jugendliche für ihre Ziele einzuspannen, zumal sie einfacher als die Alten zu verführen, zu fanatisieren und radikalisieren sind. Dabei ist es für die Jungen relativ egal, wofür oder wogegen sie eintreten und kämpfen. Entscheidend ist, sich abzugrenzen, die Einstellungen und Grundsätze der älteren Generationen abzulehnen und abzuwerten, um sich dadurch selbst zu erhöhen: Wir wissen und können es besser.

Noch heute schwelgen die 68er in den linken Medien von ihren einstigen Heldentaten, als sie mutig die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben. Und je länger diese Zeit zurückliegt, desto heroischer werden ihre Taten. Eine Zeit lang köchelte der Generationenkonflikt vor sich hin. Die Alt-68er beschwerten sich sogar darüber, wie angepasst und brav die Jungen nicht seien.

Diese Zeiten sind vorbei. Der neu entfachte Konflikt hat eine neue Qualität, er entwickelt sich zu einer regelrechten Hetze gegen die Alten, bei der immer wieder Gewaltphantasien durchbrechen. Wobei nicht ganz klar ist, welchen Anteil "die" Jugend" daran hat und wie sehr diese antikapitalistische Klimabewegung von anderen Kräften in Medien, Politik, Kultur etc. gesteuert wird. Die medial angeheizte Weltuntergangsstimmung ist dabei nur ein Aspekt, nur ein Mittel zum Zweck.

Es ist ein linker Feldzug gegen Andersdenkende, gegen konservative Haltungen und Werte. Und weil die linken Ziele und Utopien für die Neosozialisten alternativlos sind, wollen sie auch nicht mehr länger darüber diskutieren müssen. Man greift die Alten persönlich an, wirft ihnen vor, allein durch ihr Dasein eine Belastung für die nachfolgenden Generationen und für den gesamten Planeten zu sein. Das steht für die Klima-Bewegung außer Streit. Die Alten zerstören die Zukunft der Jungen, das hat Greta Thunberg schon x-mal wiederholt.

Das ist auch nach jedem Wahlerfolg eines sogenannten Rechtspopulisten in den Mainstreammedien zu lesen. Wir erinnern uns, als nach dem Brexit-Votum linke Journalisten darüber wehklagten, dass es die Schuld der alten – sprich: uninformierten, verbohrten, unbelehrbaren, ewiggestrigen – Briten gewesen sei, dass Großbritannien die großartige EU verlassen wird.

Auch Donald Trump ist nicht nur selbst ein dummer "alter, weißer Mann", er wird auch primär von eben solchen gewählt. Ginge es nach der linken Klimabewegung und Greta Thunberg, wäre unser Planet ohne die unnötigen Alten längst ein Paradies: sozial gerecht und klimaneutral. Wie könnt ihr es wagen, keifte die 16-Jährige die Alten an.

"Alter, weißer Mann" ist in den vergangen Jahren zu einem beliebten Schimpf- und Schmähwort geworden. Dass damit nicht nur Männer, sondern auch alte weiße Frauen gemeint sind, wurde spätestens klar, als ein neuer Kampfbegriff in den Medien auftauchte: "Ok Boomer". Geprägt hat ihn eine neuseeländische Abgeordnete. Chloe Warwick sagte das zu einem älteren Abgeordneten, der es gewagt hatte, sie bei ihrer Rede über den Klimawandel zu unterbrechen. Ok Boomer, das heißt sinngemäß: Halt’s Maul, Alter – oder auf Wienerisch: Hau di über d’Häuser.

Die steile Karriere dieser Phrase demonstriert, dass man kein Interesse mehr an einem Diskurs, an einem Austausch von Argumenten und Standpunkten zwischen den Generationen oder besser zwischen Gurtmenschen und rechten Untermenschen hat, dass man die widerspenstigen, CO2-produzierenden, dummen Alten, die man vor allem als Zumutung und Belästigung empfindet, ohne nerviges Herumgerede am liebsten los würde. Klima-Ikone Greta Thunberg will sie etwa an die Wand stellen. "We will make sure we put world leaders against the wall", sagte Gretl wörtlich.

Das kam in dieser Radikalität etwas zu früh. Weshalb man Greta mit peinlichen und wenig glaubhaften Ausreden zurückrudern ließ. Das machte die Sache nicht besser. Erstaunlich und vor allem entlarvend war, dass dieser eindeutige Mordaufruf einer jugendlichen Anführerin, die angeblich für die Jugend dieser Welt, ja für die Menschheit spricht, nur äußerst zurückhaltende Reaktionen bei Mainstreammedien und Politik hervorgerufen hatte, die ihre Ausrede, es handle sich um ein sprachliches Missverständnis, nur allzu gerne akzeptierten. Man stelle sich vor, ein sogenannter Rechtspopulist hätte diesen Satz gesagt. Er säße längst hinter Gittern.

Auch Gretas Bewegung, die "Fridays for Future", kann es nicht mehr erwarten, bis die Alten die Radieschen von unten sehen: "Warum reden uns die Großeltern eigentlich immer noch jedes Jahr rein? Die sind doch eh bald nicht mehr dabei", twitterten die selbsternannten Weltretter.

Der öffentlich-rechtliche WDR lässt wiederum kleine Mädchen singen, dass unsere Omas Umweltsäue sind. Und ein WDR-Mitarbeiter ergänzte auf Twitter, sie seien obendrein noch Nazisäue. Wer Menschen mit Tieren vergleicht, sie entmenschlicht und herabwürdigt, tut das, um die Hemmschwelle der Gewalt gegenüber diesen Menschen herabzusetzen, um die so Bezeichneten einfacher ihrer Bestimmung zuführen zu können. Was macht man mit Schweinen? Richtig. Schlachten.

Das unterstreichen die missbrauchten Kinder dieses Chors, oder besser die linken öffentlich-rechtlichen Redakteure, die sich das einfallen haben lassen, wenn sie am Ende ihres Liedes böse in die Kamera sehen und Greta Thunberg mit den Worten eingespielt wird: "Wir werden Euch damit nicht davonkommen lassen." Diese Botschaft ist eindeutig.

Dass man kleine Kinder für diese widerliche Hetze und Propaganda instrumentalisiert hat, ist, wenn man Geschichte, Strukturen und Mechanismen des Sozialismus kennt, wenig verwunderlich.

Die linken Mainstreammedien haben gemeinsam mit den WDR-Verantwortlichen das Hetz-Lied gegen alte Menschen versucht, als Satire abzutun. Man hat sich vor allem über die "unerträglichen" Reaktionen der alten, gebührenzahlenden Säue echauffiert. Die sollen gefälligst ihr Maul halten. Wie könnt ihr es wagen, die Retter der Menschheit und des Planeten zu kritisieren.

Die WDR-Geschichte zeigt auch, wie sehr diese Jugendbewegung instrumentalisiert, gesteuert und benutzt wird. Es drängt sich die Frage auf, wie sehr diese neosozialistische Öko-Bewegung mit Weltuntergangsphantasien überhaupt von der Jugend getragen wird, wie vielen jungen Menschen das Ganze tatsächlich, abgesehen vom freitäglichen Schulschwänzen, ein ernsthaftes Anliegen ist. Zumal wir aus Umfragen wissen, dass bei der jungen Generation Heimat, Familie, Sicher- und Geborgenheit wieder hoch im Kurs stehen. Dagegen musste etwas unternommen werden.

Natürlich ist der Kinder-Chor nur ein politisches Instrument, so wie die an Asperger leidende Greta Thunberg. Kinder waren und sind für Linke eine politische Verschubmasse, ein Mittel zum Zweck. Das war bei den Kommunisten so, das war bei den Nationalsozialisten so. Und wir wissen aus der Geschichte nur allzu gut, dass solche politischen Hetzkampagnen gegen Bevölkerungsgruppen oftmals blutig enden.

Aber das stört jene nicht, die mit Hilfe von CO2 und Weltuntergangsstimmung im x-ten Anlauf den Kapitalismus ausradieren und eine bessere sozialistische Welt erschaffen wollen. Sozialisten, egal ob nationale oder internationale, brauchen Sündenböcke und Feindbilder. Für die Neosozialsten sind es aktuell die Alten, die den Weg zum sozialistischen Paradies blockieren. Also weg mit ihnen. Und weit und breit hört man kein: "Wehret den Anfängen".

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Sein jüngstes Buch "Kickl muss weg: Der schmutzige Kampf um die Macht" ist bei Frank&Frei erschienen.

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