"Österreich verfügt über keine Rohstoffe. Unser einziger Rohstoff ist die Bildung unserer Kinder." "Wir sind es unseren Kindern schuldig, ihnen einen intakten Planeten zu hinterlassen." "Wenn wir bis 2040 nicht klimaneutral sind, werden uns das unsere Kinder nicht verzeihen." "Die Jugend geht auf die Straßen für ihre Zukunft. Daher muss sie gehört werden."
So und so ähnlich rechtfertigen unsere Politiker den "Green New Deal", die CO2-Steuer, Strafzahlungen für Industrie, Milliardenförderungen für E-Mobilität, Milliardenkosten für Öko-Strom und Rekordpreise für Energie.
Jedes Gesetz muss mittlerweile auf Klimaneutralität hin geprüft werden. Wie im Übrigen auch auf Gendergerechtigkeit hin. Zig Parlamente, Landtage, Gemeinderäte etc. haben den Klimanotstand ausgerufen.
Noch nie hat eine Generation von Politikern in derart weitreichenden Zeiträumen konkrete Beschlüsse gefasst, wie im Hinblick auf Klimamaßnahmen bis 2030, 2040, 2050.
Man könnte meinen es handelt sich um die kinderfreundlichste wie weitblickendste Regierung aller Zeiten.
In Österreich ist nunmehr zumindest die jüngste, weiblichste, attraktivste wie dynamischste Regierung aller Zeiten angelobt worden. Was Jugend und Weiblichkeit anbelangt, ist die Statistik eindeutig. Das andere liegt im Auge des Betrachters, aber wird ja nicht wirklich in Frage gestellt.
Wenn das Wohl der Kinder, die Anliegen der Jugend, die Lebenschancen der kommenden Generationen derart in den Vordergrund gestellt werden, dann muss es sich wohl um eine überaus kinderfreundliche sowie familientaugliche Politikergeneration handeln.
Versuchen wir anhand der Statistik diese Vermutung, die durch die Rhetorik erweckt wurde, empirisch nachzuweisen.
Die 17 Mitglieder der Regierung haben zusammen 19 Kinder. Also nicht miteinander, sondern mit anderen Personen außerhalb der Regierung. Abgesehen vom Innenminister, dessen Gattin Sprecherin der Verteidigungsministerin ist. Aber das zählt ja nicht.
Nun kann man einwerfen, dass das Privatleben in der Politik nichts verloren hat. Dass Personen des öffentlichen Interesses auch ein Anrecht auf ein Privatleben sowie Privatsphäre haben.
Selbstverständlich. Niemand interessiert sich für die Namen der Kinder, Geburtstagsfotos, Schulnoten etc. Alle Kinder sind Schutzbefohlene. Punkt.
Jedoch lieben Politiker Homestorys. Sie breiten sich aus über ihren Schamanismus, das Färben der Haare, Lieblingsrezepte, Hobbys etc. Was niemanden wirklich interessiert. Aber zumindest die neutrale Anzahl eigener Kinder sollte erlaubt sein, angegeben zu werden. Noch dazu, wenn Wohl und Wehe der Zukunft des Planeten als alles bestimmende Handlungsmaxime beschworen werden.
Der Durchschnitt des Kinderreichtums unserer Regierung beträgt 1,2. Die österreichische Geburtenrate liegt hingegen bei 1,5. Die Statistik berechnet natürlich die durchschnittliche Anzahl von Kindern aller Frauen gebärfähigen Alters. Also makrodemographisch. Dennoch ist in diesem Fall ein Vergleich zur Mikrodemographie zulässig.
An finanziellen Nöten kann die Kinderarmut unserer Regierung nicht liegen. Das österreichische Durchschnitteinkommen liegt bei 2.360 Euro brutto. Das Gehalt eines Ministers beträgt 17.511 Euro brutto. Kein einziges Regierungsmitglied hat in den Jahren vor der Angelobung über ein unterdurchschnittliches Einkommen verfügt. Sie kamen nicht einmal in die Nähe des Durchschnittseinkommens. Unternehmer, Professoren, Europaparlamentarier, Landesräte, Nationalratsabgeordnete etc.
Dem Verfasser dieser Zeilen liegt es fern, eine Neiddebatte zu führen oder anzustoßen. Große Verantwortung und gewisse Einbußen an Privatleben sollen entsprechend entlohnt werden. Jedoch immer im Hinblick auf tatsächliche Opfer im Zuge des Tragens der Verantwortung.
Unsere Bundesregierung kommt somit mit dem siebenfachen Einkommen eines Durchschnittsösterreichers auf einen Kinderreichtum, der unter dem Durchschnitt der Bevölkerung liegt.
Natürlich gibt es viele Gründe für Kinderlosigkeit, die die Öffentlichkeit nicht zu interessieren haben. Jedoch ist die Häufung der Fälle von Kinderlosigkeit in der österreichischen Bundesregierung keinem Zufall der Häufung ebendieser Gründe geschuldet.
Betrachten wir die Erretter der Zukunft unserer Kinder also weiterhin etwas näher:
- Die 8 männlichen Regierungsmitglieder haben 13 Kinder. Macht einen Schnitt von 1,6.
- Die 9 weiblichen Regierungsmitglieder haben 6 Kinder. Macht einen Schnitt von 0,67. Für 50 Prozent zeichnet sich eine einzige Ministerin mit 3 Kindern verantwortlich.
- Die 12 türkisen Mitglieder der Regierung haben 18 Kinder. Macht einen Schnitt von 1,5.
- Die 5 grünen Mitglieder der Regierung haben ein Kind. Macht einen Schnitt von 0,2.
- Kein einziges weibliches Mitglied der Regierung, das die Grünen stellen, hat ein Kind.
Jetzt könnte man natürlich einen Witz wagen: So viele fesche, kluge Frauen und so wenige Kinder.
Man könnte natürlich auch eine andere Frage stellen: Wie passen überdurchschnittliches Einkommen sowie überdurchschnittliche Betonung von Generationengerechtigkeit mit überdurchschnittlicher Kinderarmut zusammen?
Wenn es fünf Personen in großer Verantwortung mit dem erklärten Ziel, den Planeten erretten zu wollen, damit er für die Kinder 2050 noch immer da ist, zusammen auf ein Kind bringen, dann sind erhebliche Zweifel an der Ernsthaftigkeit der artikulierten Absichten mehr als berechtigt.
Wenn es zwölf Personen in großer Verantwortung mit dem erklärten Ziel Österreich kinder- wie familienfreundlich zu gestalten, zusammen auf 18 Kinder bringen, sind Zweifel ebenso angebracht wie notwendig.
Es gibt den Ausspruch: "In unseren Taten lügen wir nicht."
Der Verfasser dieser Zeilen hat größeres Vertrauen in Männer wie Trump und Johnson mit fünf bzw. vier Kindern als in die kinderlosen Macron sowie Merkel.
Kinderlose, die den Appell an die Zukunft von Kindern einem Evangelium gleich vor sich hertragen – ohne katholische Priesterweihe –, haben etwas zu verbergen. Und somit weder Vertrauen verdient noch Glaubwürdigkeit erarbeitet.
PS: Die gesamte Bundesregierung verfügt lediglich über drei Kinder mehr als die auf sie herabblickende Maria Theresia…
Gert Bachmann, ehemals parlamentarischer Mitarbeiter und Pressesprecher bei der FPÖ. Nunmehr freier Redakteur. Unter anderem mit Beiträgen für ZurZeit, Freilich oder Junge Freiheit.