Zum Umweltwahn und dessen Missbrauch durch EU-Bürokraten

Mit seiner Jubelmeldung "Umweltschutz und Jobs für EU-Bürger am wichtigsten" redet der ORF dem gutgläubigen Untertanen ein, eine neue "eupinions"-Meinungsstudie der Bertelsmann-Stiftung, "Great Expectations - The New European Commission, its Ambition and European Public Opinion” belege, wie sehr die EU-Untertanen eine starke Hand der EU in der Umweltpolitik herbeisehnten (die Befragung ist hier abrufbar). Wörtlich: "… Ginge es nach der europäischen Bevölkerung, dann müsste die neue EU-Kommission vor allem den Umweltschutz auf ihre Agenda setzen, hieß es in der heute veröffentlichten repräsentativen Befragung ‚eupinions’ der Bertelsmann Stiftung. …" Nach dieser eupinions-Befragung hätte bei 40 Prozent der Befragten der "Umweltschutz" die höchste Priorität bei jenen Punkten, die die EU in den nächsten Jahren in ihren Brennpunkt setzen sollte.

Das stimmt jedoch schon deshalb nicht, weil die Fragestellung (sinngemäß) lautete, worauf sich die EU konzentrieren sollte, wo also grenzüberschreitende politische Maßnahmen (noch) am sinnvollsten erscheinen. Außerdem hatten die Befragten jeweils zwei Punkte von zehn zur Auswahl, weshalb korrekterweise nur festgestellt werden könnte, dass bei 40 Prozent der Befragten die Präferenz für EU-Umweltpolitik an erster oder zweiter Stelle rangiert. Überdies stehen bei den Bürgern von vier der sechs EU-Länder, die in der Studie beispielhaft herausgegriffenen werden (Niederlande, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und Polen), die Umweltagenden eben nicht an erster Stelle. Der angebliche Auftrag zur forcierten Umweltpolitik ist einzig dem korpulenten Deutschland zu verdanken, dessen Tsunami-phobische Bürger nur zu 17 Prozent die Beschäftigung, aber zu 49 Prozent den Umweltschutz an den ersten oder zweiten Platz der gewünschten EU-Agenden gesetzt haben.

Befragt nach den privaten Sorgen der EU-Untertanen, zeigen die Ergebnisse der Befragung jedoch ein anderes Bild. Da stehen nämlich die Lebenshaltungskosten an unangefochtener erster Stelle (51 Prozent wählten diesen Punkt als höchste oder zweithöchste Priorität). Hätten die Befrager auch Umweltbesorgnisse als Punkt privater Betroffenheit zugelassen, träte dadurch deutlicher zutage, in welchem Verhältnis das Lager der "Wohlstandsverlierer" zu jenem Lager steht, das zugunsten der Umweltschwärmerei eine Rücknahme der Effizienz zum Wohle kaum quantifizierbarer Vorzüge befürwortet und damit die Essenz des modernen Wohlstands, der auf geringen Stück- und Mannkosten dank Rationalisierung beruht, negiert (freilich kann Propaganda manches bewerkstelligen, man denke nur an das: "Wollt ihr den totalen Krieg?").

Ich sagte "Umweltschwärmerei", weil schon rund 40 Jahre lang das Umweltthema die politische Debatte dominiert, aber wir noch immer nicht wissen, welche Umweltzustände einzelner Regionen zu welchen Häufungen von Krankheiten führen. Die Erstellung eines Katasters, der nach dem Wohnsitz Krankheitshäufigkeiten erfasst, als Beleg für die durch den politischen Raum schwirrende Umweltpanikmache ist offenbar unerwünscht (diese Aussage gilt nicht für statische Erfassungen von Berufskrankheiten oder von Behandlungen in medizinischen Zentren – das gibt es sehr wohl, etwa für OÖ unter www.doris.at).

Was wir aber haben, ist nicht geeignet, die These zu erhärten, der steigende Wohlstand fordere in Form von Umweltschäden Tribut von der Gesundheit des Menschen. Zwar weist eine Statistikstudie der Gemeinde Wien aus dem Jahr 2003, "Lebenserwartung und Mortalität in Wien", eine um rund ein Jahr geringere Lebenserwartung der Wiener gegenüber dem Bundesdurchschnitt aus (hier in Tabelle 6, S 78). Aber auch danach ist die Lebenserwartung innerhalb von 15 Jahren um knapp fünf Jahre angestiegen (vgl. die geringfügig abweichenden Angaben auf S. 72 und S. 78, weil in einem Fall nicht nach Stichjahr, sondern nach "Basisperiode" ermittelt worden ist). Die Lebenserwartung der Wiener lag in der Periode 1981-1985 noch bei 72,8 Jahren, im Jahr 2001 aber schon bei 77,85 Jahren. Vor allem aber zeigt eine Statistikstudie des Freistaats Bayern die höchste Lebenserwartung gerade im Ballungsraum München, mit all seinen damals noch weniger gefilterten Autoabgasen, auf! (Siehe "Regionale Unterschiede der Sterblichkeit in Bayern", S. 20)

Der Eindruck drängt sich daher auf, dass mit dem Umweltthema eine Klasse Privilegierter mit unbeschränktem Zugang zu den Massenmedien als deren Sprachrohr, sich eigene Beschäftigungen auf dem Rücken der "gewöhnlichen" Steuerzahler "erfindet".

Aber zurück zur "eupinions"-Meinungsstudie "Great expectations […]", zu der es noch etliches zu sagen gäbe: etwa zur Methode, weil eine Gewichtung zwar nach allerhand Kriterien zugesichert wird, aber NICHT nach Nationalität. Es stellt sich jedenfalls die Frage, ob die Bertelsmann-Leute überhaupt wissen, dass das englische "great" nicht für groß, sondern für etwas nach Art von "großartig" steht. Also "Großartige Erwartungen". Soll das eine Bejubelung der EU als Heilsbringer insgesamt kommunizieren oder ist damit doch eher eine beschwichtigende Huldigung beabsichtigt, so wie einst Obama der Friedensnobelpreis vorauseilend zu Füßen gelegt worden war? Das könnte bei Frau van der Leyen geraten sein, tut sie doch etablierten, traditionell männlich dominierten Vorgehensweisen gerne alles zu Fleiß, ohne Rücksicht auf Verluste (wie über ihre "Verdienste" als deutsche Verteidigungsministerin gemunkelt wird). Aber freilich zählt bei männlichen und weiblichen Geschlechtsrassisten allein, dass – endlich! – eine Frau an der Spitze dieses Monsters namens EU steht.

PS: Der Klimaschrecken wurde hier nicht behandelt und wäre eine eigene Abhandlung wert, wird er doch gerade intensivst von den Massenmedien ausgetrommelt. Selbstverständlich ist weder der Hitzetod der Erde noch eine Sintflut angesagt, was gut mit wissenschaftlichen Quellenangaben untermauert werden kann. Zu der jüngsten Kampagne einer "Alliance of World Scientists" mit mehr als 11.000 Unterzeichnern aus 153 Ländern sei jedenfalls angemerkt, dass nicht nur jeder Aktivist mit irgendeinem Uni-Abschluss – also auch Diplomanden der Gender-Wissenschaft – unterzeichnen konnten, sondern bisweilen (zumindest im Fall einiger kanadischer Unterzeichner) sogar jeder am Umbau der Ökonomie geschäftlich Interessierte, oder überhaupt nur Studenten (siehe dazu eine Untersuchung über in Deutschland ansässige Unterzeichner; siehe dazu auch das wirklich großartige Video von "Rebel Media" über kanadische Unterzeichner). Vor allem aber leuchtet ein, dass es in diesen Ländern insgesamt zig Millionen Leute gibt, die sich zufolge ihres Uni-Abschlusses als Wissenschaftler irgendeiner Fachrichtung bezeichnen dürfen – nur um das Gewicht der Unterzeichner auf das gebührende Maß zurechtzustutzen.

Norbert Mühlhauser ist hauptberuflich als Leiter eines Kleinverlages tätig.

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