Notlagen schreien nach außerordentlichen Maßnahmen. Im Ersten Weltkrieg griff die Regierung der österreichischen Reichshälfte mit Notverordnungen durch, während zentrale Grundrechte wie Personenfreiheits-, Versammlungs- und Vereinsrecht sowie Rede- und Pressefreiheit suspendiert waren.
Vom öffentlich erklärten Notstand bis zum Inkraftsetzen oder Verschärfen des Notstandsrechts, das autoritäre Durchgriffsbefugnisse verleiht und Grundrechtsgarantien kappt, braucht es nur einen kleinen politischen Schritt (siehe hier). So absurd das Ausrufen eines Klimanotstands vom Anlass her sein mag, so leicht kann das Spiel mit dem Feuer rücksichtslosen ökodiktatorischen Gelüsten Vorschub leisten.
Genau diesen Umbruch trachtet die Klimakatastrophen-Demagogie mit erlaubten Mitteln oder mit tückischer Rosstäuscherei durchzudrücken. Das wäre nicht nur das Ende der mühsam erkämpften, modern-freiheitlichen westlichen Ordnung, sondern auch des gleichermaßen strapaziös erarbeiteten Wohlstands.
Wer den anwachsenden Ökodiktaturdrall verfolgen will, wird alsbald bei Nichtregierungsorganisationen fündig. In den Entwicklungsländern sehen die Betroffenen längst klarer: sie verdammen den Ökofaschismus/Ökoimperialismus dominanter NGOs aus den Industriestaaten (siehe hier).
Im Vergleich zu 2011 kann die heuer angeheizte Klimaüberhitzungspanik als Zwischenschritt verstanden werden, den gewählten Politikern die Zügel aus der Hand zu reißen und die Weisen der CO₂-Gnosis als einzig legitime Lenker unser aller Geschicke einzusetzen. Die Saat eines Propagandajahrzehnts soll nun endlich aufgehen. Im drohenden Weltuntergang darf für demokratische Mätzchen wirklich kein Platz mehr sein. Wenn die Erde brennt, hat die Bürgerschaft zu kuschen (siehe hier und hier).
Anschaulich wird die Politisierung der Zwangsbeglücker und radikalen Weltverbesserer bei den Demos der "Fridays for Future" oder der "Extinction Rebellion". Jahrzehntelang unattraktive Grüppchen von trotzkistischen Mutterkindchen über Wettbewerbsabschaffer-Ultras bis zu vermummten Antifa-Gestalten hängen sich an und versuchen, die Klimabewegung in systematische allgemeine Bevormundung umzufunktionieren. Manche der Parolen könnten eindeutiger nicht sein; an den zerbrochenen Ostblock erinnert bei einigen Aufmärschen die brüllrote Beflaggung. Ebenso wie den Rechtsextremen gebricht es jedoch auch den Linksextremen an Leitfiguren, die aus einem gesellschaftlichen Umbruch eine straffe Diktatur herausholen könnten. Greta-Ikonenverehrung oder das Skandieren retrorevolutionärer Sprüche zeugen von dekadenter, ja degenerierter Unfähigkeit zum Kämpfen in der Großen Revolte.
Die parlamentarischen Parteien oder die Interessenverbände und Kammern geben sich offen für die Klimathematik. Aber selbst die Grünen zeigen wenig Bereitschaft, sich unter die Fuchtel einer CO₂-gnostischen Klimatechnokratie wegzuducken und auf ihre eigenen Machtspielchen zu verzichten. Zumal gerade sie danach gieren, maximal aus der Klimaüberhitzungshysterie Kapital auf ihr Stimmenkonto zu schlagen.
Belastungspakete für die Allgemeinheit und eine aus CO₂-gnostischen Fehlsteuerungen resultierende Wirtschaftsflaute samt spürbarer Arbeitslosigkeit dürften die noch schweigende Mehrheit freilich rasch aus ihrer Lethargie reißen. Je besser es ihr in den letzten Jahrzehnten gegangen ist, desto empörter muss sie auf reale Wohlstandseinbußen reagieren. Vor allem dann, wenn frivol herbeigezetertes Weltuntergangsklima sie um die Früchte ihrer Lebensleistung zu bringen sowie mit staatlichem Zwang ihrer gewohnten Lebensart zu berauben droht. Wer aus freien Stücken verzichtet, kann dafür sogar dankbar sein; Wut und erbitterter Widerstand regt sich in jenen, die zum Verzicht genötigt sind. Ein herrschsüchtiger Geistesverwirrung geschuldeter Wirtschaftsumbau gerät sehr schnell ins Stocken, sobald für die Allgemeinheit aus Ersatzmaßnahmen Einbußen, aus Umschuldungen Pleiten, aus Transformationen harte Einschränkungen oder aus Utopien fatale Abstürze werden.
Klimakatastrophen-Demagogen sind der politisierende Zweig der CO₂-Gnosis. In ihrem Instrumentarium entlehnen sie vieles aus den Beeinflussungsmethoden der "Klimawissenschaft". Allem voran die kontrafaktische Behauptung, die gesamte Forschung warne einhellig vor der kurz bevorstehenden globalen Klimakatastrophe. Sie stellen Erderwärmung mit Überhitzung gleich und stöhnen, demnächst seien Kipp-Punkte weltweit erreicht. Verstärkereffekte holen sie sich aus dem Toben der Natur, das sie teils memmenhaft übertreiben, teils in getürkte Messreihen stellen. Demnach war noch vor hundert Jahren alles viel harmloser, erst jetzt würden die Elemente stets verheerender wüten. Offenkundige Gegenmessergebnisse unterdrücken und deren Autoren diskreditieren sie systematisch.
Genau wie die "Klimawissenschaft" setzt auch die Klimakatastrophen-Demagogie das Geschäft mit der Angst zum eigenen Vorteil ein. Hier wie dort geht es nicht um Erkenntnisertrag, sondern um Machtgewinn. Klimanotstandsbeschlüsse, so lächerlich sie vom Anlass her sein mögen, erschweren der Vernunft das Argumentieren in der Öffentlichkeit. Wer im Sinne des kollektiven Irrsinns auftritt, scheint vorläufig die Vermutung der Rechtschaffenheit für sich zu haben. Wer wider den Stachel löckt, kann oft das Bluten nicht vermeiden. Selbst wenn eine Mehrheit bei sich im Stillen ähnlich denkt oder sich verhält, gellen doch die Stimmen der Scharfmacher und Angstparolenschreihälse. Während die CO₂-Gnostiker keineswegs die volle Zustimmung satter Mehrheiten einfahren, gelingt es ihnen immerhin, dass Allzuviele es peinlich vermeiden, gegen sie zu debattieren oder ihr Divergieren auch nur offen auszusprechen.
Die Klimakatastrophen-Demagogie kommt überdies Kräften sehr zupass, die das Anstreben einer ökosozialen Marktwirtschaft mit Kasino- oder Turbokapitalismus in einen Topf schmeißen. Sie wollen nicht wahrhaben, dass verängstigte Massen niemals ernste Herausforderungen menschenwürdig bewältigen können. Sie setzen sich ja nur zu dem Zweck für die Ausgebeuteten und Zukurzgekommenen ein, um die Schalthebel der Willkür in ihren schmutzigen Griff zu bekommen. Dort ist ihnen alles recht, was im Namen der Meinungsfreiheit das ungehinderte Wort unterdrückt und statt Chancengleichheit das Unterdurchschnittliche als Ergebnisgleichheit feiert. Im Ökonomischen torkeln sie trunken von Weltverbesserei zwischen Dirigitis, Interventionitis, Verstaatlichungen und Kommandowirtschaft hin und her. Wäre doch gelacht, wenn ihnen die Klimaüberhitzungspanik nicht Gelegenheiten zuhauf böte, die Welt endlich wieder an ihrem Wesen genesen zu lassen.
Blöd für die Klimakatastrophen-Demagogen, dass ihr Glaubwürdigkeitsdefizit nicht nur nicht abnimmt, sondern gerade rapide wächst. Wenn schon von Hitler zu Chaplin nur ein winziger Schritt war, wieviel kürzer ist es dann von "How dare you?" zu homerischem Gelächter? Blöd auch, dass die Angstmacherei mit Naturkatastrophen da und dort den allergrößten Teil der Menschheit überhaupt nicht betrifft. Zurecht mag sich Barmherzigkeit und Spendenbereitschaft regen, aber keinesfalls ein Zittern davor, selbst zum Opfer zu werden. Psychologisch bleibt wahr, dass hypothetisches Leiden höchstens die miesesten Hypochonder ängstigen kann.
Das Dilemma der Klimakatastrophen-Demagogen liegt in der Dramatisierung. Sie müssen zugleich das Ärgste drohen lassen und einen glücklichen Ausgang beschwören. Mit einem solchen gebrochenen Handlungsverlauf kann sich aber kein Mensch wirklich identifizieren. "Medea" oder "Niobe", wenn deren Kinder eventuell gut davonkommen — wer wollte sich so ein Theater anschauen?
Christian Walderdorff ist Jurist mit Studien der Philosophie und am Dolmetschinstitut. Anschließend Einjährig-Freiwilliger und an der London School of Economics im Bereich politische Philosophie. Seither Operationsbasis London mit Ausritten in andere europäische Städte. Er publiziert sonst vorwiegend auf Englisch.