„Wenn der Faschismus zurückkehrt, wird er sagen: ‚Ich bin der Antifaschismus.’”

Ideologien kollabieren nicht linear, sondern sie mobilisieren ein letztes Mal – aus Furcht vor ihrer eigenen Agonie – irrsinnige Hoffnungen. Es ist ein irrationaler Backslash, der aufruft zum "totalen Krieg: Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt erst vorstellen können?" (Goebbels Sportpalastrede, 1942) Angetrieben vom Wahn nach Ausmerzung von (aktuell grün-linken) Widersprüchen, die sich über die Jahrzehnte ihrer Existenz verschärften (etwa – ab Marke 48,10 – die Windkraftlüge, SUV-Autos und Weiblichkeit…): "Der Durst nach Einheit muss gestillt werden, sei es im Massengrab." (A. Camus)

Aus dieser Angst heraus resultiert eine Sehnsucht: Nach totaler Machtübernahme. Sie wiederholt sich gerade als postmoderner, links-grüner Totentanz, im Gewande eines multipluralistischen Toleranz-Totalitarismus der Political Correctness: "Und wenn Politiker schwächeln, dann liegt es an uns zu diktieren, wie eine Gesellschaft auszusehen hat." (Grönemeyer 12.9.2019) – Bereits 2015 hatte die Grüne Fraktionsvorsitzende Kathrin Göring-Eckardt (mit Blick auf die Flüchtlingskrise) von links-sozialistischer Multikulti-Umvolkung geträumt: "Unser Land wird sich ändern, und zwar drastisch. Und ich freue mich darauf!"

"Dafür brauchte Hitler 12 Jahre Zeit!" – Der resignative Slogan war auf eine zerbombte Häuserfassade inmitten des ausgerauchten 1945er-Berlins geschrieben. Er bezog sich auf eine Hitler-Rede zur Zeit seiner Machtergreifung (1.2.1933): "Gebt mir vier Jahre Zeit, und Ihr werdet Deutschland nicht wiedererkennen!" In diesem historischen Zeitraffer erfolgte Aufstieg, Niedergang, Nicht-Wahr-Haben-Wollen – und schließlich Zusammenbruch des deutschen Faschismus.

Wie wird Bunt-Deutschland nach zwölf Jahren ausschauen?

"Deutschland erwache!" war der Schrei der Nazis nach Erlösung vom Versailler Diktatfrieden und führte direkt in den Weltenbrand von 1939. Doch obwohl Erlösungen in der Geschichte nie eintreten, werden sie immer wieder aufs Neue beschworen: "Welt erwache! ’Our house is on fire!‘" (Fridays-for-future) Doch dieses Mal ist es ein Schrei nach Erlösung aus den Wohlstandspsychosen überdrüssig-frustrierter Wohlstands-Kiddies.

Wohlgemerkt: Einer Generation von I-Phone-Youngsters, "die noch keinen Tag gearbeitet haben. … Unzufrieden? Kein Wunder! Ihr seid die verwöhntesten Kids, die die Erde je hervorgebracht hat. Viele haben null Ahnung von Arbeit, Politik, Wirtschaft oder Wissenschaft." (Leserbrief) Und genau deshalb wird sich Geschichte mit umgekehrten Vorzeichen wiederholen: "Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ’Ich bin der Faschismus.’ Nein, er wird sagen: ’Ich bin der Antifaschismus.’" (Zitat wird I. Silone zugeschrieben)

Warum aber weigert sich ein rationales menschliches Bewusstsein verbohrt, das Unweigerlich-Kommende zu erkennen? Den Untergang von Ideologie, die während ihres eigenen, noch große Teile der Menschheit mit in den Abgrund reißt: Obwohl der Niedergang des Nazismus spätestens seit der Kapitulation der 6. Armee (Ende Jänner 1943) in Stalingrad absehbar war, trommelte Goebbels trotzdem zum Volkssturm mit Kindersoldaten, indem er den naiven Enthusiasmus der Jugend missbrauchte: "Vorwärts! … Jugend kennt keine Gefahren. Ist das Ziel auch noch so hoch, Jugend zwingt es doch. Wir sind der Zukunft Soldaten. Träger der kommenden Taten. Ja, durch unsre Fäuste fällt, wer sich uns entgegenstellt." (Lied der Hitlerjugend)

Heute lassen dunkle Thunberg-Kräfte Klima-Hysteriker-Kiddies aufmarschieren. Diese stoßen egozentrisch-psychopathische Drohungen (im Stile von Orwell’s "1984") und weinerlich-exorbitante Selbstüberschätzungen gleichzeitig aus: "Meine Botschaft ist: Wir beobachten Euch! Das hier ist alles falsch: … Wie konntet Ihr es wagen, meine Träume und meine Kindheit zu stehlen? … Ihr seid immer noch nicht reif genug...  Wir werden Euch das nicht durchgehen lassen!‘ … Es wird Veränderungen geben, ob Ihr es wollt oder nicht." (Thunberg-Rede,23.9.2019) – Gretas UN-Klima-Hysterie-Weltpolitik auf dem Niveau von Ikea-Werbung.

Der Siegeszug des Nazismus schien von 1933 bis Oktober 1941 unaufhaltbar. Berauscht von Blitzkriegen verbreitete sich die Erfolgsmeldung: Der Feldzug wäre gewonnen. Die desaströse Rechnung hatte man freilich ohne die Realität gemacht. Nämlich ohne Russlands Mentalität und seinen geostrategisch-klimatischen Bedingungen: Der Tiefe des Raumes, der 5. Jahreszeit Russlands, der sogenannten Rasputiza (russisch: "Wegelosigkeit") und dem Warten-Können: Der russische Herbstregen ließ die deutsche Offensive schon schnell im Schlamm versinken. So auch heute: Der Öko-Naiv-Gutmenschen-Totalitarismus wird mit dem Zusammenbruch gewachsener Wirtschafts- und Sozialsysteme in sich kollabieren.

Nur drei Jahre nach dem Stocken der russischen Herbstkriegsoffensive (1941) drangen Sowjettruppen das erste Mal auf reichsdeutsches Gebiet ins ostpreussische Nemmersdorf vor und richteten dort ein Massaker unter der Zivilbevölkerung an (Oktober 1944). Wieder missbrauchte die nationalsozialistische Propaganda dieses für die Fanatisierung einer bereits kriegsmüde gewordenen Öffentlichkeit – anstatt inne zu halten…

Heute wird die Klimaerwärmung dazu missbraucht, um eine lethargisch gewordene linke Gesellschaftsveränderung revolutionär umzusetzen: Mithilfe einer "psychisch kranken 16jährigen, … deren Aufbegehren den sozialistischen Parteien Europas zum Sieg führen und an dessen Ende ein postdemokratischer europäischer Zentralstaat stehen soll." (Philosophia Perennis) – Vor knapp 100 Jahren mobilisierte Hitler durch Angstmache gegen den "Bolschewismus", der nichts als "asoziales Verbrechertum" (Welt) gewesen sein soll.

Und so wie die Niederlage in Stalingrad (1941) für Nazideutschland war auch die Flüchtlingskrise 2015 ein ebensolcher Wendepunkt für das Gutnaiv-Über-Menschentum. Doch bereits nach einer kurzen Schrecksekunde (etwa tausender fremdkulturell bedingter Vergewaltigungen) lautete die Devise der Multikulti-Helfer-Syndromisten erneut wie damals: "Wir werden weitermarschieren, wenn alles in Scherben fällt. Denn heute gehört uns Deutschland. Und morgen die ganze Welt." (Nazidichter Baumann)

"Millionen Menschen sind rund um den Globus marschiert. … Wir haben gezeigt, dass uns junge Leute niemand stoppen kann." (Thunberg - New York, 21.9.19) Und ein 19-Jähriger Möchtegern-Revolutionär fabuliert von einer zweiten maoistischen Kulturrevolution (wo Kinder ihre ehemaligen geistigen Eliten denunzierten und liquidierten): "Die Zeit ist gekommen, dass wir Anführer werden". - Wo man sich und der Welt keine Rechenschaft mehr schuldig ist: "Wenn wir marschieren, … glüht in uns allen heiliger Brand. …Dann ragt vor uns allen Neuland der Tat." (Walter Gättke, 1922) – Allerdings "war die Kulturrevolution eine wichtige Lektion der Geschichte. Wozu sind Menschen in der Lage, wenn alle Schranken fallen? Wie verhalten sie sich, wenn … sie tun können, was immer sie wollen?" (Spiegel)

Und wieder gleichen die Worte den Bildern vom Aufkeimen eines ewig-gestrigen Faschismus. Ist es wieder soweit? - "Wir bewegen uns in Richtung Ökodiktatur." (K. Chr. v. Weizsäcker, 2011) Und gegen diese "herzliche Diktatur" gibt es keinen Widerstand. So wie auch schon das Dritte Reich eine Wohlfühl- und "Gefälligkeitsdiktatur" (Spiegel) errichtet hatte: Mit dem Versprechen, alle sozialen Schranken einzureißen. - Heute vollzieht sich eine primitiv-infantile Egalisierung zwischen Erwachsenen und Halbwüchsigen, zwischen politischen Eliten und geistlos-pubertärer Plebs.

Oder täuschen die gleichgeschalteten Bilder nur? Der frisch zum Reichskanzler ernannte Adolf Hitler reicht (noch) unterwürfig-ergeben dem Reichspräsidenten Hindenburg die Hand (am "Tag von Potsdam", 21.3.1933). – Heute wird eine zur Gutmenschen-Anführerin Stilisierte von den Mächtigen dieser Welt hofiert und richtet ihre Verwünschungen pauschal gegen alles bisher Geschaffene. Dieses "Versprechen" verfing auch schon bei Hitler: Dass alles anders werden würde… Dasselbe Heilsversprechen suggerieren die Grünen, auch wenn sie von wenig Ahnung haben.

Und gerade wird jene Nazi-Schreckens-Ikone "Deutsche wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!" abgelöst durch ein postmodern-links-grünes An-den-Prager-Stellen etwa von SUV-Autobesitzern.

Wenn der ganze Gutmenschen-Krypto-Fascho-Spuk sein Ende gefunden haben wird, werden die getäuschten Massen wieder aufs Neue "Verleugnungsarbeit" leisten müssen: Anstatt auf "Schuld" mit "Reue und Wiedergutmachung", anstatt auf "Verlust" mit "Trauer", und anstatt auf die Verletzung des Ideals mit "Scham" zu reagieren. (Mitscherlich: "Die Unfähigkeit zu trauern", 1967)

Zuvor aber wird noch eine vulgäre Fremdkulti-Wirklichkeit für alt-links-feministisch-sexistische Vorurteile zurechtgebeugt: "Das einende Merkmal bei Männern, die Frauen ermorden, ist, dass sie Männer sind. Das scheint für manche Kommentatoren so … unvorstellbar zu sein, dass sie sich die Gewalt mit Konstruktionen von Nationalität und Kultur zu erklären versuchen." (Die Grüne Ex-Wissenschaftssprecherin Maurer)

Die ewige Wiederholung ist wohl das größte Übel in der menschlichen Geschichte: Nachdem in Nazideutschland das ganze Ausmaß der Vernichtung sichtbar wurde, hielten Nazi-Mitläufer sich eine "überwältigende Schuldlast" vom Leibe: Mit einer "auffallende(n) Gefühlsstarre wurde auf die Leichenberge in den Konzentrationslagern, das Verschwinden der deutschen Heere in Gefangenschaft, … den millionenfachen Mord an Juden geantwortet".

Auf diese "quasi-stoische Haltung der De-Realisierung" folgte dann ein "Identitätswechsel", um "die Gefühle des Betroffenseins abzuwenden". Am Schluss der "Verleugnungsarbeit" erfolgte dann "das manische Ungeschehen-machen" (Mitscherlich). Indem alle behaupt(et)en, von nichts gewusst zu haben, nicht dabei gewesen zu sein, oder dass alles gar nicht so schlimm gewesen wäre – damals wie heute (Demo gegen Silvesternachts-Vergewaltigungen in Köln).

Muss Nietzsche immer das letzte Wort haben?

"Sind nicht alle Werte Lockmittel, mit denen die Komödie sich in die Länge zieht, aber durchaus nicht einer Lösung näherkommt? Denken wir diesen Gedanken in seiner furchtbarsten Form: das Dasein, so wie es ist, ohne Sinn und Ziel, aber unvermeidlich wiederkehrend, ohne ein Finale ins Nichts. Das ist die extremste Form des Nihilismus: das Nichts (das »Sinnlose«) ewig!" ("Der Wille zur Macht")

Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien). Seit 2009 unterrichtet er auch wieder an österreichischen Schulen.

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