Die Greta ist ihr Tod

Die Jugend hat eine neue Aufgabe: das Klima schützen. Wer nur ein wenig älter ist, der schüttelt den Kopf, wenn sie demonstrieren, der ist angewidert, wenn er das verzerrte Gesicht von Greta Thunberg bei ihrer Rede vor der UNO sieht, der hat sich längst informiert, wie das denn mit dem Klimawandel tatsächlich ist – ich zitiere da sehr gerne Prof. Kirstein.

Man kann der Jugend keinen Vorwurf machen. Sie sind so leicht zu beeinflussen, haben noch wenig Lebenserfahrung. Ich denke zurück an meine Jugend: Da hatte ich auch Angst vor saurem Regen und dem Waldsterben. Aber damals waren es nur die Medien, die uns beeinflusst haben. Heute ist es viel effizienter, weil sich auch die Schule als Mitstreiter hervortut. Das ist ein hervorragender Multiplikator für jegliche Hysterie. 

Ich kann nicht von Burschen sprechen, aber ich weiß noch genau wie so ein pubertierendes Mädchen tickt. Es klingt nach Klischee, aber es ist nun mal tatsächlich so: Man ist verrückt nach Pferden, schwärmt für Stars und sucht nach dem Sinn im Leben.

Und wenn einer kommt und ihn dir gibt, dann werden sich viele fanatisch dafür begeistern. Ich erinnere mich noch so gut daran, wie einige meiner Freundinnen diesen Sinn im Musical gefunden hatten. Damals war es Elisabeth. Fast jeden Abend gingen sie in die Vorstellung, danach zum Bühneneingang. Und wenn sie Glück hatten, gab es ein kurzes Gespräch mit dem Tod oder der Sisi. Das war Lebensinhalt. Man fieberte nur auf die nächste Vorstellung. 

Und als die Show abgesetzt wurde, da fielen sie alle in ein tiefes Loch. Ihr Lebensinhalt war perdu.

Warum schreibe ich das? 

Weil ich so viele Parallelen zu den heutigen Klimaaktivistinnen sehe und oft schmunzeln muss, wenn sie mich in ihrer Besessenheit an meine Schulkolleginnen von damals erinnern. 

Man wird sie nicht beeinflussen können, weder Eltern, noch wissenschaftliche Vorträge werden das zustande bringen. Weil es im Moment ihr Lebensinhalt ist. Greta ist ihr Tod oder ihre Sisi. 

Das gibt ein Gemeinschaftsgefühl, sie glauben, dass sie zu einer elitären Gruppe gehören. Wie damals meine Freundinnen, die jeden Abend mit dem Tod ein Pläuschchen hielten. Die wollten allerdings nicht die Welt retten, sondern nur dem Tod gefallen.

Leider lassen sich viele Eltern von dem Enthusiasmus ihrer Kids anstecken und übernehmen deren Anliegen. Ich glaube, wenn man Kinder hat, ist man da durchaus gefährdet. Man freut sich, dass das Kind "endlich was Sinnvolles mit seiner Freizeit anfängt". Aber das sind nur Mutmaßungen, da ich selbst keine Nachkommen in die Welt gesetzt habe.

Das Paradoxe: Der Hype ist austauschbar. Es hätte auch ein Hype um die Tierlobby sein können. Der wäre wenigstens sinnvoll gewesen. 

Aber es hätte noch schlimmer kommen können: Man stelle sich vor, dieser Hype wäre von einer Asylantenlobby ausgelöst worden. Bitte mal kurz vorstellen – aber rasch wieder vergessen, sonst gibt's Albträume.

Das Schlimme ist, wenn die unwissenden Kinder förmlich um Steuern bitten. Ja, Benzin teurer, CO2-Steuer, Flugpreise verdoppeln. 

Nochmals zu meinen Freundinnen: Die raufen sich heute die Haare, wenn sie davon erzählen, wie crazy sie damals waren, aber belächeln auch melancholisch die Unvernunft der Jugend. Was werden die Klimademonstrantinnen in 20 Jahren machen? 

Auch lächeln und melancholisch an ihre Märsche denken, wenn sie ihren Kindern sagen müssen, dass sich die nächste Reise leider wieder nicht ausgeht, weil die Preise einfach zu hoch sind.

Und: Ich bin sicher, dass die Welt auch noch nicht wegen des Klimas aus den Fugen geraten ist. Man wird halt nur draufgekommen sein, dass der Mensch nicht alles beeinflusst – und schon gar nicht unser Klima.

P.S. Bitte Klimaschutz nicht mit Umweltschutz gleichsetzen. Ich glaube sehr wohl, dass wir unser Verhalten zum Beispiel im Bezug auf Plastik dringend ändern müssen. Die Verschmutzung der Meere treibt mir Schauer über den Rücken. Nicht jedes Jahr ein neues Handy, keine Plastikstrohhalme, keine Plastik-Kaffeebecher...etc. etc. da gibt es viel, sehr viel zu tun. Aber wie viele der Demonstranten werden demnächst sagen: Nein, ich brauche kein neues Handy, mein altes ist noch funktionstüchtig....?

Manuela Hahofer ist Journalistin und schreibt fast 30 Jahre für österreichische und deutsche Medien.

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