Es sind beunruhigende Bilder von der EU-Außengrenze, die derzeit in den sozialen Medien für Aufregung sorgen. Eine lange Migranten-Kolonne im bosnisch-kroatischen Grenzgebiet. Frauen und Kinder sieht man nicht, ausschließlich junge Männer. In der Stadt Bihac kommen täglich neue Einwanderer aus Afghanistan, Pakistan oder dem Irak an. Sie sind auf dem Weg in die EU hier gestrandet, weil die Kroaten ihre Grenze gegen illegale Einwanderung effektiv schützen. Was Kroatien viel Kritik von NGOs und Mainstreammedien eingebracht hat. Die Situation ist chaotisch.
Auch auf den griechischen Inseln spitzt sich die Lage zu. Rund 26.000 Menschen befinden sich derzeit in den dortigen Lagern. Erst vor wenigen Tagen kam es auf Samos zu Ausschreitungen in einem der überfüllten Camps. Europa stehe vor einem akuten Problem, warnt der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis.
Obwohl sich die Lage seit Wochen zuspitzt, berichten die linken Mainstreammedien auffallend zurückhaltend. Das ist verständlich, schließlich haben sie die Migrationskrise bereits 2016 für beendet erklärt. Im vergangenen Wahlkampf verkündeten Grüne, ORF und Co., dass nicht die Massenzuwanderung aus Afrika und dem islamischen Raum, sondern die Klimakrise unser größtes Problem und das alles beherrschende Thema sei, das die Bürger beschäftige und beunruhige. Man hat zumindest alles versucht, damit der Klimawandel die nach wie vor ungelösten bzw. vor sich hin schwelenden Probleme, von der Massenzuwanderung über die Schulden- bis zur Finanzkrise, verdrängt.
Das ist nur zum Teil gelungen. Mehrere Befragungen vor und nach der Nationalratswahl zeigten, dass die Österreicher vor allem über Zuwanderung, Kriminalität, Islamisierung und den Pflegenotstand besorgt sind, der mediale Dauerbrenner Klimawandel ängstigt die Bürger trotz penetranter Propaganda hingegen kaum.
Vor allem der ORF bot alles auf, um die Aufmerksamkeit der Menschen von jenen Themen abzulenken, die den Linken im Allgemeinen und den Grünen im Besonderen hätten schaden können. Während Kinder und Jugendliche brav gegen CO2 hüpfen, singen, schreien und die Schule schwänzen, braut sich vor den Toren Europas etwas zusammen, was ihr Leben und ihre Zukunft nachhaltiger, direkter und brutaler verändern wird, als es eine chemische Verbindung aus Kohlen- und Sauerstoff vermag. Die fröhlichen bis aggressiven Klimademos sind nur das Pfeifen im Walde.
Die Europäer sind dermaßen mit ihren selbst erfundenen Problemen und der Rettung unseres Planeten beschäftigt, dass sie die unmittelbar drohenden Herausforderungen nicht erkennen können. Das erinnert an das Ende des byzantinischen Reiches im Jahr 1453. Während die Osmanen unter Mehmed II. dabei waren, Konstantinopel einzunehmen, debattierten hinter den mächtigen Stadtmauern byzantinische Mönche und Politiker über mystische Formeln und Allegorien. So lange, bis die Stadt fiel. Muslime nennen wert- und sinnlose Debatten deshalb auch byzantinisches Geschwätz.
Und genau das ist die Klimahysterie. Die den kommenden Entwicklungen weitgehend wehrlos bis ohnmächtig gegenüberstehenden Europäer flüchten sich in eine hysterische Scheindebatte, versuchen mit Hilfe des Klimas eine globale Führungs- und Vorreiterrolle einzunehmen, inszenieren einen heroischen Kampf zur Rettung der Welt und machen sich mit ihrem infantilen Eskapismus am internationalen politischen Parkett zur Lachnummer.
Wer soll Politiker wie Angela Merkel, Ursula von der Leyen, Emanuel Macron oder Heiko Maas noch ernstnehmen? Außerhalb der EU wohl niemand. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat gedroht, Millionen Menschen in Richtung Europa auf den Weg zu schicken, sollten Brüssel und Berlin nicht nach seiner Pfeife tanzen.
Erdogan weiß, er kann mit der EU umspringen, wie es ihm beliebt. Europa hat den selbstbewussten Türken außer hohlen Phrasen und leeren Drohungen wenig entgegenzusetzen. Dem Krieg gegen die Kurden sieht Europa tatenlos zu. Was sollte es auch anderes tun? Erdogan weiß nur allzu gut, dass die EU mut- und militärisch bedeutungslos ist. Europa ist zum Zusehen und zum Keifen vom politischen Spielfeldrand verdammt. Seit die USA unter Trump nicht mehr den Weltpolizisten spielen möchten, steht Europa allein da, ist de facto wehrlos, nicht mehr in der Lage, sich und seine Grenzen im Notfall militärisch zu schützen oder auch nur seine Interessen durchzusetzen.
Die neue EU-Kommissionspräsidentin hat in ihrem vorherigen Job als Verteidigungsministerin die deutsche Bundeswehr erfolgreich zersetzt. Auch das österreichische Bundesheer ist nach mehreren sozialdemokratischen Verteidigungsministern in einem erbärmlichen Zustand. Rote und grüne Sozialisten, die seit vielen Jahren Abrüstung und Demilitarisierung propagieren und vorantreiben, haben einen Pyrrhussieg errungen. Mit den Briten werden sich auch die letzten starken Streitkräfte aus der EU verabschieden.
Auch die Zeiten, als Europa Konflikte mit dem Scheckbuch lösen konnte, gehen zu Ende, zumal der deutschen Wirtschaftslokomotive der Dampf ausgeht. Nicht zuletzt dank der dort besonders ausgeprägten Klimahysterie. In der Autoindustrie wackeln Zehntausende Jobs.
Europa ist hilflos. Nicht nur militärisch, sondern auch politisch. Um politisches Gewicht zu haben, um auf Augenhöhe verhandeln zu können und um ernst genommen zu werden, braucht es eine Drohkulisse, einen starken militärischen Arm. Andernfalls ist man nur ein belächelter Bittsteller. Deshalb hat Erdogan das deutsche Außenministerchen Heiko Maas öffentlich gedemütigt, ihn wörtlich als politischen Dilettanten bezeichnet, der seine Grenzen nicht kenne. In diesem Punkt muss man dem Sultan aus Ankara recht geben.
Auf das, was direkt vor der europäischen Haustür im türkisch-syrischen Grenzgebiet passiert, hat Europa praktisch keinen Einfluss. Hier haben andere das Sagen, etwa der russische Präsident Vladimir Putin. Diese Hilflosigkeit wird mit der infantilen Großartigkeitsphantasie, das Weltklima steuern zu können, kompensiert. Der einst so stolze Kontinent lässt sich von Erdogan am Nasenring über die politische Weltbühne schleifen. Der Bevölkerung wird diese Ohnmacht und Demütigung auch noch als Tugend, Toleranz und Klugheit verkauft. Nein, nicht die Klugen, sondern die Schwachen geben nach.
Seit Herbst 2015 hätte man genügend Zeit gehabt, aus den damaligen Fehlern zu lernen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Geschehen ist nichts. Europa steht der kommenden Einwanderungswelle so unvorbereitet gegenüber wie im Jahr 2015.
Sieht man von Ungarn ab, das schon damals seine EU-Außengrenze effektiv geschützt hat. Orbán hat nun angekündigt, die kommende Einwanderungswelle notfalls auch mit Gewalt zu stoppen. Es mag für viele politisch korrekt eingelullte Europäer brutal und unmenschlich klingen, aber nur wer seine Grenze auch im Notfall zu schützen bereit und in der Lage ist, hat überhaupt eine. Der vom EU-Establishment so gehasste Orbán ist einer der wenigen EU-Regierungschefs, der sich der Dramatik der aktuellen Entwicklungen bewusst ist.
Was Brüssel, Berlin, Paris oder Wien seit 2015 unternommen haben, ist vor allem härter und aggressiver gegen politische Gegner, Andersdenkende und Kritiker vorzugehen; politisch, medial und mittlerweile auch strafrechtlich. Man denke an das deutsche Netzwerkdurchsetzungsgesetz oder die vielen Gesetze und Paragraphen gegen "Hass" und "Verhetzung". Eine falsche Meinung wird immer öfter zum Verbrechen.
Vier Jahre hatte man Zeit, um sich auf den steigenden Migrationsdruck und die kommende Migrationswelle vorzubereiten. Dass sie kommen wird, war außer dem klimabenebelten linken Öko-Fußvolk wohl jedermann bewusst, gerade weil die Willkommensjubler aus Politik und Medien nach dem Stimmungsumschwung in den Bevölkerungen und den Wahlsiegen der sogenannten Rechtspopulisten das Thema für beendet und das Problem, das sie nie als solches sahen, für beendet erklärt hatten.
Dass der Migrationsdruck auf Europa weiter steigt, liegt angesichts der andauernden Krisen und Konflikte im Nahen Osten und dem gesamten islamischen Raum sowie den explodierenden Bevölkerungszahlen in Afrika auf der Hand. Dass sich das noch wohlhabende, militärisch wie mental wehr- und hilflose Europa mit seinen offenen Sozialsystemen als Zielregion für Abermillionen Menschen aus der Dritten Welt anbietet, ebenso.
So etwas zu schreiben, unkontrollierte Zuwanderung und die Multikulti-Ideologie zu kritisieren, gilt bereits als anrüchig. Wer das trotzdem tut, wird gerne in das rechte Eck gestellt und mit der politmedialen Faschismuskeule verprügelt. Wer hingegen mit Gretas Klimajugend im Gleichschritt marschiert und sich vor der kommenden Klimaapokalypse fürchtet, gilt als braver, kritischer und couragierter Bürger, als wertvoller Teil der Gesellschaft. Neu ist das nicht. Solche mehr oder weniger gesteuerte Jugendbewegungen kennen wir aus der Geschichte.
Der politmediale Machtkomplex, die Verwalter unseres Untergangs, haben es geschafft, den Kindern und Jugendlichen, denen sie mit ihrer verfehlten linken Politik die Zukunft geraubt haben, einzureden, ihr größtes Problem seien nicht die Millionen nach Europa drängenden jungen Männer aus vormodernen Kriegs- und Krisengebieten mit all ihren Konflikten, Traditionen und Einstellungen, sondern ein Gas, das in kleinen Mengen in der Atmosphäre vorkommt. Ja, die Klimahysterie ist eine Luftnummer.
Auch wenn die Warnungen der Klimaapokalyptiker immer schriller werden – so warnt "Extinction Rebellion" vor einem baldigen Massensterben der Menschen – diese Ablenkungsmanöver, dieser Versuch, den Sozialismus diesmal mit Hilfe des Klimawahns zu etablieren, wird schneller scheitern als gedacht. Die realen Probleme und Krisen, die konsequent verdrängt und verharmlost werden, brechen auf Grund dieser Vogel-Strauß-Politik nun umso heftiger über uns herein.
Dann werden all jene Probleme und Weltuntergangsszenarien, mit denen wir derzeit medial gefüttert werden, und die viele unserer Kinder tatsächlich in Angst und Schrecken versetzen, mit einem Schlag bedeutungslos sein. Die Realität wird mit voller Wucht über die eingelullten Europäer hereinbrechen.
Werner Reichel ist Autor und Journalist. Sein neues Buch "Kickl muss weg: Der schmutzige Kampf um die Macht" ist soeben bei Frank&Frei erschienen.