Was haben uns die Sozialisten im Laufe der Zeit nicht alles prophezeit! So phantasierte Karl Marx von der mit dem Kapitalismus zwangsweise verbundenen Verarmung der proletarischen Massen. Dazu ist es allerdings nie gekommen. Vielmehr ging und geht es den Werktätigen nirgendwo besser als im "kapitalistischen" Westen. Während die Bürger der DDR jahrelang auf ihre miesen Zweitaktvehikel warten mussten (die dann oft auch noch in der falschen Farbe ausgeliefert wurden), konnten es sich die brutal ausgebeuteten Lohnsklaven in der Bundesrepublik spielend leisten, mit von Audi und BMW produzierten Fahrzeugen durchs Land zu brettern.
Die angeblich in den Händen immer weniger reicher Plutokraten stattfindende Anhäufung von Reichtum in der kapitalistischen Industriegesellschaft müsse, so Marx, am Ende zur Revolution führen. Die brach dann jedoch – entgegen seiner Vorhersage – ausgerechnet im rückständigsten und am weitesten von einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung entfernten Land Europas los.
Die Nationalsozialisten träumten vom germanischen Vollversorgungsstaat, in dem alle Volksgenossen wie Rädchen in einem Getriebe zu funktionieren hatten und dem (Vierjahres-)Plan der voranschreitenden, braunen Sozialrevolutionäre bedingungslos folgen sollten. Auch dieses kollektivistische Experiment hat bekanntlich nicht geklappt.
Nikita Chruschtschow schwadronierte in den 1960er Jahren davon, dass die Sowjetunion die USA in wirtschaftlicher Hinsicht demnächst überholen werde. Dazu kam es bis zum Ende der UdSSR nicht – der Wohlstandsabstand zum kapitalistischen Rivalen wurde vielmehr immer größer.
Nach dem schlagartigen Zerfall des Sowjetimperiums nach 1989 ihres ideologischen Leuchtfeuers beraubt, und hinsichtlich der Effizienz des realen Sozialismus desillusioniert, verfiel die westliche Linke auf die Konsumkritik als Vehikel zur Dekonstruktion des Kapitalismus. Materieller Wohlstand allein reiche schließlich nicht aus, um menschliches Leben mit Sinn zu erfüllen. Das mag stimmen. Allerdings fallen derlei Parolen deshalb nicht auf besonders fruchtbaren Boden, weil die überwiegende Mehrheit der Menschen – wo auch immer sie wohnt – einfach ein besseres Leben einem schlechteren vorzieht. Und ersteres setzt eben ein Mindestmaß an materiellem Wohlstand voraus, der im Sozialismus ausschließlich den Parteikadern vorbehalten bleibt.
Die Sozialisten in allen Parteien können bis heute nicht plausibel erklären, worin die sinnstiftende Wirkung eines Lebens in Mangel und Elend bestehen soll, wie es in sozialistischen Gemeinschaften – von Venezuela bis Zimbabwe – bis zum heutigen Tag die Regel ist.
Die voranstehende Liste von Pleiten des Sozialismus erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Bisher, so lässt sich zusammenfassen, sind noch sämtliche Versuche, den auf Privateigentum und Vertragsfreiheit beruhenden Kapitalismus im Wettbewerb der Systeme zu übertreffen, fulminant gescheitert – und zwar meist nicht, ohne dabei beachtliche Leichenberge zu hinterlassen. Den Menschen einzureden, Reichtum sei ein Übel, kollektive Armut dagegen ein erstrebenswertes Ideal, ist bisher weder der katholischen Kirche noch den Roten gelungen.
Jetzt allerdings meinen die rotgrünen Kollektivisten und ihre medialen Verstärker den Stein der Weisen gefunden zu haben: mit der zeitgeistigen Klimareligion glauben sie sich im Besitz des so lange erfolglos gesuchten Instruments, um den Kapitalismus endlich doch noch zu überwinden. Die von Funk, Fernsehen und Presse gehypten Klimahysteriker (mittlerweile gibt es keine Kultur- Sport- oder Kochsendung mehr, in der nicht vor der dräuenden Klimaapokalypse gewarnt wird), machen aus ihrem Herzen keine Mördergrube und erklären der Marktwirtschaft ganz offen den Krieg. Konfiskatorische Steuern und rigorose Staatsregulative sollen das Heil bringen. Da es dafür an rationalen Argumenten mangelt, wird auf Emotionen – auf das Erzeugen kollektiver Panik – gesetzt.
Niemand sollte sich durch die hohlen Phrasen täuschen lassen, die zwecks Weltrettung getrommelt werden. Keinem der selbsternannten Hohepriester der Klimareligion geht es um die "Rettung" des Klimas. Es geht allein um Macht und Geld. Der Ablasshandel mittels ruinöser CO2-Steuern wird nur der Anfang sein. Ehe wir allesamt – stark dezimiert – frierend in feuchten Höhlen hocken, wird ihr Furor nicht nachlassen.
Worauf nicht vergessen werden darf: Der Begriff Klima steht definitionsgemäß für einen dreißigjährigen, regionalen Wetterdurchschnitt. Ein Weltklima gibt es nicht. Auch kann man einen Durchschnittswert nicht retten. Wovor auch? Vor einer seit Millionen von Jahren – mit oder ohne Menschen und mit oder ohne CO2 – ständig stattfindenden Temperaturveränderung? Was für eine Hybris! Und in welchen Stein gemeißelt steht, dass das Klima vor Anbruch der industriellen Revolution "optimal" war und jede Abweichung davon schlecht ist?
Wahr ist, dass es infolge der zweifellos stattfindenden klimatischen Veränderungen Gewinner und Verlierer geben wird. Dass der Saldo, wie von den Klimahysterikern behauptet, negativ sein wird, kann heute kein Mensch mit Sicherheit vorhersagen – zumindest dann nicht, wenn er die Naturwissenschaften nicht schamlos zur Verwirklichung des Klimasozialismus missbraucht.
Zur Weltrettung am allerwenigsten fähig sind übrigens jene Politkader, die keine Staatsgrenze einigermaßen wirksam vor illegaler Massenimmigration schützen können, sich von einer unwissenden Pubertierenden öffentlich herunterputzen lassen und sich anschließend dafür auch noch artig bedanken. Was für ein peinliches Theater!
"Wenn alle Experten einig sind, ist Vorsicht geboten", warnte einst der britische Philosoph Bertrand Russell. Angesichts der totalen Gleichschaltung der staatsfinanzierten Wissenschaften ist das ein bedenkenswertes Zitat.
Die auf dubiosen Modellrechnungen beruhende Klimareligion ist der vorerst letzte Versuch zur Errichtung einer totalitären Räteherrschaft. Wer in einer kohlenstoffbasierten Gesellschaft die Kontrolle über sämtliche CO2-Emissionen an sich reißen will, ist drauf und dran, sich zum Herrscher über alles Leben auf diesem Planeten zu machen. Angesichts der Qualität der handelnden Protagonisten eine erschreckende Vorstellung.
Die Klimahysteriker haben es geschafft, das einzig wirklich drängende Problem dieser Tage, nämlich das gewaltige Bevölkerungswachstum in Teilen der islamischen Welt und Schwarzafrikas und den daraus resultierenden Migrationsdruck auf Europa, vollständig aus den Schlagzeilen zu verdrängen. Alles blickt gebannt auf eine erfundene Gefahr, die in 100 und mehr Jahren die Menschheit angeblich in eine Katastrophe stürzen wird. Dass es diese Menschheit – zumindest in Form einer westlichen Zivilisation – schon in weniger als 50 Jahren nicht mehr geben wird, kümmert indes niemanden – von ein paar notorischen "Klimaleugnern", wie dem reaktionären Autor dieser Zeilen abgesehen. Fazit: es wird – ob in geheizten oder ungeheizten Höhlen – ein böses Erwachen geben.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.