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Noch nie hat sich Angela Merkel vom Chef der Deutschen Industrie vor aller Öffentlichkeit solche massiven Vorwürfe anhören müssen wie vor wenigen Tagen. Das bedeutet nicht nur für die deutsche Politik Erstaunliches. Das sollte man vielmehr auch in der österreichischen Wirtschaft sehr präzise zur Kenntnis nehmen.
Denn von nichts sind Wirtschaft, Arbeitsplätze und der Wohlstand Österreichs so abhängig wie von der deutschen Industrie. Nicht einmal von den deutschen Touristen. Vorerst ist völlig offen, ob es der momentan recht gut dastehenden österreichischen Wirtschaft noch einmal wie vor rund 15 Jahren gelingen kann, sich von einer Krise der deutschen Wirtschaft abzukoppeln und sich erst wieder anzukoppeln, wenn diese wieder brummt, wie dann als Folge der Agenda 2010.
Die Sätze des deutschen Industriechefs Dieter Kempf sind jedenfalls dramatisch: "Die Regierungspolitik schadet den Unternehmen.", "Es fällt uns schwer, einen klaren wirtschaftspolitischen Kurs zu erkennen.", "Das fehlende Management der Energiewende droht deutsche Unternehmen aus dem Land zu vertreiben." Und so weiter.
Der letzte Punkt ist besonders spannend: Hat sich doch in Deutschland der Strompreis für die Industrie wegen des Ausstiegs aus den wichtigsten Energieerzeugungsformen – also Atom und Kohle – binnen weniger Jahre bereits verdoppelt. Dazu kommt, dass dieser Ausstieg erst begonnen hat und noch schlimmere Wirkungen zeitigen wird. Dazu kommt das Fehlen der Stromleitungen zu den Windmühlen im Norden. Dazu kommt der Frontalangriff auf die Autoindustrie. Dazu kommen die in Deutschland im internationalen Vergleich besonders hohen Steuern.
Merkel hat aber trotz ihrer gesamten Energiewende den politischen Aufstieg der wirtschafthassendend Grünen nicht gebremst, sondern eher noch beschleunigt. Sie hat also für die hohen ökonomischen Kosten nicht einmal eine politische Dividende erzielt.
Das ist das Problem Deutschlands. Österreich hingegen sollte mehr nachdenken, was das bedeutet: Einerseits ist es immer gefährlich, wenn es der deutschen Industrie schlecht geht. Andererseits könnte Österreich sich geschickt als Zielland für aus Deutschland abwandernde Betriebe anbieten. Für viele würde es ja Sinn machen, in Europa zu bleiben.
Ja, das könnte Österreich. Sogar mit großen Chancen – hätte es eine arbeitsfähige und strategisch denkende Regierung.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".