Dieser wahnwitzige Überlebenskampf erinnert an die letzten Sowjet-Proletarier-Funktionäre: Breschnjew (1906 – 1982) wurde mit 58 Jahren für knapp 20 Jahre Vorsitzender der "Kommunistischen Partei der Sowjetunion". Die einzige Befähigung dazu war die eines Apparatschiks, der mit 17 der kommunistischen Jugendorganisation beigetreten ist, ohne nennenswerte Eigenschaften. Während er der Sowjetunion einen Touch von Biedermeier-Neostalinismus verpasste, stieg das Durchschnittsalter der Politbüro-Mitglieder auf nachhaltig über 70 Lebensjahre an. Rückblickend war es ein "goldenes Zeitalter der Stagnation" (Koslow) gewesen, dessen Erstarrung schließlich in einem Kollaps zerbarst.
Zum physischen Verfall der KPdSU-Funktionäre lief ihr geistiger synchron: Bereits 1974 litt Breschnew unter Hirngefäßverkalkung, in seinen letzten Lebensjahren streckten ihn Schlaganfälle und Herzinfarkte nieder, und sie reduzierten seine intellektuelle Aufnahmefähigkeit kontinuierlich. Doch wie zum Trotz wurde er immer wieder als Generalsekretär gewählt. Denn alle seine Parteigänger fürchteten jede Veränderung. Und sie fürchteten vor allem um ihre Posten.
Nach Breschnews Tod wurde der Gerontokrat Andropow (1914 – 1984) mit 68 Jahren sein Nachfolger: Auch er litt an Diabetes, Bluthochdruck und Nierenversagen. Nur sollte er nicht mehr 20 sondern nur noch eineinviertel Jahre am Leben bleiben (die letzten fünf Monate war er regierungsunfähig). Mit satten 73 Jahren übertrumpfte ihn aber sein Nachfolger Tschernenko noch um drei Jahre (1911 – 1985), regierte aber nur mehr ein Jahr. Als passionierter Kettenraucher verstarb er mit 74 Jahren an Leberzirrhose und Hepatitis. Tschernenko stammte aus einer Arbeiterfamilie, trat mit 15 den Jungkommunisten bei, besuchte Parteischulen und belegte ein Fernstudium für eine Lehrerausbildung. Danach leitete er die Propaganda-Abteilung. Andropow war Sohn eines Bahnbediensteten, ab 16 Mitglied der Jungkommunisten und Fernstudienkurs-Stipendiat an einer historischen Fakultät. In zivilen Berufen hatten sie alle nie Fuß gefasst.
Ihrem letzten Nachfolger, dem 54-jährigem Gorbatschow wies die Geschichte nur noch die Rolle eines Reichsverwesers (im modernen Sinne des Wortes) zu.
"Delikate Sarah Wiener"
Am 17.2.2019 jagten die Grünen eine Jubel-Meldung durch den Äther: "Delikate Kandidatin – Sarah Wiener zieht für Grüne in EU-Wahlschlacht." (Krone) Ihr permanent breit zur Schau getragen unerträgliches Selbstgefälligkeits-Lächeln ist Endprodukt eines aufgesetzt-ewig-umtriebigen Optimismus-Fluches jener Sich-als-politisch-Untoten-Wähnenden: "Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist." (Mutter Teresa)
Die Frage nach dem "Warum gerade die Wiener?" beantwortete sie ebenso selbstüberzogen-anmaßend: "Sei sie (doch) eine leidenschaftliche Verfechterin der europäischen Werte, erschrocken vom Aufstieg rechtspopulistischer Bewegungen" (Krone). Die Sarah möchte also nichts lieber als Geschichte aufhalten. Ansonsten ängstigt sie sich, "dass die österreichischen Grünen im EU-Parlament nicht mehr vertreten sein könnten, ’das ist ja nicht vorstellbar‘. Ihr Optimismus sei ‚grenzenlos‘". Ausgewählt hatte sie der (auch gesundheitlich eher nicht entschlackt wirkende) steirische Ur-Grünen-Mufti-Gründervater Werner Kogler.
Sarahs einzige Appartschik-Lebensleistung war gewesen: von Beruf Tochter eines mittlerweile mit 84 Jahren vergreisten Urältest-68er Ferkelei-Vaters. Jener Oswald Wiener (geb. 1935) hatte im Juni 1968 mit den damals üblichen Tabubrüchen (im Hörsaal des Wiener Audi-Max) für ein Provinz-Skandälchen gesorgt: Splitterfasernackt seine Notdurft verrichtend, masturbierend, Auspeitschereien ertragend, eine kleine Selbstverstümmelung inszenierend, um zu guter Letzt (als Bühnen-Orgasmus-Ersatz – wie frustriert-gelangweilte Zoo-Primaten-Affen ihre eigene Scheiße fressend) autoaggressiv seine eigenen Exkremente am eigenen nackten Körper verschmierend, sein eigenhändig Erbrechendes auszuwürgen. Um das Ganze mit Kulturkritik aufzuladen, wurde die österreichische Bundeshymne abgesungen und die Nationalfahne zertrampelt… Aus Furcht vor einem Gerichtsverfahren wegen Gotteslästerung verdurchfallisierte er sich aber doch vorsichtshalber ins ferne Berlin, wo er bis 1986 zurückgezogen als Wirt von seinem Szene-Beisel "Exil" lebte.
(V-)er-zogen wurde seine Von-Beruf-68er-Tochter-Sarah (geb.1962) freilich nur von ihrer Mutter, und nicht von ihrem standesgemäßen Familien-Verächter-Rabenvater-Freie-Liebe-Fan Oswald ("Abspritzen und verpissen! Aber § 218 wollen!" – Femo-Kampf-Slogan).
Als wilde Gegenreaktion auf ihre Abschiebung ins Mädcheninternat folgte eine ewige Flower-Power-Karriere: Sie war mit 17 bereits Schul-abbrecher-Europa-Tramperin, Gelegenheitsarbeiterin, hinterließ nie einen Schulabschluss, dann Berliner-Sozialhilfe-Empfängerin-Mutter.
Nie wäre sie über ihren Karrierehöhepunkt als Küchengehilfin hinausgekommen, hätte nicht doch genau ab diesem Zeitpunkt eine geradezu unglaublich-kometenhafte Karriere als ausgewählte links-grüne Apparatschik-Staats-Künstler-Köchin eingesetzt: Mit ihrem "Tracking Catering" versorgte sie (aus einen schrottreifen Küchenwagen der Ex-DDR-Armee heraus) Filmcrews mit Fast-Food. Diesem Frittenbuden-Gourmetprogramm blieb sie bis heute treu: Ihre Restaurants trugen sagenumwobene Hippie-Namen wie "Das Speisezimmer" oder "Mutter und Schraub".
Umwerfend-Innovatives dichtete sie ihrer Bäckerei "Wiener Brot in Berlin" an: Werden doch Backwaren mit echtem(!) Holz befeuert, von brandenburgischen Robinienbäumen (in Wirklichkeit invasiv-wildwuchernde nordamerikanische Neophyten). Voll im Trend des postmodernen Infantilismus: "Das große S.W.-Kochspiel für Kinder". Als Konkurrenzunternehmen zu McDonalds konnte es aber nicht reüssieren. (Weniger nachhaltig war ihre nur fünfjährige Ehe mit einem No-Name-Schauspieler.)
Dann finanzierte eine ORF-Arte-Koproduktion sogar noch ein Remake von Joseph von Eichendorffs "Aus dem Leben eines Taugenichts": "S.W.’s Kulinarische Abenteuer", indem sie (standesgemäß in einem generalsanierten VW-Käfer) halb Europa und schließlich Asien auf Staats-Sender-Kosten bereisend verdauen durfte: Der Schlaraffenland-Traum jedes Koch-Praktikanten. Frei nach dem Motto:
"Ich hatte meine heimliche Freud’, als ich alle meine alten Kameraden (…) immerdar zur Arbeit hinausziehen sah, während ich so in die freie Welt hinausstrich. (…) Mir war es wie ein ewiger Sonntag im Gemüte." (Eichendorff) – "Mit S.W. geht es ein weiteres Mal in die Welt hinaus – zu anderen Menschen…" (ORF)
Ihr großes Vorbild für "S. und die Küchenkinder" wohl auch hier die Wiener Proleten-Schriftstellerin Nöstlinger mit ihrem Dialekt-Geschreibsel "Iba de gaunz oaman kinda" (1974): Als grün-linke Küchen-Möchtegern-Mutter-Teresa-Sarah verbrachte sie einen Sommer mit zwölf Multikulti-Kindern (an der Zahl wie damals Jesus mit seinen Aposteln – Biblisches Motto: "Lasset die Kleinen zu mir kommen!") auf einem feudalen Landsitz in der Provence. Vermittelt wurde auf diese Weise: Naturnahe Ernährung und die Vorzüge eines Lebens-wie-Gott-in-Frankreich.
Nach so viel spießiger Öko-Selbstverkostung blieb dann nur mehr Endstation-Sehnsucht (nach Wild-West-Romantik im Jack-London-Style) à la "Ruf der Wildnis" über. Wieder schoss Arte den nötigen Zaster vor für: " Sarah Wiener – Eine Woche unter" – verschwitzten Lachsfischern auf der Nordsee (war schon für Mama Merkel der Beginn einer zweifelhaften Politkarriere gewesen), finsteren Bundeswehrsoldaten und (man lese und staune!) in-sich-gewandten Mönchen im Kloster Langwaden. – "Mit dem Alter kommt der Psalter!" – Dieses bringt also auch gewisse Vorteile mit sich: Die Erscheinung als Post-68er-Schrecktante wird selbst in einem Mannes-Kloster nicht mehr als sündige Erscheinung wahrgenommen: Selbst Litaneien versprechen mehr sinnliche Reize…
Grün-Kompatibilität erkor sich die Sarah durch diverse Schirmherrschaften ("Tierzuchtfonds für artgemäße Tierzucht", "Stiftung für gesunde Kinder und was Vernünftiges zu essen", oder des "Berliner Staudenmarktes"). Ihre Bio-Sektiererei (UN-Botschafterin für "Biologische Vielfalt", Rednerin auf einer "Wir haben es satt!"-Demonstration) wurde endlich durch den internationalen "B.A.U.M.-Sonderpreis" geadelt. Alles in allem eine politisch-korrekte Zurück-hinter-den-Herd-Frau-Reinkarnation à la Mutter-Teresa aus Kalkutta, hineingebeamt ins rot-rot-grüne Curry-Wurscht-Mekka Berlin.
Wiener ist somit Aushängeschild und abschreckendes Beispiel zugleich: Für all jene links-grünen Appartschik-Claqueure, die sich wie ein Ei aufs andere gleichen und sich selbstvermessen-gefällig an ihrem eigenen Totentanz ergötzen: Was damals (vor einem halben Jahrhundert) Sarahs Vater Oswald mit seiner Selbstverstümmelungs-Masturbations-Show als Anfang zum Ende angestoßen hatte, setzen jene nun ins Finale ihrer eigenen politischen Selbstbespiegelungs-Selbstbefriedigung um. – Ist aber auch langsam wirklich Zeit geworden...
Zugute halten dürfen sie sich alle aufgrund ihres Berufs-Jugendkultes etwas: Dass sie bereits mit 50-Plus zur linken Apparatschik-Gerontokraten-Riege gehören: Wiener (geb. 1962), Kogler (geb. 1961, abgeschlossenes Volkswirtschaftsstudium, danach ewiger Profi-Grüner), Anschober (geb. 1960, Volksschullehrer, danach Unendlich-Berufs-Grüner und Autor "So retten wir die Welt", zeitweise im Krankenstand sich selbst bejammernd wegen Burnouts, danach Neuanfang als All-Inclusive-Welcome-Refjutschie-Tröster). Mit den Über-60-Jährigen-Grün-Linken wollen wir jetzt gar nicht mehr anfangen: Lunacek (geb. 1957, abgeschlossenes Dolmetscherstudium, danach Warteschleifen-Berufs-Femo-istin), Voggenhuber (geb. 1950, gelernter Versicherungsvertreter, danach Wiederholungs-Täter-Bürger-Initiativist), Pilz (geb. 1954, als Student Mitglied der "Gruppe Revolutionärer Marxisten", dann Gründungsmitglied der Grünen).
Außer einer Polit-Apparatschik-Karriere haben sie kaum anderweitige Realitätserfahrungen gemacht: So wie Breschnjew es war, sind sie geblieben: Männ_innen ohne Eigenschaften mit Ceausescu-Autismus-Syndrom. Was all diese Weltverbesserer und Vordenker eines Neuen Menschentums mit ihren kommunistischen Proto-Typen verbindet, ist reine Wahnvorstellung:
"Der Kommunismus ist die einzige politische Bewegung der Welt, die, mit der wissenschaftlichen Theorie der gesellschaftlichen Entwicklung ausgerüstet, klar die historischen Perspektiven der Menschheit erkennt." (Breschnjew)
Eine Wahnvorstellung im Sinne einer unkorrigierbaren Fehlbeurteilung der Wirklichkeit, an der auch angesichts von Gegenbeweisen mit absolut-subjektiver Gewissheit festgehalten wird. Sie erinnern an Calligulas Cäsarenwahn (12 – 41 n. Chr): "Ich will den Mond!" – Selbst unter den tödlichen Messerattacken seiner Prätorianer interpretierte er die Wirklichkeit noch mit unerschütterlichem Optimismus um: "Noch lebe ich!"
Es ist jener verwegen-kreatürliche Überlebens-Trotz, der auch das Menschsein – gleichzeitig – in all seiner Größe und Vermessenheit beschreibbar macht. Und es ist auch der Stoff, aus der die Geschichte ihren Proponenten ihre größten Triumphe, aber auch schmerzlichsten Niederlagen wob: "Wer zu spät kommt, den bestraft die Geschichte" (Gorbatschow) – Wenn man es verpasst, zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Station aus seinem Lebenszug aus- oder umzusteigen… Letzteres Kunststück war freilich nur einer gewissen Glawischnig gelungen (geb. 1969, als ausgebildete Juristin im Nur-NGO-Dunstkreis, danach Notbremsungs-Grüne, seit 2018 Abrupt-Lobbyistin für den Glückspielkonzern "Novomatic").
Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien). Seit 2009 unterrichtet er auch wieder an österreichischen Schulen.