Ein kalter Samstagnachmittag. Ideal für einen Kinobesuch. Mein Sohn und ich entscheiden uns für den Disney-Animationsfilm "Ralph reicht’s – Chaos im Netz". Es geht um Computerspiele und das Internet. Also darum, wofür sich Buben heutzutage interessieren.
Ich habe schon viele Kinderfilme gesehen. Sehen müssen. Wenige sind originell witzig und gut, die meisten aber zumindest erträglich und stellenweise unterhaltsam. Diese Zeiten sind offenbar vorbei. "Ralph reicht’s" ist ein unerträglicher und widerlicher Gender-Propagandafilm. In dem quietschbunten Streifen gibt es keine einzige positive männliche Identifikationsfigur. Selbst der titelgebende Held ist ein geistig zurückgebliebener, langweiliger Muskelprotz, der nicht einmal seine Muskeln einsetzen darf. Alle männlichen Charaktere sind lästig, schwach oder dämlich, also negativ konnotiert.
Eigentliche Heldin ist ein kleines Mädchen. Sie ist die Protagonistin, die sich im Laufe des Films persönlich weiterentwickelt. Selbstverständlich im Sinne der Gender-Ideologie. Das Mädel wird flankiert von einer supercoolen Rennfahrerin, einer gewieften Managerin und Prinzessinnen mit Zauberkräften. Um die Damenwelt schwirren dumme und unterwürfige Männer. Ein aufwendig animiertes Paradies für Radikal-Feministinnen.
Nun wollen sich Kinder nicht mit Losern, Schwächlingen und Schwachköpfen identifizieren. Die Buben müssen sich folglich die weiblichen Figuren als Vorbilder nehmen, Frauen, die den Männern in jeder Beziehung überlegen sind, selbst körperlich. Gegen Ende des Films wird der geistesschwache Muskelprotz auch noch in Frauenkleider gesteckt. Das kommt vordergründig als Gag daher. Gelacht hat im Kinosaal allerdings niemand. Weder die Kinder noch die Erwachsenen.
Willkommen in der zeitgeistig-bunten Disney-Gender-Diversity-LGBT-Welt, die sich als harmlose Kinderunterhaltung tarnt, um schon die Kleinsten zu indoktrinieren. Damit aus Buben nur ja keine Männer werden. Denn Männer, also weiße Heteros, sind gemäß dem politisch korrekten Narrativ für so ziemlich jedes Übel auf diesem Planeten verantwortlich.
Auch für Mädchen sind solche Filme alles andere als hilfreich. Sie werden in Klischees und Rollen gedrängt, die sie niemals erfüllen können und zumeist auch nicht wollen. Selbstwertkrisen und Frust sind die Folgen.
Dieser Film bricht auch mit einer alten Disney-Tradition. Kernaussage und Botschaft quasi aller Disney-Kinderfilme war bisher: Freundschaft, Familie und Zusammenhalt sind das Wichtigste im Leben. Das war einmal. Der geistige zurückgebliebene Held und das kleine Mädchen sind zwar beste Freunde, doch am Ende zieht das Mädel um sich selbst zu verwirklichen in die weite Internetwelt und lässt ihren Freund zurück. Der führt sein altes, ödes Leben unverändert weiter und seine einzige Freude ist, von seiner obercoolen Freundin ab und zu zu hören. Zu mehr sind Männer heutzutage nicht zu gebrauchen. Die weibliche Selbstverwirklichung steht über allem anderen.
Nur gut, dass mein Sohn den Film genauso schrecklich fand. Er konnte zwar nicht sagen warum, aber er hat offenbar gespürt, dass Inhalt, Handlung und Botschaft des Films seltsam verdreht und krank sind, dass man ihm etwas aufzwingen wollte. Das ist gut so. Das ist nämlich das letzte Mal, dass ich mir mit ihm so einen giftigen Propagandaschrott angesehen habe. Dass ich für diese plumpe Indoktrinierung meines Kindes und meine vergeudete Zeit auch noch bezahlen musste, ärgert mich doppelt.
Mit solchen Produktionen reitet sich die Filmindustrie noch weiter in die Krise. Während des ganzen Filmes hat kein einziges Kind und kein einziger Erwachsener gelacht. Die Lust, sich so ein Machwerk noch einmal freiwillig und gegen Bezahlung anzutun, hält sich in Grenzen.
Schon jetzt stöhnen die Kinobetreiber über wegbrechende Besucherzahlen. Österreichweit verzeichneten die Kinos in der ersten Hälfte des Vorjahres ein Minus von mehr als 30 Prozent! Auch diese Krise ist weniger eine des Mediums, als vielmehr eine des Inhalts. Da passt es gut ins Bild, dass "Ralph reicht’s" von der Presse fast ausschließlich gute Kritiken bekommen hat. Nicht trotz, sondern wegen solcher Botschaften. So schreibt die "Hannoversche Allgemeine": "(…) der starke Mann muss lernen, dass Frauen auch alleine klarkommen. Ein Fortschritt!"
Die politisch korrekten Vorturner in Film, Unterhaltung und Presse erreichen mit ihrer linken Volkspädagogik und Propaganda immer weniger Menschen, gehen gemeinsam der Bedeutungslosigkeit entgegen und wissen nicht einmal warum.
Werner Reichel ist Autor und Journalist. Sein neues Buch "Der deutsche Willkommenswahn – Eine Chronik in kommentierten Zitaten 2015-2016" ist soeben bei Frank&Frei erschienen.