Der Vorwurf eines Bündnisses mit dem "Möchtegern-Diktator" Ungarns an einen "jungen Kanzler" und die Angst vor einer Wiederholung von Zuständen wie im unseligen Dritten Reich erscheint mir bei Daniel Kehlmann als Angehörigem einer Opferfamilie als persönlicher Reflex verständlich. Dies auch deshalb, weil mein damals 17-jähriger Cousin nur deshalb zu einer Strafkompanie eingezogen wurde – und kurz darauf umkam – weil mein Onkel den obligaten Hitlergruß ablehnte.
Im Gegensatz zu Daniel Kehlmann besteht meine Reaktion jedoch nicht darin, unsere Grenzen allen zu öffnen, auch wenn sie unter anderem eine andere Religion haben. Am Beispiel Frankreichs zeigt sich als Folge der Masseneinwanderung, dass sich viele jüdische Bürger angesichts des dortigen islamistischen Antisemitismus zur Auswanderung veranlasst sehen: genau das, was Herr Kehlmann, ebenso wie der "junge Kanzler", eigentlich für alle Zukunft verhindert sehen will.
Dr. Heinrich Birnleitner ist Land-und Forstwirt in Aistersheim, Oberösterreich; er war früher österreichischer Diplomat.