Da die Masseninvasion nach Europa zielstrebig gegen den Widerstand der Europäer durchgesetzt wird, muss man von einem Plan ausgehen. Die Ereignisse sehen nicht nach zufälligen oder "spontanen" Abläufen aus. Da aber viele Europäer und ihre Politiker mitspielen, kann man mit einer gewissen Berechtigung von einem "Selbstmord Europas" sprechen. Das ist die These des britischen Journalisten Douglas Murray, dessen erstaunlich offene und profunde Untersuchung vor kurzem auf Deutsch erschienen ist.
Murray verarbeitet sowohl Medienbeobachtung und historische Konsultationen als auch persönlichen Lokalaugenschein an "Brennpunkten" der Immigration. Er kritisiert die medial verordnete "Flüchtlings"-Euphorie, genauso wie die europäische Selbstverachtung und Selbstgeißelung, die historisch häufig inakkurat und disproportional zu den Fakten ist. Diese Selbstverachtung aufgrund falscher Geschichtsbetrachtung bereitete überhaupt erst den Boden zum Bevölkerungsaustausch. Verlust des eigenen Glaubens und der Traditionen und eine Implosion der Geburtenrate bringen Europa dem Tod nahe.
Im Folgenden einige zentrale Aussagen Murrays.
Gleichschaltung fast aller Medien und dreiste "Experten"-Lügen
Murray geht in seinem für die deutsche Ausgabe verfassten Vorwort auf die fast völlige Gleichschaltung der Medien in der Invasionskrise ein. Murray kritisiert die Allgegenwart der Lüge als Propagandainstrument. Ein in Österreich wohlbekanntes Detail sind in diesem Zusammenhang die omnipräsenten "Experten", deren Expertise den Mord beziehungsweise Selbstmord Europas einstimmig befördert. Murray ist aufgefallen, dass beispielsweise die deutsche Regierung immer neue "Experten" aus dem Hut zaubert, "die behaupten, Deutschland sei heute sicherer denn jemals zuvor", oder dass "das Problem der Gewalttätigkeit unter Migranten nur durch noch mehr Migration gelöst werden könne" (17f).
Das Zusammenwirken von Lügenpresse und Pseudo-Experten ist derzeit ein flächendeckendes Phänomen.
Sucht nach Einwanderung, romantisches Islambild und Abwertung der eigenen Identität
Murray analysiert in einem eigenen Kapitel die "Sucht nach Einwanderung", die je nach europäischem Land ab den 1950er Jahren ausbrach. Hier verbinden sich mehrere Motive, bis hin zu Selbsthass und Vernichtungswillen. Etliche Stimmen meinten sinngemäß, dass es Europa recht geschehe, wenn diejenigen, die von den Europäern ausgebeutet und ihrer Kultur beraubt worden seien, nun ihrerseits Europa ausbeuten und die dortige Kultur vernichten würden. Nach Auskunft von Murray gibt es etwa in Großbritannien eine massive Strömung, die den weißen Engländern gegenüber Hass und eine "verblüffende Rachsucht" (45) an den Tag legt.
Murray legt dar, dass jede durch bekannte Persönlichkeiten geäußerte islamkritische Stellungnahme, sei es durch Brigitte Bardot, Michel Houellebecq, Oriana Fallaci oder Papst Benedikt XVI. (in seiner Regensburger Rede 2006), wütende Proteste der Muslime und der westlichen Hauptstrom-Intelligentsija nach sich zog, sowie Klagen bei Gericht und den üblichen Straßenterror – wie um den Wahrheitsgehalt der Kritik zu bestätigen.
Es wird von der veröffentlichten Meinung auch nahegelegt, dass die europäischen Kulturen langweilig wären und deshalb die "Bereicherung" durch andere brauchen könnten. Murray mutmaßt mit gutem Grund, dass, wenn man das als Europäer über afrikanische und asiatische Kulturen sagen würde, das sofort als "rassistisch" und "beleidigend" denunziert werden würde. Aber die Europäer lassen sich diese Abqualifizierung gefallen oder betreiben sie selbst. Auch das ist Symptom des titelgebenden Selbstmordes.
In diesem Zusammenhang ist die moralische Erpressung besonders relevant.
Schuldkult als Druckmittel: doppelte Standards am Beispiel der Türkei
Schon lange vor der Invasion 2015 wurde die Platte mit der europäischen Schuld gespielt. Nach Murray fühlen sich die Europäer irgendwie schuldig, besonders an der Sklaverei, am Kolonialismus und am Nationalsozialismus. Deswegen besteht ein pathologischer Zwang zur Selbstbezichtigung und zur Aufgabe der eigenen legitimen Interessen.
Murray thematisiert unter dem Titel "Doppelte Standards und der Sieg der Masochisten" zum Kontrast die Geschichte des Osmanischen Reiches und das gleichzeitige Fehlen irgendeiner kritischen Thematisierung derselben, weder in Europa noch erst recht durch die Türken selbst:
"Über mehr als 600 Jahre herrschte es [das Osmanische Reich] über ein riesiges Territorium und zwang seinen Untertanen islamischen Glauben und Kultur auf und bestrafte nach seinem eigenen Rechtssystem jene, die sich dagegenstellten. Es drang durch seine Militärmacht nach Südosteuropa, in den Nahen Osten und nach Nordafrika vor … [Während des Ersten Weltkrieges] verübte es eine der schlimmsten Gräueltaten in der Geschichte und tatsächlich den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Vernichtung der armenischen Bevölkerung Anatoliens war ein Massaker an mehr als einer Million Menschen innerhalb weniger Jahre. 1973 … fiel die Türkei über Zypern her. Ihre Armee besetzte die Hälfte der Insel, ermordete griechische Zyprioten und vertrieb andere aus ihrer Heimat. Die Besatzung hält bis zum heutigen Tag an, obwohl die Türkei Mitglied der Nato ist und der griechische Teil Zyperns Mitglied der EU … Es ist bemerkenswert, dass dies alles kaum erwähnt wird, dass die Türken selten oder so gut wie nie veranlasst werden, sich für die historische Rolle der Türkei schuldig zu fühlen" (186).
"Diversität" als Bestrafung der Europäer – Aber welches Motiv gibt es dafür?
Murray gelangt im Gefolge der kritischen Gedanken zur türkischen Geschichte und Gegenwart zu dem beunruhigenden Kern des Problems und damit zum Kern des gesamten Buches:
"Mit der ‚Das Imperium schlägt zurück‘-Theorie wurde oft behauptet oder angedeutet, Europa müsse alle Konsequenzen der Massenmigration erleiden und tragen, weil sie Wiedergutmachung für historische Übeltaten sei. Wenn aber die Massenmigration Wiedergutmachung für historische Übeltaten wie Imperialismus ist, warum gilt das für die moderne Türkei nicht? Hat es die Türkei nicht verdient, auch vollständig verändert zu werden? … Wenn wir schon einmal dabei sind, die ‚Diversität‘ als Strafe für historische Übeltaten den Menschen aufzuerlegen, sollte die ‚Diversität‘ nicht auch über Saudi-Arabien verhängt werden? … Da alle Länder, Völker und Religionen irgendwann Schreckliches getan haben und da nicht alle Rassen und Kulturen in der gleichen Weise gestraft werden, sollte uns da nicht der Gedanke kommen, dass hinter diesen letzten Ereignissen in Europa ein spezifisches, gegen den Westen und Europa gerichtetes Motiv steckt?" (187)
So sieht es aus. Einer derjenigen, der hinter diesen "Ereignissen" steckt, ist der "Philanthrop" und Milliardär George Soros:
"[Er] investierte … beachtliche Summen in die Unterstützung von Interessensgruppen und Einrichtungen, die sich für offene Grenzen und die freie Bewegung von Migranten nach und in Europa einsetzten" (199).
Und Soros ist offenbar seinerseits international gut eingebettet.
Leider geht Murray im Anschluss an die zitierten Überlegungen zum "gegen den Westen und Europa gerichteten Motiv" nicht tiefer auf dieses Motiv und auf diejenigen ein, die dieses Motiv haben oder haben könnten.
Da Moral und moralische Ansprüche einschließlich von Sühneleistungen zentral zugunsten der Völkerwanderung nach Europa ins Treffen geführt werden, stellt Murray die richtige Frage: "Wenn historische Übeltaten heute gesühnt werden müssen, wo liegen dann die Grenzen, und wer alles ist davon betroffen?" (187). Aber leider wird diese brisante Frage nicht beantwortet.
Hier liegt wohl der Schlüssel zum Verständnis des "Selbstmordes Europas" und darüber hinaus der europäischen Geschichte.
Resümee
Murray legte eine eindrucksvolle Analyse vor. Sein Bildungsniveau ist beachtlich. Er lässt sogar den (vermutlich auch im englischen Sprachraum kaum noch bekannten) großen katholischen Historiker Hilaire Belloc (The Great Heresies, 1938; mit Blick auf den Islam) zu Ehren gelangen.
Auch wenn der Autor dieser Zeilen manches im Detail anders sieht und gerne noch weitere Auskünfte gehabt hätte, ist das Buch eine wichtige und erfrischende Stimme in der heutigen Verwirrung:
Während etwa katholische Hierarchen und ihre Apparatschiks die Massenimmigration verteidigen und den Islam an sich mit Blick auf die verunglückten Dokumente des II. Vaticanums als "abrahamitisch" oder was auch immer verteidigen, wagt ein säkularer Intellektueller die Konfrontation mit der Wirklichkeit.
Dem Verlag ist für das Wagnis der deutschen Ausgabe Dank und Anerkennung auszusprechen.
P.S.: Das Buch und sein Autor
"Säkular" mag hier das Stichwort für ein Postskriptum sein: Das Werk eines Autors ist immer zu einem gewissen Grad unabhängig vom Autor zu betrachten (wegen der Vermeidung des "Genetischen Trugschlusses").
Douglas Murray war anglikanischer Christ und ist jetzt Atheist. Er versteht sich als "Kulturchrist" bzw. als "christlicher Atheist".
Er ist auch bekennender Homosexueller. Das ist im heutigen Medienbetrieb zweifellos ein gewisser Vorteil.
Für die Zukunft Europas ist es allerdings kein hoffnungsvolles Modell. Auch für ihn selbst nicht.
Douglas Murray sollte daher für sich selbst noch einige existentielle Überlegungen anstellen.
Douglas Murray,
Der Selbstmord Europas – Immigration, Identität, Islam,
(Orig.: The Strange Death of Europe: Immigration, Identity, Islam, 2017)
Edition Tichys Einblick, FinanzBuch Verlag, München 2018, 383 S.
Wolfram Schrems, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro-Lifer