Zurück in die Vormoderne

 

Diskriminierungsverbote gelten mittlerweile nicht mehr nur für Angehörige verschiedener "ethnischer Gruppen" (das klingt deutlich besser als "Rassen"!), sondern inzwischen auch für Fragen, die religiöse Bekenntnisse, kognitive Leistungen, Aussehen, körperliche oder geistige Behinderungen oder – besonders wichtig – das Geschlecht und die sexuelle Orientierung berühren. Alle Menschen sind gleich. Selbst das Geschlecht bedeutet, wie uns Judith Butler & Genossen und deren Propagandisten unermüdlich weismachen wollen, nichts weiter als eine gesellschaftliche Konvention. Was haben voneinander abweichende Chromosomensätze denn schon zu bedeuten?

Ganz stimmt das mit den Diskriminierungsverboten aber nun doch wieder nicht. Denn selbstverständlich geht es in Wahrheit nicht um die viel beschworene rechtliche Gleichstellung von Minderheiten mit der Mehrheit in einer Gesellschaft, gegen die in der Tat wenig zu sagen wäre, sondern um das, was man in den USA affirmative action nennt – um eine positive Diskriminierung. Damit ist eine privilegierte Behandlung bestimmter Personengruppen, die es verstanden haben, sich zu Opfern zu stilisieren, respektive die damit zwingend einhergehende Benachteiligung und/oder Unterdrückung aller anderen gemeint.

Jede Diskriminierung wird in dem Moment zulässig, da sie die "Richtigen" trifft. Und wer die "Richtigen" sind, bestimmen die über die Deutungshoheit gebietenden Eliten. Diesbezüglich unterscheiden sich unsere modernen Wohlfahrtsstaaten wenig vom revolutionären Frankreich zur Zeit des Grande Terreur, der Sowjetunion während der 1920er und 30er Jahre oder Rotchina während der Kulturrevolution.

Der (zugegebenermaßen nicht geringe) Unterschied besteht lediglich darin, dass als Fortschrittshindernisse identifizierte Individuen heute (noch) nicht massenhaft exekutiert werden. Immerhin. Die von der politisch korrekten Gesinnungsdiktatur eingesetzten Mittel sind zwar wesentlich subtiler geworden, deshalb am Ende aber nicht minder wirksam. "Bestrafe einen, erziehe hundert" – das wusste schon der große Vorsitzende Mao Zedong.

Aktuell gebräuchliche Strafen bestehen in der sozialen Ausgrenzung, dem Totschweigen und dem Verächtlichmachen von Abweichlern. Da eine sachliche Argumentation gegen die von diesen vertretenen Thesen in vielen Fällen schwierig bis unmöglich ist, werden, falls die Strategie des Ausgrenzens und Totschweigens nicht zum Erfolg führt, ersatzweise Attacken gegen die physische Person gerichtet, die an Bösartigkeit und Niedertracht oft nicht zu übertreffen sind.

Wer sich populäre Fernseh-Sendeformate zu Gemüte führt, in denen politisch kontroversielle Themen abgehandelt werden, weiß, wie so etwas funktioniert: Einer Phalanx von zuverlässig linientreuen Diskutanten wird – unter der Leitung eines schamlos parteiischen Moderators – ein lästiger Dissident zur Hinrichtung vorgeführt. Dies gerne auch mit tatkräftiger Unterstützung eines ausgewählten Studiopublikums, das den peinlich verhörten Dissidenten an den passenden Stellen gehörig auspfeift.

Der "Fall Sarrazin" – nach der Publikation seines viel geschmähten, leider aber viel zu selten gelesenen Bestsellers "Deutschland schafft sich ab" – ist ein typisches Beispiel für diesen Mechanismus. Es ist schwer, die gehässigen, stets vom hohen Ross einer vermeintlich überlegenen Moral herab gegen Herrn Sarrazin und andere vom Pfad der dekretierten Tugend abgekommene Personen gerichteten Angriffe zu beschreiben, ohne dafür den etwas abgeschmackten Begriff "menschenverachtend" zu gebrauchen.

Status oder Leistung

Menschen sind – auch wenn die aus allen Poren Wirklichkeitsverweigerung verströmenden Chefideologen des Egalitarismus das noch so vehement bestreiten mögen – grundverschieden. Sie sind schön oder hässlich, gescheit oder dumm, faul oder fleißig. Und sie sind wirtschaftlich erfolgreich oder eben nicht. Eine Gesellschaftsordnung, die es dem Einzelnen ermöglicht, seine Fähigkeiten und Begabungen ungehindert durch Hierarchie, Status, Alter oder Geschlecht zu entfalten, beschert allen ihren Mitgliedern ein besseres Auskommen als eine, in der das nicht der Fall ist. Dies einfach deshalb, weil jeder das für ihn optimale Betätigungsfeld finden und damit der Allgemeinheit bestmöglich dienen kann.

Eine der größten Errungenschaften der westlichen Gesellschaften der Neuzeit ist daher die Überwindung der Enge der zuvor bestehenden Statusgesellschaften. Die mittelalterliche Welt bedeutete für die Menschen zwar ein Maximum an Stabilität und Überschaubarkeit. Jeder blieb sein Leben lang an dem Ort und in der Position, an die er kraft seiner Geburt gestellt war. Mangelnde räumliche Mobilität und eine undurchdringliche Schichtung der Gesellschaft, gepaart mit strengen religiösen Regeln und Zunftordnungen, garantierten eine gewisse Sicherheit.

Sie verhinderten andererseits aber jede soziale Mobilität – zum kollektiven Nachteil ihrer Mitglieder. Der Sohn des Küfers hatte wieder Küfer zu sein. Der Bauernsohn musste Bauer werden, ob er wollte oder nicht – ungeachtet allfälliger Talente, die ihm eine andere Karriere möglich gemacht hatten.

Die mit der Neuzeit einsetzende Auflösung dieser starren Gesellschaftsstrukturen, die in der Zeit der Aufklarung einen weiteren schweren Schlag erhielten, machte die Gesellschaften durchlässig. Der Glaube wurde durch die Fähigkeit zum Denken und dessen selbständiger Anwendung abgelöst.

Sapere aude! Damit ging eine wesentlich stärkere Arbeitsteilung einher, die eine weitergehende Spezialisierung ermöglichte. Talente und Begabungen konnten sich, von ihren strukturellen Fesseln weitgehend befreit, entfalten und damit den allgemeinen Wohlstand fordern. Der durch Geburt erworbene Status wurde vom frei zu vereinbarenden Vertrag, die Status- durch die Vertrags- oder Leistungsgesellschaft abgelöst, in der nicht länger allein die Gruppe, sondern der Einzelne zahlte.

Die Natur pflegt ihre Gaben, wie bereits ausgeführt, sehr ungleich auf ihre Geschöpfe zu verteilen. Auf Menschen trifft das ganz besonders zu. Schlichte Gemüter und/oder Gesellschaftsklempner nennen das ungerecht. Wer Hedy Lamarr mit Claudia Roth, oder Clint Eastwood mit Rudolf Kaske vergleicht, weiß, wovon die Rede ist. Die einen sind sowohl klug als auch gutaussehend, während die anderen,…naja, "Gerechtigkeit" scheint eine Kategorie des Himmels, keine des irdischen Jammertals zu sein.

In Gesellschaften, die von garantierten privaten Eigentumsrechten und Vertragsfreiheit gekennzeichnet sind, führen die Verschiedenheit der Menschen, deren unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten und die Möglichkeit zur Kapitalakkumulation naturgemäß zu einer ungleichen Wohlstandsverteilung. Ungleichheit aber bildet einen unverzichtbaren Ansporn zur Leistungsentfaltung. Wo es möglich ist, den Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär zu schaffen – ohne daran durch Statusbarrieren gehindert zu sein –, werden gewaltige kreative Kräfte frei.

Viele Leistungsträger in kapitalistischen Gesellschaften, sogar einige ihrer berühmtesten Protagonisten von Bill Gates bis Mark Zuckerberg sind "Selfmademen". Sie haben nichts geerbt, sondern alles aus eigener Kraft aus dem Boden gestampft, während die meisten adeligen Repräsentanten "alter Vermögen" heute kaum noch eine besondere Rolle spielen. Ungleichheit ist der Motor jedes Fortschritts.

Daher drückt jeder Versuch einer Nivellierung oder der Wiedereinführung von Schicht-, Klassen-, Rassen-, Kasten- oder Geschlechterbarrieren eine Gesellschaft notwendigerweise nach unten oder verhindert deren Entwicklung zu einem höheren Wohlstandsniveau. Es ist kein Zufall, dass China bei der Überwindung der Armut und der Schaffung eines wohlhabenden Mittelstandes bisher wesentlich erfolgreicher agiert als das vergleichbar bevölkerungsreiche Indien. In China gibt es keine mit dem starren indischen Kastenwesen vergleichbaren, gesellschaftlichen Barrieren. Indien dagegen versteht sich ganz klar als Status-Gesellschaft.

Die westlichen Gesellschaften gleichen derzeit dem sprichwörtlichen Esel, der, wenn es ihm zu wohl wird, aufs Eis tanzen geht. Die Möglichkeit zur weitgehend freien Gestaltung von Lebensentwürfen hat ihnen bis heute einen ungeheuren, keineswegs nur aufs Materielle beschränkten Vorsprung vor dem Rest der Welt eingebracht. Kein seriöser Wissenschaftler wird bestreiten, dass die soziale Mobilität und Durchlässigkeit dieser Gesellschaften entscheidend für deren gewaltige Fortschritte waren, die sie seit Beginn der Neuzeit gemacht haben. Wenn kollektiver Wohlstand und das jedem Menschen garantierte Recht zum Streben nach Glück weiterhin das Ziel sein soll, ist es unerlässlich, auch künftig ein Höchstmaß an Vertragsfreiheit zu garantieren und die Entstehung von Fortschritts- und Aufstiegshindernissen zu bekämpfen, die allein im Interesse bestimmter privilegierter Gruppen liegen. Bestimmend für den vom Einzelnen zu erreichenden Erfolg darf nichts anderes sein als seine natürlichen Begabungen, die von ihm erworbenen Kenntnisse und das Recht, sein rechtmäßig erarbeitetes oder ererbtes Gut im freien Wettbewerb mit seinen Mitmenschen einzusetzen. Möge der Bessere – nicht der Privilegierte! – gewinnen.

Die meisten Menschen erfüllt es mit Glück, wenn sie gemäß ihren eigenen Vorstellungen, nach selbst gewählten, im besten Fall auch realistisch gewählten Zielen streben können – und diese erreichen. Einzige Einschränkung: Die Rechte Dritter dürfen dadurch nicht verletzt werden. Dieses Ideal einer liberal verfassten Gesellschaft ist in der berühmten Präambel zur Verfassung der Vereinigten Staaten niedergelegt. Das "Recht zum Streben nach Glück" ist ihr zentrales Element. Nichts dagegen findet sich darin von einer Bindung des menschlichen Handelns an die Zugehörigkeit zu bestimmten gesellschaftlichen Gruppen. Nichts von der Beschwörung bestimmter allgemein gültiger religiöser oder politischer Bekenntnisse. Nichts vom sorgenfreien Leben auf Kosten Dritter. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung beschreibt den Prototyp der Leistungsgesellschaft.

Das Internetlexikon Wikipedia definiert eine Leistungsgesellschaft so: Sie "ist die Modellvorstellung einer Gesellschaft, in welcher die Verteilung angestrebter Güter wie Macht, Einkommen, Prestige und Vermögen entsprechend der besonderen Leistung erfolgt, die einem jeden Gesellschaftsmitglied jeweils zugerechnet wird (‚Leistungsprinzip‘, ‚Leistungsgerechtigkeit‘)." Es handelt sich demnach um eine "vom Leistungsprinzip geprägte Gesellschaft …, in der vor allem die persönlichen Leistungen des Einzelnen für seine soziale Stellung, sein Ansehen, seinen Erfolg usw. ausschlaggebend sind." Die Leistungsgesellschaft steht somit im schroffen Gegensatz zur weiter oben beschriebenen Statusgesellschaft.

Der US-Historiker Alexander Marriott sieht es als Zeichen des Niedergangs an, wenn die Menschen den Fall der Statusgesellschaften bedauern, "statt ihn zu genießen". Damit trifft er wohl ins Schwarze. Was wir derzeit in den durch die Bank sozialdemokratischen westlichen Wohlfahrtsstaaten erleben, ist genau dieses von einer einflussreichen Minderheit empfundene Bedauern über den Fall der Statusgesellschaft – oder genauer: deren ambitionierter Versuch, zu ihr zurückzukehren.

Ist heute zunächst nur eine Quote für Frauen verbindlich (in Norwegen etwa kann eine private Aktiengesellschaft vom Staat liquidiert werden, wenn die geforderte Quote für Frauen in Führungspositionen nicht erfüllt wird!), wird es morgen die für Schwule und Körperbehinderte und übermorgen auch die für Moslems, Rothaarige, Diskuswerfer und Diabetiker sein.

Die unaufhörliche Aushöhlung des Privatrechts, der galoppierende Niedergang der Vertragsfreiheit und deren Substitution durch staatlich verordnete Quoten sorgen dafür, dass in immer mehr Fällen angestrebte Karrieren – wegen einer Zugehörigkeit zur falschen Bewerbergruppe – nicht mehr möglich sind und nicht länger die Besten, sondern die der "richtigen" Gruppe Angehörigen zum Zuge kommen.

Wir befinden uns, wenn es nach dem Willen der linken Gesellschaftsklempner geht, unaufhaltsam auf dem Weg zurück zur starren, leistungsfeindlichen Statusgesellschaft. Der bedeutende britische Rechtshistoriker Henry Maine stellte 1861 fest: "Die Bewegung fortschrittlicher Gesellschaften war bislang eine Bewegung vom Status zum Vertrag." Die Gesellschaften unserer sozialdemokratisierten Wohlfahrtsstaaten dagegen befinden sich unübersehbar im Rückwärtsgang.

Wo auch immer gruppenorientierte Politik der "affirmative action" betrieben wird, sinkt die Qualität der erbrachten Leistungen. Zeitgleich steigen deren Kosten. Andere als objektive, leistungsbezogene Kriterien als Karrieretreibsatz zuzulassen, bedeutet eine Fehlallokation von Personalressourcen.

Eines der Lieblingsprojekte der Linken, eine konsequente Quotenpolitik, verringert daher nicht nur den mühsam errungenen Wohlstand im Westen, sondern ist auch eine brandgefährliche Bedrohung für die Freiheit. Denn als Tugendwächter und Garant für die Erfüllung von Quoten aller Art kommt niemand anders in Frage als der bereits jetzt übermächtige Gouvernantenstaat. Damit erhält dieser ein weiteres Stück Verfügungs- und Zwangsgewalt über die Bürger.

Er kann dann sogar – wie einst in den Ostblockstaaten – über ihren beruflichen Werdegang gebieten. Besetzt der Firmenchef eine Position mit einem nicht-quotenkonformen Bewerber, wird von "quotenbeauftragten" Beamten in seinen Betrieb hineinregiert. Doch selbst Private werden, geht es nach dem Wunsch der emsigen Regulierungs- und Antidiskriminierungsfanatiker, keineswegs verschont bleiben. Privates Recht hat jederzeit der politischen Macht zu weichen – nicht nur im Geschäftsleben.

Vermietet etwa der Besitzer einer Eigentumswohnung an den "falschen" Wohnungswerber oder besser: vermietet er nicht an den "richtigen", ist der geschlossene Vertrag nichtig, und der Vermieter wird gegenüber dem angeblichen "Diskriminierungsopfer" schadenersatzpflichtig. Der Leviathan ergreift einseitig Partei. Er gesteht einer Seite die freie Auswahl seiner Vertragspartner zu und erlegt der anderen, die keiner der von ihm definierten privilegierten Gruppen angehört, einen Kontrahierungszwang auf. Ergebnis: Kein gleiches Recht für alle!

Die Büchse der Pandora

 Mit willkürlich erlassenen Diskriminierungsverboten wird die Büchse der Pandora geöffnet. Wohin werden die aus ihr entweichenden Stürme unsere Gesellschaften treiben? Wo, wenn überhaupt, werden die damit verbundenen hoheitlichen Ge- und Verbote ihre Grenzen finden? Bei der Entscheidung, wen man in seine Wohnung einzulassen hat und wen nicht? Bei der Auswahl jenes Personenkreises, dem man sein Auto leihen darf oder muss – ohne sich damit strafbar zu machen? Wird möglicherweise demnächst schon eine am Wohlfahrtsausschuss der Französischen Revolution orientierte Gleichstellungs-, Quoten- und Antidiskriminierungsbehörde gebildet, die über die Auswahl des "richtigen" Ehe- oder Sexualpartners zu entscheiden hat?

Erfüllt doch die bislang übliche, individuelle Auswahl eines männlichen Partners durch eine Frau (und umgekehrt) zweifellos den Tatbestand der geschlechtlichen Diskriminierung. Die Präferenz von Franz für Pauline ist eine offene Diskriminierung von Claudia, Maria und Brigitte (von Karl und Fritz ganz zu schweigen). Diese Missstände bedürfen daher, nach Meinung der am Ruder befindlichen Egalitaristen, einer hoheitlichen Regelung! Was für eine schöne, neue Welt. Die utopischen Sozialisten von anno dazumal hätten ihre helle Freude daran.

Vielleicht aber kommt alles auch ganz anders. Ein Wiener Sprichwort besagt: "Es san scho Hausherrn g´sturbn!" Gesellschaftliche Entwicklungen sind nicht unumkehrbar und sie gehen niemals linear vor sich. Schon Karl Marx irrte, als er von einer unumkehrbar auf den Kommunismus zutreibenden Entwicklung des Kapitalismus phantasierte.

Die Entwicklung einer Gesellschaft ist viel eher mit der Bewegung eines Pendels vergleichbar. Ein Pendel bleibt niemals am Tiefpunkt seiner Bewegung stehen, sondern bewegt sich darüber hinaus, bis es seinen Schwung verliert und an seinem Wendepunkt umkehrt. Der stetig zunehmende Regulierungsirrsinn der politischen Eliten treibt täglich neue Blüten. Zeitgleich nimmt die individuelle Freiheit, deutlich erkennbar am abnehmenden Nettoertrag jeder Erwerbsarbeit, seit vielen Jahren ab. Irgendwann wird diese Entwicklung an ihren Wendepunkt kommen.

Der US-Ökonom und Nobelpreispreisträger James Buchanan meinte einst: "Die Steuerlast ist endlich." Einmal ist es genug, und selbst der Arbeitssüchtige zieht es vor, zu Hause zu bleiben oder sich in den Park zu setzen, anstatt zu 70 Prozent und mehr für den Staat zu fronen. So wie der Steuerlast sind aber auch nicht unmittelbar monetär zu bewertenden staatlichen Eingriffen in das Leben der Bürger Grenzen gesetzt.

Geht es in der derzeit herrschenden Tonart weiter (nie zuvor hat der Leviathan höhere Tribute gefordert, nie zuvor wurden die Bürger stärker von ihm gegängelt als jetzt), bricht entweder die Wirtschaft und damit die Finanzierungsbasis des Staates zusammen oder es kommt zu einer Revolte der Leistungsträger, zur "Revolution der gebenden Hand", wie der Philosoph Peter Sloterdijk es formuliert.

Ebenso ist in keinen Stein gemeißelt, dass die schweigende Mehrheit es dauerhaft widerstandslos hinnehmen wird, dass ein lautstarker Klüngel linker Narren ihr unentwegt auf der Nase herumtanzt – etwa wenn es darum geht, abnormale Lebensentwürfe zu bejubeln. Der Groll könnte sich insbesondere dann explosionsartig entladen, wenn dieser Jubel für das Abartige mit Steuern oder Zwangsbeiträgen finanziert wird …

(Leseprobe aus dem Buch von Andreas Tögel: "Schluss mit lustig – wie die Babyboomer die Zukunft der Jugend ruinieren".)
Verlag: https://teamstronachakademie.at/produkt/schluss-mit-lustig/

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