Epochen-Wandel zurück zur Mitte

Wieder einmal scheinen sich die Zeiten zu ändern. Vermehrt melden sich nun jene (von Viktor Orban als "nihilistische EU-Eliten") gebrandmarkten 68er Staaten-Verwalter im Habitus antiker Auguren mit bedeutungsschwangerem Stirnrunzeln vor einer ungewissen linken Zukunft zu Wort: "Juncker warnt vor Rechtsruck bei EU-Wahl 2019" (ORF); sogar "große Sorgen" mache er sich um den Staatenverbund. In Wirklichkeit aber wohl nur um ein linkes Meinungsdiktat, das durch souverän-demokratische Wahlen abgelöst werden könnte. "Wenn sich auf europäischer Ebene wiederholt, was wir derzeit in einigen Staaten beobachten, dann könnte das neue Parlament (Europawahlen 2019) außergewöhnlich rechtslastig werden." Demokratie als Kollateralschaden im links eingehegten Polit-Biotop.

Juncker produziert neo-Orwell‘schen Neusprech-Kauderwelsch: "Und wenn alle anderen die von der Partei verbreitete Lüge glaubten – wenn alle Aufzeichnungen gleich lauteten –, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit." (Orwell)

Reklamiert er doch für die ultra-links-libertinäre EU-Politik allen Ernstes das Wort "Mitte": "Die bewährten(!) demokratischen Parteien der Mitte(!)" hätten sich eben "vor dieser Wahl zusammen(zu)raufen, um wichtige Entscheidungen zu treffen, anstatt diese auf die Zeit nach den Wahlen zu verschieben." (Juncker) Sprich: Er will ultra-libertinäre Tatsachen im Sinne von politisch verbrannter Erde für die Zeit nach dem Epochenwechsel zu hinterlassen.

Gerne nebelt er auch mit Asyl-Apokalyptik-Rhetorik ein: Hätte man eben doch nur die "schlüssigen" EU-Kommissions-Vorschläge von 2015 umgesetzt, "wäre uns vieles erspart geblieben". (ORF) Nämlich seine visionär "gescheiterten Pläne (zur) Umverteilung von Flüchtlingen." Hätte, wäre, könnte, müsste, sollte: Die Verwendung des Konjunktivs II appelliert immer an das imaginäre Reich des irrational Irrelevanten. "Gescheitert" wäre alles freilich nur deshalb, weil bösartige Bevölkerungs-Mehrheiten Junckers "großen Austausch" partout nicht wollen.

Auf Junckersche Cassandra-Hysterien reagiert des Volkes Pöbels-Stimme mittlerweile allerdings nur mehr mit apathischem Abwinken: "Die Hunde mögen weiter bellen. Die Karawane solle weiterziehen."

Selbst ein (für seinen arrogant-linken Drüber-Steher-Duktus bekanntes) Gutmenschen-Magazin lässt düstere Untertöne anklingen: "Wer hat Angst vor Stephen Bannon?" (Spiegel) Das neue politische Schreckgespenst trägt einen Gott-sei-bei-uns-Namen: "Trumps Ex-Berater will Europas Rechtspopulisten vereinen (…) Zehn Monate vor der Europawahl sind die etablierten Parteien nervös – möglicherweise zu Recht." (Spiegel) 

"Es geht ein Gespenst um in Europa"

Exakt 170 Jahre nach der Veröffentlichung des "Kommunistischen Manifests" (1848) geht erneut ein Gespenst um, das Gespenst des radikalen Epochen-Wandels – wieder zurück zur Mitte. Und nur mehr eine Minderheit von alt-linken 68er-EU-Nihil-Eliten verhetzt diesen Epochenbruch als rechtsradikal. Vermag man pseudo-argumentativ nicht mehr zu manipulieren, greift man zu Angstmache und Diffamierungen: Udo Bullmann (Chef der Sozialdemokraten im EU-Parlament) hypnotisiert diesbezüglich von der "Idee eines Angriffs auf die Demokratie der EU." (Spiegel) Bei Hillary oder Bill Clinton, Obama oder Soros war das natürlich etwas völlig anderes gewesen.

Weil mittlerweile aber diese linken Eliten den bevorstehenden Epochenbruch sogar selber ahnen, werden eilig Verschwörungstheorien kreiert. Dass sich jetzt dezidiert Linke ihrer bedienen, zeugt von deren tiefen Verunsicherung.

Allerdings werden diese linken Verschwörungstheorien mittlerweile aber nicht einmal mehr ignoriert und Obama wird seitenverkehrt beim Wort genommen: "Yes! We can!".

"Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst der Wende hin zur Mitte." "Alle Mächte des alt-linken Europa haben sich zu einer Gutmenschen-Hetzjagd gegen dieses Gespenst verbündet, der Papst und Juncker, Asselborn und Cohn-Bendit, grüne "Radikale" und Genderisten." (aktualisiert nach Marx/Engels: "Manifest der kommunistischen Partei", 1848) Woraus sich eine klare Schlussfolgerung der Angst ableiten lässt: "Der" Orbansche Zeitgeist "wird bereits von allen" alt-linken "europäischen Mächten als eine Macht anerkannt." (aktualisiert nach ebenda)

Wozu auch Genderologen? Niemand braucht sie… 

Linke Gutmenschen befällt Entsetzen: Wie von einem Virus befallen scheinen immer mehr Völker ihre Angst abgelegt zu haben vor den verhohlenen Drohungen alt-linker (teil des nachhaltigen Alkoholismus verdächtigter) EU-Nihilisten: Die Ungarn wählten zum dritten Male Orban in eine Zweidrittel-Mehrhheit, vergrämten Soros ins Berliner Exil und folgendes war Ungarns dritter Streich:

Per Ministerialverfügung liquidierten sie alle universitären Lehrgänge im Fach "Gender-Forschung" mit einer lapidar-vernünftigen Begründung: "Niemand will ‚Genderologen‘ anstellen, infolgedessen braucht man auch keine auszubilden." (Ungarns stellvertretender Ministerpräsident Semyen) (ORF) Übrigens: Diese Lehrgänge wurden von insgesamt stolzen 20(!) Teilnehmern belegt. Dass dann auf Worte auch noch Taten folgen, ist man im fernen Gut-Menschen-Brüssel mit seinem Relativierungs-Gebrabbel freilich nicht gewohnt: "Yes! We can!"

Lassen wir also alle Gutmensch-Kommentatoren getrost vom Untergang des alt-linken Abendlandes lamentieren:

Etwa "dass Geschlechterrollen von der Gesellschaft abhängig oder gar sozial konstruiert" und "nicht etwas Naturgebens" wären (Der Standard). Oder dass "sich in jüngster Zeit vor allem rechtspopulistische und rechtsextreme Meinungsführer auf die Gender-Studies eingeschossen" hätten. Ferner dass Orbans "Propagandisten" diese "als Auswüchse eines liberalen Wahns‘ diffamieren" würden, "als verdeckte Agenda von ‚Feinden der christlichen Familie‘". (DerStandard) Mögen also diese Gutmensch-Agitatoren auch weiterhin neo-orwell’sche Sprachhülsen in den besten bürgerlichen Kaffeehäusern in die Luft blasen, als abgehalfterte, verschwitzt-schmierige Möchtegern- Bonvivants in unpassenden Anzügen…: Hier ein ORF-Gelegs-Manipulations-Klassiker: "Orbans demokratische Diktatur", eine abstrus-linke Verschwörungstheorie, im Wohlfühl-Duo-Kaffeehaus-Interview (ab Marke 30.03).

Das stetige Fortschreiten der Geschichte war diesen Gutmensch-Philanthropen schon länger auf den Fersen und hat sie mittlerweile überholt: Die verschlüsselte Kritik des (einstigen DDR-Dissidenten) Biermann am Honecker-Operetten-Stalinismus trifft nach genau 44 Jahre die alt-linken Besserwisser mit voller Wucht. Diese leben mittlerweile in ihrem "eigenen Lande wie Fremdlinge im eigenen Haus" (Hölderlin). Ihren neo-orwell’schen Kauderwelsch versteht nämlich niemand mehr.

"Die eigene Sprache, wie sie uns entgegenschlägt, verstehen wir nicht. Noch verstehen, was wir sagen, Die unsre Sprache sprechen." (Biermann: "Hölderlinlied" – 1974)

In ihren linken Echokammern ist ihnen der Kontakt zur politisch veränderten Wirklichkeit längst abhandengekommen:

"Durch die zugenagelten Fenster dringt nichts. Nicht des Windes übertriebene Nachricht vom Sturm." (Biermann)

Ihre einst wirkungsmächtige linke Gutmensch-Rhetorik hat sich abgeschliffen zu banalen Wortschablonen. Ihre Sehnsucht ist eine nach linker Friedhofsruhe in der Post-Histoire.

"Ausgebrannt sind die Öfen der Revolution. Früherer Feuer Asche liegt uns auf den Lippen. Kälter, immer kältere Kälten sinken uns. Über uns ist hereingebrochen solcher Friede." (Biermann: "Hölderlin-Lied" – 1974)

Ihr Eingeständnis der eigenen Bedeutungslosigkeit erkennt man an ihrem weinerlich-jammernden Unterton, der ans Mitleid appelliert: "Wenn Orbans Regierung sich jetzt anschickt, die (Gender)-Studienrichtung zu verbieten, entfernt sich dieser einmal mehr aus der Gemeinschaft konservativer Demokraten, deren Partnerfamilie, der Europäischen Volkspartei". (Der Standard) (Die Nazis hatten früher an die sogenannte "Volksgemeinschaft" appelliert)

Lassen wir also die Kommentatoren der Political-Correctness weiterhin ihre Weltverschwörungs-Litaneien ausdünsten: Von Orbans "beständigem Abbau der Demokratie", von "der Erzeugung eines Klimas der Angst und Einschüchterung". (Standard-Kommentar, s.o.) Nur: Über Brechts Hitler-Parabeln aus den frühen 40er-Jahren des vorigen Jahrhunderts im Sinne von…:

"Der Schoß (Faschismus) ist fruchtbar noch, aus dem das (der Neo-Faschismus) kroch."

…sind sie alle nie hinausgekommen. Doch ist die Geschichte ein gleichgültig rollendes Rad: In Wirklichkeit nämlich sind es gerade die Spät-Nach-Zünder-Denker der Political-Correctness gewesen, die mit ihrem neo-orwell’schen Polit-Slang des Hasses ein Klima der Angst erzeugt hatten gegen den freien Geist, den sie am liebsten in Gulags vor dem historischen Fortschreiten eliminiert hätten. Genau deshalb sind sie nun aber aus dem relevant-politischen Diskurs ausgetreten ("Warum die Grünen politisch gescheitert sind").

Zwar werden eingefleischte alt-linke Fackelträger aus all diesen Gründen etwa eine Pro-Regierungs-"Petition zur Unterstützung der Auflösung der ‚Gender-Studies’” weiterhin als "demokratische Diktatur" diffamieren. (10.000 Unterschriften innerhalb von 48 Stunden) Nicht-wahrhaben-wollend, dass es seit einiger Zeit eben auch wertkonservative "NGOs der Mitte" (wie etwa CitizenGo) gibt, die nicht immer nur (wie die ultra-altlinken in der West-EU) "contra" sondern "für etwas" stehen. "Yes! we can!" – Hier die Petition im Wortlaut:

"Wir unterstützen … den ungarischen Staat, um die gender-spezifische Ausbildung zu beseitigen. Gender-Studies sind Teil einer bewussten Ideologie, mit dem Ziel, geschlechtsspezifische Grenzen einzureißen und die Identität eines Individuums zu zerstören.

Auf der (…) von CitizenGO organisierten Konferenz Gender & Sex‘ äußerten Wissenschaftler ihre Besorgnis über gender-spezifische Entwicklungen … Viele von ihnen argumentieren, dass es weder eine Notwendigkeit für Gender-Ausbildung noch eine Nachfrage dafür gäbe und diese nicht im Interesse eines Staates liegt. Darüber hinaus ist "Gender" … schädlich, einige seiner Elemente wirken besonders destruktiv. Um die Situation der Frauen zu verbessern, bedarf es keines radikalen Feminismus innerhalb der Mauern des Gender-Trainings oder bei Homosexuellen, Transgendern, LMBTQI (lesbisch-schwul-bisexuell-transsexuell-queer-intersex) usw., ebenfalls keiner Lobbyarbeit dafür.

In Ungarn versuchen Sponsoren von Gender-Studies die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass ein Geschlecht kein Geschlecht ist‘ … Schauen Sie sich nur jenen Transgender-Aktivisten an, der 2017 von der CEU-Gender-Fakultät eingeladen wurde. Was ist das anderes als die Verbreitung einer Ideologie von der frei-austauschbaren Gender-Geschlechts-Identität? Zwar versucht nun diese Organisation, sich von einigen Gender-Instruktoren zu distanzieren, weil diese Ideologie von der ungarischen Gesellschaft abgelehnt wird.

Allerdings besteht kein Grund zu der Annahme, dass die ungarischen Gender-Fakultäten … die radikal-feministische und LMBTQI-Lobbyarbeit eliminieren würden". Fast überall produzieren ähnliche Studienbereiche Aktivisten, die sich für "die Homo-Ehe" oder für die Förderung von Geschlechts-Veränderungen einsetzen.

"Wir sehen, dass homosexuelle, transsexuelle und feministische Lobbyisten … die Definition von "Gender" verwenden … , um ihre Interessen durchzusetzen.

Auf der folgenden Seite machen wir auf die Folgen der Geschlechterideologie aufmerksam:"

AUSZUG:

"Die CEU lud als Referent Jessica Lynn ein, die (obwohl als Mann geboren) heute als berühmter Trans-Aktivist sich für eine Frau hält.

Darüber berichtet die CEU-Gender-Seite: ‚Jessica Lynn ist als Transgender-Frau eine berühmte Wortführerin, die an Universitäten im In- und Ausland Vorträge über die Notwendigkeit von ‘Transgender-Bewusstsein in unserer Gesellschaft‘ hält.

Lynn ist Profi-Referentin von Trans*Rights sowie Vorsitzende von ‚Your True Gender‘ … Bereits im Alter von vier Jahren wusste sie, dass ihr durch Geburt festgelegtes männliches Geschlecht nicht vereinbar war mit dem frei-wählbaren …‘

Wie kann eine wissenschaftliche Expertise einen solchen Spezialisten (anstatt dem geistig verwirrten männlichen Probanden wahrscheinlich dringend benötigte Hilfe zukommen zu lassen) einladen, um unter den Studenten die falsche Vorstellung zu propagieren, der zufolge sie eine Frau wäre?" (Citizen-Go)

Die Angst der Gutmensch-Genderisten ist die sprichwörtliche aus dem Märchen "Des Kaisers neue Kleider". Die Angst, dass jemand aufstehen könnte, um zu sagen:

"’Aber der Kaiser hat ja gar nichts an!‘ Und der eine zischelte dem andern zu: ‚Aber er hat ja gar nichts an!‘ – rief zuletzt das ganze Volk.

Das ergriff den Kaiser, denn es schien ihm, sie hätten Recht; aber er dachte bei sich: ‚Nun muss ich die Prozession aushalten.‘ Und die Kammerherren gingen noch straffer und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.‘

Litten die Hominiden unter Gender?

Ist etwa auch der Genderismus eine Schleppe, die gar nicht existiert? Wie sonst – so frage ich mich als Historiker – wäre es denn möglich gewesen, dass während der gesamten Menschheitsgeschichte dieses vernunftbegabte Wesen mit aufrechtem Gang überlebt haben könnte, und dass auch in keinem einzigen historischen Dokument seit Erfindung der Schrift über "Gender-Mainstreaming" berichtet worden wäre. Bis im Jahre 1975 dann der Begriff nicht unzufällig von einem Sexualwissenschaftler und einer Feministin in die Debatte geschmissen wurde.

Seit 43 Jahren gibt es die Gender-Diskussion, seit mindestens mehr als 4.500.000 Jahren aufrecht gehende Hominiden. Man findet zwar ohne Zweifel in historischen Dokumente unzählige Belege aller nur erdenklichen sexuellen Spielarten, aber kein einziges über Gender-Mainstreaming…

Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien). 

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