Ambros und die Filmstars: Das Gfrett mit den Fans

Der letzte Hit liegt Jahrzehnte zurück. In punkto Kreativität ist schon lange tote Hose. Er lebt von seiner Vergangenheit und seinen alten Mitschunkel- und Mitgröl-Liedern wie "Schifoan" oder "Es lebe der Zentralfriedhof". Das alles hat keinen Nachrichten- oder Neuigkeitswert, trotzdem ist Wolfgang Ambros seit Wochen beliebter Dauergast in den heimischen Medien.

Dazu hat er keine PR-Spezialisten, keine neue CD oder Biographie gebraucht. Eine wenig fundierte FPÖ-Kritik oder besser Beschimpfung, schon war die frustrierte Linke in den Medien und der Twitterblase aus dem Häuschen und Ambros in und Schlagzeilen. Die FPÖ als dumm oder gefährlich zu bezeichnen, ist für Promis bis hinunter zum C eine Bank. Darauf reagieren linke Journalisten wie die pawlowschen Hunde auf das Glöckchen.

Plötzlich war Wolfgang Ambros wieder eine coole Socke, einer von den Guten, einer, der sich was traut. Die FPÖ sei ein brauner Nazi-Haufen war Wolfers Holzhammer-Botschaft, begründet oder untermauert hat er sie nicht. Wozu auch? Er hat gesagt, was in seinem Umfeld alle sagen und alle hören wollen.

Die FPÖ, ohne die führende Hand von Herbert Kickl etwas planlos, hat wie ein Hunderl das von Ambros und den Medien geworfene Stöckchen apportiert und zurückgeschossen anstatt Ambros zu ignorieren. Das hat der Geschichte weiteren Auftrieb gegeben.

Jetzt ist Ambros schon wieder in allen Medien. Diesmal hat er die SPÖ kritisiert. Da schau her. Naja, eigentlich hat er so getan als ob. Denn während er die FPÖ als braune Massemörderpartei verunglimpft hat, fällt seine SPÖ-Beschimpfung dezent aus: "Wie kann man so eine bedeutende Bewegung so herunterwirtschaften, sie spalten und aus ihr einen verwahrlosten Haufen machen?"

Dass ausgerechnet Ambros das Wort verwahrlost in den Mund nimmt, geschenkt, er ist eben angefressen, dass es seine SPÖ wegen der miesen Performance des Slim-Fit-Kanzlers nicht mehr in die Regierung geschafft hat. Trotzdem ist es interessant, warum er kurz nach der FPÖ auch die SPÖ kritisiert. Die Vermutung liegt nahe, dass Ambros erkennen musste, dass die veröffentlichte Meinung nicht die öffentliche Meinung und seine Blase nicht die Realität ist.

Natürlich wurde Ambros nach seiner FPÖ-Beschimpfung in den Himmel gelobt, die Twitterblase war begeistert. Doch diese Begeisterung war wohl weit von flächendeckend entfernt. Was nicht verwundert: ÖVP und FPÖ haben eine satte Mehrheit und sehr viele, die Austropophits aus der Mottenkiste mögen, wählen eine dieser beiden Parteien. Der Wolferl musste das offenbar auf die harte Tour lernen. In seinem neuen Interview mit den Bezirksblättern versucht er sein FPÖ-Bashing zu relativieren und mit seiner SPÖ-Kritik quasi zu neutralisieren. Seht her, ich kritisiere eh auch die anderen Parteien. Zumindest ein bisserl. Außerdem sei ihm die FPÖ-Kritik nur so herausgerutscht. Den Bezirksblättern erzählt Ambros, dass sein deutsches Management ihm wegen der geplanten Herbst-Tour in Bayern empfohlen habe, der Süddeutschen Zeitung ein Interview zu geben. Was er widerwillig zwischen Soundcheck und Auftritt am Chiemsee auch getan habe. Jetzt will Ambros mit FPÖ-Wählern reden. Er will sie fragen, ob er noch ihr Freund sei.

Der Wind hat sich gedreht. Konnte man mit FPÖ-Beschimpfungen noch vor drei Jahren nichts falsch machen, sieht es heute anders aus. Klar, die gute Presse und den Applaus von den Künstler-Kollegen hat man nach solchen Injurien noch immer, aber in der Bevölkerung kommen sie offensichtlich nicht mehr so toll an. Warum sollte sich auch ein Kurz-Wähler, die Ambros nebenbei auch beleidigt hat, und ein FPÖ-Wähler von einem Austroschlagersänger wie Ambros beleidigen lassen? Viele Bewohner der Kultur- und Unterhaltungsblase scheinen vergessen zu haben, dass sie ihren Ruhm nur in zweiter Linie ihren befreundeten Medien und in erster Linie den ganz normalen Österreichern zu verdanken haben. Und die wollen sich nicht mehr schulmeistern, belehren und verarschen lassen, vor allem nicht von Typen aus dem Unterhaltungsmetier wie Ambros, Fendrich, Krassnitzer, Palfrader, Dorfer und Co.

Ähnliches lässt sich auch in den USA beobachten. Dort bricht gerade der Verkauf der Kinotickets weg. 2017 war das schlechteste US-Kinojahr seit über zwei Jahrzehnten. Und das hat damit zu tun, dass fast alle Hollywoodstars Trump und seine Wähler beschimpfen und entwerten. So wie Ambros dürften auch sie vergessen haben, dass die von ihnen verhassten Menschen es sind, die ihre Tickets und CDs kaufen. Oder eben nicht.

Werner Reichel ist Autor und Chefredakteur von Frank&Frei – Magazin für Politik, Wirtschaft und Lebensstil.

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