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Eine Höhle in Thailand, Island und unsere Emotionen

Milliarden Menschen auf der ganzen Welt jubeln: 12 Buben und ein Betreuer konnten nach zwei Wochen in einer finsteren Höhle unter extremen und dramatischen Umständen gerettet werden. Das einzige Todesopfer der absolut unglaublichen Aktion war einer der bewundernswerten Retter. Wir aber können sehr viel aus diesem Drama lernen.

Das vielleicht Verblüffendste daran lernen wir freilich über uns selber: Es ist absolut unglaublich, wie sehr wir alle an positiven Nachrichten hängen, wie sehr wir diese brauchen. Wir brauchen Hoffnung. Wir könnten es psychisch gar nicht ertragen, tagaus, tagein immer nur die Schrecklichkeiten dieser Welt zu beobachten – vom Völkermord zwischen Schiiten und Sunniten über die vielen Opfer des gleichen Monsuns in Japan, der das thailändische Drama "verschuldet" hat, bis zur Unfähigkeit der EU, die bedrohliche Völkerwanderung und Islamisierung zu stoppen. Allzu Belastendes verdrängen wir sogar.

Was auch immer sonst in der Welt passiert: Es gibt nichts Bewegenderes als Kinder, die nach langem Bangen und unglaublichen Mühen völlig heil gerettet werden können.

Die Sehnsucht nach dem Positiven erklärt übrigens auch die große Attraktivität des Sports: Denn dort gibt es immer, bei jedem Spiel, bei jedem Rennen einen Sieger. Und diesem Sieger wendet sich unsere gesamte Emotion, wendet sich weit mehr Aufmerksamkeit zu als dem oft genauso guten Verlierer, der nur ein bisschen Pech gehabt hat. Oder gar: Wer redet noch über Italiens Nationalmannschaft, wenn es die Franzosen gibt?

Wir sind aber auch tief beeindruckt von den Thais. Die Bewunderung reicht von der ganz offensichtlich guten Erziehung und Disziplin der in der Höhle so lange eingeschlossenen Buben bis zur offensichtlich perfekten Organisation der Rettungsorganisation. Aus diesen Tagen hat die Welt gelernt, dass Thailand längst nicht mehr das verschrobene Entwicklungsland mit einem gottgleich verehrten König, sondern ein sehr modernes Land geworden ist, das aber weiterhin stabil in seinen buddhistischen Traditionen wurzelt. Die den Eingeschlossenen sehr geholfen haben (der Betreuer war früher lange Mönch gewesen). Auch das ist eine sehr gute Nachricht.

Ebenso bewegend war das globale Zusammenspiel zur Rettung der 13. Aus aller Welt sind die – wenigen – wirklichen Profis zusammengekommen, die zu einer solchen unglaublich schwierigen Rettungsaktion imstande sind, die über viele Stunden mit langen Tauchstrecken auf oft engstem Raum geht. Und die diese Aktion wie selbstverständlich gewagt haben, damit Kinder einer scheinbar fremden Nation, aber eben der gleichen globalisierten Welt gerettet werden.

Wie gefährlich die gesamte Operation war, zeigt zumindest auch der eine Todesfall. Tief beeindruckt kann man da nur den Hut vor all diesen Rettern ziehen.

PS: Amüsant am Rande: 14 Tage nach Beginn ist endlich auch ein ORF-Mann vor Ort eingetrudelt – genau, als alles vorbei war. Offenbar war vorher keiner der Möchtegern-Jungstars und Korrespondenten des ORF zum Einsatz bereit. Auch die nicht gerade von journalistischen Genen geplagte Führungsmannschaft hatte lange nicht die Notwendigkeit zum Handeln begriffen, sondern hatte es für ausreichend angesehen, dass eine deutsche Journalistin den Österreichern etwas über die "Jungs" erzählt. Erst danach ist mit Roland Adrowitzer ausgerechnet der weitaus Älteste auf die Reise gegangen. Wenn der dann einmal abtritt, wird offenbar überhaupt niemand mehr im ORF journalistisch arbeiten. Sie haben ja auch immer nur gelernt, dass man sich im ORF mit der Politik gut stellen muss, nicht mit den Sehern.

PPS: Zum Glück ist Thailand übrigens nicht Island: Dort hat eine grünlinke Regierung gerade dekretiert, dass es bei allen Berufen und Tätigkeiten eine 40-prozentige Frauenquote geben müsse. Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie hilfreich eine solche Quote bei der Rettungsaktion gewesen wäre …

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