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Der Hass und die Wut der politisch Abgehängten

"Geh einfach sterben", richtet Kabarettist Leo Lukas dem blauen ORF-Stiftungsrat Norbert Steger via Facebook aus. C-Promi und Nebenerwerbs-Kleinkünstler Dieter Chmelar wünscht sich, dass die FPÖ-"A…figuren scheißen gehen mögen". Das tut er öffentlich über Twitter kund. Schauspieler Paulus Manker, für den es in jüngster Zeit gar nicht gut läuft, bekommt vom ORF eine wesentlich größere Bühne für seine Schimpftiraden. In der Sendung "Stöckl" bezeichnet er Vizekanzler Heinz-Christian Strache als "aufgeschwemmte Wasserleiche". Auch der rote Ex-Kurzeitkanzler stänkert und pöbelt gerne in Richtung Regierung. Ein Beispiel: FPÖ und ÖVP seien "zwei Besoffene, die sich gegenseitig abstützen". Für diesen Geistesblitz hat er vermutlich nicht einmal den Herrn Silberstein benötigt. So etwas fällt ihm ganz alleine ein.

Was die vier genannten Herren außer ihrem Niveau und den Hassattacken gegen FPÖ und ÖVP noch gemeinsam haben, sie stehen politisch weit links, leben direkt oder indirekt vom Staat, haben ihre besten Zeiten hinter sich, sie leiden an Existenzängsten und fürchten um ihre bevorzugte Stellung in der Gesellschaft. Sie sind am Abstellgleis gelandet, was für narzisstische Persönlichkeiten stets mit einer tiefen Kränkung einhergeht.

Keiner dieser Stänkerer ist mehr gefragt. Immer weniger Menschen interessieren sich für das, was sie zu sagen haben, was sie machen und empfehlen; ihre Meinung, Kommentare und Einschätzungen sind nicht mehr von Belang. Weshalb sie immer lauter, schriller, derber und beleidigender werden müssen, um noch gehört zu werden. Argumente, Ideen oder konstruktive Kritik erwartet niemand mehr von ihnen. Nicht einmal die verzweifelte SPÖ glaubt noch daran, dass Christian Kern brauchbare politische Strategien und Konzepte entwickelt.

Das war einmal anders. Nein, besonders intelligent, überzeugend oder talentiert waren sie nie. Doch sie standen auf der richtigen Seite, hatten das passsende Weltbild, die richtigen Freunde und haben stets gesagt, was der Zeitgeist verlangt hat, was opportun war. Das hat lange Zeit ausgereicht.

Leo Lukas hat nie in der Kabarettoberliga gespielt. Dazu war er nicht lustig genug. Dass die Blauen Volltrotteln sind, haben andere – wie Dorfer, Maurer oder Resetarits – dem linken Fußvolk origineller und witziger vermittelt. Auch wenn seine Witze flau waren, hat Leo Lukas zumindest die richtigen Menschen in den Dreck gezogen. Das weiß der Genosse zu schätzen. Lukas hat – im Rahmen seiner beschränkten Möglichkeiten – dazu beigetragen, die Linke zu unterstützen und an der Macht zu halten. Auch wenn es nur ein kleiner Beitrag war, für eine gewisse Bekanntheit und ein Auskommen hat es gereicht. Herr Chmelar war schon immer schmierig und talentbefreit, aber auch er hat stets die richtigen Leute, sprich den politischen Feind, verarscht und sich bei den linken Meinungsbildnern angebiedert. Das genügte, um beim linken ORF eine Zeit lang ein warmes Plätzchen zu bekommen. Manker galt einst als Enfant terrible, als Provokateur, verschreckt und verstört hat auch er immer die richtige Seite. Was einst als mutig und progressiv galt, ist heute peinlich und zum Fremdschämen.

Christian Kern hat als braver Sozi und als passabler Manager-Darsteller – für seine Genossen hat es jedenfalls gereicht – eine steile Partei-Karriere absolviert. Als er den glücklosen Werner Faymann an der Parteispitze ablöste, haben nicht nur seine Parteifreunde, sondern die gesamte linke Reichshälfte auf Kern als Retter der Sozialdemokratie und des Landes gehofft. Er hat sich als Luftnummer entpuppt. Sein rhetorisches Pulver hat Kern bereits nach ein bis zwei Wochen verschossen, Substanz und Tiefe hatte er keine und Manager war er ohnehin nie. Jetzt wird er als Parteichef von seinen Genossen geduldet, weil sie noch keinen besseren gefunden haben. Was nicht für Kern, sondern gegen die SPÖ spricht.

So wie dieses Quartett verhalten sich viele andere Linke, die unter dem politischen und gesellschaftlichen Klimawandel leiden. Und es werden noch mehr, wenn der tiefe linke Staat immer weiter zurückgedrängt wird. Es ist noch nicht lange her, da konnten man sich über die tumben rechten Modernisierungsverlierer, die sich in der modernen, globalen Welt nicht zurechtfinden würden, erheben und lustig machen. Schließlich hatte man es sich im aufgeblähten linken Versorgungsstaat bequem gemacht und war so vor dem Konkurrenzdruck und den Anforderungen des internationalen Arbeitsmarktes geschützt, man hatte schließlich Gesinnungsfreunde an den richtigen Stellen. Aus dieser geschützten und bequemen Position ließ es sich leicht über jene spotten, die nicht zu diesem staatlich geförderten Kreis aus Gesinnungsfreunden gehörten.

Jetzt sind sie selber Opfer des Wandels. Die Rahmenbedingungen haben sich geändert: Konservative, bürgerliche Werte und Einstellungen sind aufgrund der dramatischen gesellschaftlichen und politischen Fehlentwicklungen, die die Linken zu verantworten haben, wieder salonfähig. Immer mehr Bürger erkennen, dass Linke nicht die Lösung für unsere Probleme, sondern selbst das Problem sind. Das politische Koordinatensystem ist nicht mehr so weit nach links verzerrt wie noch vor kurzer Zeit. Linke Binsenweisheiten, Patentrezepte, Parolen, Ratschläge und Hetze, egal ob in Journalismus, Kunst, Unterhaltung oder Politik, werden immer weniger nachgefragt, sind zu Ladenhütern verkommen.

Es gibt deutlich mehr Angebot an linken Meinungen als Nachfrage, weshalb immer weniger, die diese anzubieten haben, davon leben können. Wenn eine Branche schrumpft, können nur die Besten überleben. Und die vier eingangs genannten Herren gehören in ihren jeweiligen Betätigungsfeldern nicht einmal zum Durchschnitt. Das ist für sie deshalb so hart, weil sie sich auch früher schon, anders als ihre talentierteren Kollegen, immer weiter aus dem Fenster lehnen mussten, um genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Ein Seitenwechsel kommt für sie nicht in Frage, das wäre völlig unglaubwürdig. Zudem sind sie für das schwarzblaue Milieu nicht nützlich. Nur wenn ein wirklich populärer und bekannter Promi die Seiten wechselt, wäre das ein wichtiges politisches Signal und für ÖVP und FPÖ politisch verwertbar. Aber bei einem Dieter Chmelar oder Leo Lukas …

Deshalb muss es besonders frustrierend sein, wenn der ein oder andere Promi-Kollege, der sich stets als braver linker Gutmensch verkaufte, plötzlich frisch-fröhlich beim Kanzlerfest von Sebastian Kurz im Kreis der bösen Schwarzen feiert, wie zum Beispiel Gery Keszler, Christiane Hörbiger oder Alfons Haider. Der Zug fährt weiter, manche bleiben zurück.

Mit ihrer linken und nicht sehr fundierten Allerweltsmeinung im Angebot haben Leute wie Lukas, Chmelar oder Manker nur noch wenige Chancen, an Aufträge, Förderungen, Subventionen oder Auftritte zu kommen. Weil man sonst nichts zu bietet hat, bleibt nur noch das Pöbeln, Stänkern, Schimpfen, Plärren und Hetzen. Ein erbärmliches Schauspiel. Man kann auch mit Anstand und Größe abtreten.

Und weil derzeit nichts darauf hindeutet, dass die verbitterte, ausgebrannte und ideenlose Linke in absehbarer Zeit ein Comeback feiern wird und immer mehr steuergeldfinanzierte Künstler, Selbststeller und Politiker das gleiche Schicksal wie Chmelar, Lukas, Kern und Manker erleiden, werden wir uns noch viele solche hasserfüllte, ordinäre, untergriffige und verzweifelte Attacken, Drohungen, Fake News und Lügengeschichten anhören müssen. Man denke auch an die Gewerkschaft, die ja dasselbe Problem wie unsere vier Herren hat. Noch verfügt die Linke über genügend mediale Kanäle, um ihren Rotz und Frust großflächig zu verteilen.

Werner Reichel ist Autor und Chefredakteur von Frank&Frei – Magazin für Politik, Wirtschaft und Lebensstil.

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