Wir kennen ihn alle: Den vollmundigen Ex-Bürgermeister Wiens, Michael Häupl. Unter dem Hoheitszeichen des (Fiaker-)-Gutmensch-Sozialismus segelnd, hat er sich nie ein Blatt vor den Mund nehmen müssen. Er basiert auf einer für ihn typischen, vulgär-selbstgefälligen Selbstbezogenheit: "Hier steh ich in meiner ganzen Pracht und Herrlichkeit!" – als Parodie eines weinseligen mundlschen Sonnenkönigs. Und so umgibt ihn (mit den Worten Kafkas) "das Rätselhafte, das alle Tyrannen haben, deren Recht auf ihrer Person, nicht auf dem Denken begründet ist."
Und stolz war der Ober-Rathaus-Sozialist vor allem auch auf seine politischen Aushängeschilder mit ihrer angeblich so sozial-durchwachsenen und gesellschaftlich-toleranten Durchmischung: die Wiener Gemeindebauten. Stolz auch darauf, dass seine Hauptstadt die lebenswerteste auf der ganzen Welt sein soll; sowie stolz auf seine Mundl-Wahl-Buhlschafts-Klientel: "Mein Wien is ned deppart!" (Häupl), die seine Macht gesichert hatte…
Doch hat sich dieses Wohlfahrts-Utopia als Wiener Schmäh entpuppt. Und zwar spätestens seit Samstag, dem 12.5.2018: Denn die Messer-Stiche in den Hals eines siebenjährigen tschetschenischen Mädchens (verübt durch einen 16-jährigen tschetschenischen Österreicher) waren gleichzeitig auch ein Stich ins "Herz der Finsternis": Dieses "Herz der Finsternis" kroch nun hinter der Wiener Multi-Kulti-und-alle-soziale-Schichten-übergreifenden-Bullerbüh-Traumwelt hervor, und es hat sich bleiernen Atem verschafft. Dieser bestialische Mord löst Konnotationen aus zu Schlachtungen, Schächtungen von Tieren, die mittels eines sogenannten Halsstiches ausgeblutet werden müssen – wegen religiöser Vorschriften…
Das Gutmenschen-"Herz-der-Finsternis"
Joseph Conrads Roman "The heart of darkness" (1899) schildert die Kongo-Flussfahrt eines Kapitäns ins Innere des gleichnamigen belgischen Protektorats (1888 bis 1908). Dieses war dem damaligen belgischen König Leopold II. eigentlich zum Schutze der versklavten "Neger" anvertraut worden. In Wirklichkeit verbreitete er aber tiefste Düsternis dort, wo bereits das "Herz der Finsternis" seit jeher geschlagen hatte, tief in der Urwald-Wildnis: "Die Reise den Strom hinauf war wie eine zu den frühesten Anfängen der Welt, als der Pflanzenwuchs noch auf der Erde wucherte und die großen Bäume Könige waren." (Conrad: "Herz der Finsternis")
Wie antike Lemuren verfolgen nun diese Kolonial-Verbrechen die heutigen westeuropäischen Spät-Zivilisationen: In Brüssel, Paris, Stockholm, Berlin und anderswo wie auch in Wien brechen diese nun wie eitrige Pestbeulen im Sinne eines zersetzenden Kollektiv-Schlechten-Gewissens auf, gepaart mit Kultur-Niedergangs-Selbsthass-Phantasien, und der Sehnsucht nach biologischer Regression.
Dieses "Herz der Finsternis" gibt nun in den dekadenten Spät-Kulturen einen dumpf-pochenden Rhythmus vor, wenn auch in umgepolter Form: Wie damals verselbständigt sich das Böse unter dem Vorwand des Gut-Gemeinten und kontaminiert schließlich alles; die vormals intendierten Heilsbringer entpuppen sich als Zerfallsprodukte des Guten und als Multiplikatoren des Bösen.
"Rottet die Bestien alle aus" – schreibt Kurtz (ein Sklaventreiber und skrupelloser Elfenbeinhändler im letzten Außenposten der Zivilisation am Rande des Kongo-Urwalds). Er verkörpert das Horror-Vexierbild eines europäischen Zivilisations-Sendungs-Wahns. "Ganz Europa trug (damals) dazu bei, Kurtz hervorzubringen." (Conrad: "Herz der Finsternis")
Dieser düstere Sendungswahn pocht heute wieder auf sein Recht, wenn auch in konträrer Umpolung: Als "Herz der Finsternis" des Gutmenschentums.
Conrads Roman schildert das zivilisatorische Vordringen Europas ins Innerste Schwarzafrikas, ins "Herz der Finsternis". Es ist auch eine Metapher für das Eintauchen in die dunklen Abgründe der (zu allen Zeiten gleich gebliebenen) menschlichen Seele. Doch beim Aufeinandertreffen von Wildnis und Zivilisation springt auch gleichsam ein (wenn auch verdrängter) erotisch aufgeladener Sehnsuchts-Impuls auf die Akteure des spätkulturellen Europas über:
"Ein Gewimmel schwarzer Glieder, viele Hände, die klatschten, Füße, die stampften, wirbelnde Körper, rollende Augen, unter dem schweren reglosen Blätterdach […] Hier aber sah man einem Ding ins Auge, das ungeheuerlich und frei war. […] Sie heulten und sprangen und drehten sich und schnitten furchtbare Gesichter; was einen aber peinigte, war der Gedanke an ihre Menschlichkeit, gleich der eigenen, der Gedanke, dass man mit diesem wilden und verzweifelten Aufruhr entfernt verwandt war. […]
Ich versuchte, den Zauber zu brechen, den schweren, stummen Zauber der Wildnis, […] indem sie vergessene, rohe Triebe und die Erinnerung an die Befriedigung ungeheuerlicher Lüste in ihm erweckte." (Conrad: "Herz der Finsternis")
Ein emotionales Faszinosum am Abartig-Rohen und Urtümlich-Primitiven der Wildnis, als absoluter Gegenpart zur Spät-Zivilisation: Schwülstig-schwül wie ein Sumpf-Fieberbrüten, in absoluter vorrationaler Zeitlosigkeit erhaben verharrend.
"Ein leerer Strom, ein großes Schweigen, ein undurchdringlicher Wald. Die Luft war warm, dick, schwer und drückend. […] Die Stille dieses Lebens hatte mit Frieden nicht das Geringste zu tun. Es war die Ruhe einer unversöhnlichen Kraft, die über unerforschlichen Ratschlüssen brütete. […]
Tiefer und tiefer drangen wir in das Herz der Finsternis ein. […] Nachts lief mitunter das Dröhnen der Trommeln hinter dem Vorhang der Bäume den Fluss herauf. […] Ob es Krieg meinte, Frieden oder Gebet, konnten wir nicht sagen." (Conrad: "Her der Finsternis")
Widerstandslos-drängend hat sich nun das spät-zivilisatorische, postmoderne Europa diesem Regressions-Faszinosum hingegeben, erneut diese Wildnis heraufbeschworen und somit das "Herz der Finsternis" in sein Zentrum zurückgerufen:
"O dass wir unsre Ururahnen wären. / Ein Klümpchen Schleim in einem warmen Moor. / Leben und Tod, Befruchten und Gebären / glitte aus unseren stummen Säften vor.” (Gottfried Benn)
"Der Menschengeist ist zu allem fähig, weil er alles umfasst, die Vergangenheit ebenso wie die Zukunft." (Conrad)
Nur so ist es zu erklären, dass aus dem Guten das Böse werden kann.
"Der Chef der Station im Innern […] ist ein Monstrum. […] Er ist ein Botschafter der Barmherzigkeit und der Wissenschaft und des Fortschritts und von weiß der Teufel was noch. Wir brauchen, um die hohe Aufgabe zu bewältigen, die uns von Europa sozusagen übertragen worden ist … zielgerichtete Beharrlichkeit." (Conrad: "Herz der Finsternis")
Vor einigen Jahren (als wäre es beinahe schon irgendwann einmal gewesen, zur Zeit der Refjutschie-Bewelcome-Claping-Crisis 2015) hatten dann auch noch die Wiener Vassilakou-Grünen ihre letzte Philanthropen-Gutmenschen-Blüte erlebt, in verkennender Selbstverblendung: Denn dieser ekstatische Bahnhofs-Vereinigungs-Medizinmänner-Tanzrausch war in Wirklichkeit nur mehr ein lemurenhafter Abgesang an die eigene Spätest-Kultur. "Manchmal könnte ich mein Wien umarmen!", meinte Vassilakou damals selbstverliebt-verzückt. Als wäre das Gutmenschen-Paradies jetzt endlich an- und ausgebrochen innerhalb der Tore Wiens. In Wirklichkeit war aber der "Train-of-Hope"-Herantransport von urtümlich-männlichen Refjutschies zweidimensional zu verstehen, weil er unerfüllte, spätkulturell-verschütte Sehnsüchte, auch erotische, auf letztere projizierte und freilegte.
"Der Mensch ist ein bösartiges Tier. Seine Bösartigkeit muss organisiert werden. […] Der Egoismus rettet alles – absolut alles –, was wir hassen, was wir lieben. Und alles bleibt so, wie es ist." (Conrad: Brief an Robert Cunninghame Graham)
Doch hat sich diese Gutmenschen-Regressions-Hoffnung nicht erfüllt. Auch nicht, wenn noch so gutwillige Souffleur-Interviewer dem Sonnenkönig Häupl noch so oft die zu gebenden Philanthropen-Antworten schon als Frage in den Mund legend vorgekaut hatten:
Standard: "Am Höhepunkt der Flüchtlingskrise zitierten Sie Luther und sagten: ’Hier stehe ich – ich kann nicht anders.’ Würden Sie diese Aussage heute wieder so treffen?"
Häupl: "Selbstverständlich. Die derzeitige Realität im Flüchtlingsbereich ist weit weg von den Fantasien von Innenminister Kickl. Er lebt davon, das als Katastrophe darzustellen. Aber die haben wir nicht. Heute hat niemand mehr Angst."
So sehen Gutmenschen sich zwar gerne selbst, freilich in völliger Selbstverkennung und grotesker Umpolung der historischen Tatsachen, weit jenseits der Grenze des Lächerlichen: Häupl als Martin Luther (damals beim Reichstag zu Worms 1521), heute gegen das Inquisitionsgericht der Wirklichkeit.
"Man schickt mich in den Krieg gegen diesen Finsterling, um auch in Zukunft ein von der Welt bewundertes Wien zu haben." (Häupl). Der Wiener Ex-Bürgermeister als kindischer Gutmenschen-Fantasy-Retter im Stil von "Der Herr der Ringe".
Doch im Ernst: Liest Häupl keine Zeitungsberichte, die gerade von dieser Angst zeugen? (Hier zwei Schlagzeilen von mittlerweile hunderten)
"Messerattentat in Wien: Hinweise auf Terror-Motiv (12.03.2018): Der getötete Angreifer, Mohamed E., … besaß die österreichische Staatsbürgerschaft. … Ursprünglich stammt seine Familie aus Ägypten." (Krone)
"Messerattacke in Wien (08.03.2018): Ein vorerst Unbekannter hatte … auf eine dreiköpfige Familie eingestochen. … Unweit des ersten Tatortes wurde ein 23-jähriger Afghane als Tatverdächtiger festgenommen." (Krone)
Häupls Realitätsverweigerung nimmt bereits mehr als groteske Züge an: "In meinem Heimatbezirk, in Ottakring, habe ich noch gar keine (Burkaträgerinnen) gesehen. (Krone, 30.8.2016)
Wie eine Faust aufs Auge lieferten die neuesten Medienberichte diese Bilder nach: Wie mehrere schwarz-ganzkörperverschleierte Moslemfrauen im Dittes-Gemeindebau herumstolzieren wie Erynien-Gespenster aus dem (Unheil verkündenden) Chor einer griechischen Tragödie, argwöhnisch-feindselig begafft von den Gemeindebau-Bewohnern.
"Nichts wird so leicht für Übertreibung gehalten wie die Schilderung der reinen Wahrheit." (Conrad)
Das grün-rote Häupl-Vassilakou-Duo war, zusammen mit seinen Rathaus-Paladinen, eifrig und unermüdlich unterwegs gewesen: Als Botschafter des Gutmenschen-Willens in Wien, der Willkommensstadt ,auf Bahnhöfen, in Flüchtlingshäusern, Essenausgaben austeilend, salbungsvolle Reden gehalten habend…
"Durch einfache Anspannung unseres Willens könnten wir tatsächlich eine unbeschränkte Macht zum Guten ausüben, und so weiter, und so weiter." (Conrad: "Herz der Finsternis")
"Jetzt, da der Nebel fällt, ist keiner mehr sichtbar." (Hermann Hesse)
Seit dem 12. Mai fällt mittlerweile aber auch das Schweigen der beiden Wiener Vorzeige-Gutmenschen dröhnend auf: Von niemandem dieser beiden hat man etwas gehört zu einem der schrecklichsten Verbrechen Österreichs: Jenem Halsstich-Mord, der einem siebenjährigen tschetschenischen Mädchen fast den gesamten Kopf abtrennte.
Häupls Willkommens-Euphorie hat sich mittlerweile längst abgeschliffen zu einer Beschwichtigungs-Rhetorik: Die Refjutschie-Crisis 2015 "war die größte Herausforderung meiner Amtszeit …. Das darf sich nie mehr wiederholen. … Was hätten wir denn machen sollen? Hätten wir an der burgenländischen Grenze schließen lassen sollen?"
Zwar waren sofort nach dem Halsstich-Mord die ersten Psycho-Spin-Doktoren des Gutmenschen-Willens eifrig ausgerückt, um das Unfassbar-Unerklärlich-Böse psychologisierend, relativierend aus der öffentlichen Erregung zu verbannen – hoffend auf einen neuen Beschwichtigungs-Schutzwall, auf eine erneute Mauer des Be-Schweigens des real gewordenen Bösen im Gutmenschen-"Herz-der-Finsternis": "Tötungsdelikte, die scheinbar ohne klares Motiv begangen werden … sind … schon gar nicht kulturspezifisch." (Krone: Die Linzer Gerichtspsychiaterin Kastner)
"Des is ma wuarscht!" (Häupl)
Drei Tage, nachdem dieses unerklärbar Böse geschehen war, war der Bürgermeister im üblichen Wiener Grantel-Jargon wieder zurück auf seiner Bühne und meldete sich (was selten bei ihm) wirklich entrüstet zu Wort. Freilich nicht wegen des schrecklichen Mädchen-Mordes, sondern um einer seiner vielen immer schon unfähig gewesenen und längst untragbar gewordenen Stadträtinnen, diesmal Brauner (seine ehemalige Freundin aus Alt-68er-Tagen-Gefolgschaft) die Schutzmauer zu bauen.
Was war so Ungebührliches passiert? Nachdem der neue designierte Bürgermeister Ludwig stolz sein neues Team präsentiert, die Uralt-68er Brauner ins Abseits gestellt und diese gleichzeitig (als flankierende Sozial-Maßnahme) auf einen extra für sie geschaffenen, wohl dotierten Berater-Posten gehievt hatte (mit einem geradezu sperrig-grotesken Titel "Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsorge(!) und Kommunalwirtschaft"), kolportierte der Gutmenschen-Propagandafunk ORF willfährig: Er, Häupl, wäre… "erzürnt über die Kritik an dem neuen Posten …. ’Ich würde das nie im Leben als Versorgungsposten bezeichnen. Ich halte diese Vorwürfe für nicht gerecht. Für mich ist das ein bisschen ein zu schnoddriger Umgang, den sich die Renate nicht verdient hat.‘"
Ausgestoßen gerade aus einem Munde, der wie kein anderer für sein oft beleidigendes Gemotschkere berühmt geworden ist: "Karrieregeile Owizahrer / miselsüchtige Koffer / unlustige Trotteln. " (Häupl)
Zu dem wirklich alles erschütternden Tschetschenen-Kindesmord (es war übrigens nicht der einzige Messerstich ins "Herz der Finsternis" seit der Welcome-Hysterie) kam niemandem der ehemals bekennenden Wiener Philanthropen-Menschen auch nur eine einzige Sterbenssilbe über die Lippen. Keinem österreichischen Medium fiel diese skandalöse Diskrepanz zwischen dem Beschweigen eines Verbrechens einerseits und dem Sich-Entrüsten ob einer Luxus-Pensions-Anwärterin auf. Doch auch das ist eben typisch Wienerisch: "War net Wien, wann net durt, wo kan Gfrett is, ans wurdt." (Josef Weinheber)
Wahrscheinlich kennzeichnet aber kein anderer Satz die tiefe und ehrliche Befindlichkeit des Wiener Fiaker-Sozialisten Häupl treffender als dieser: "Des is ma wuarscht!"
Doch mittlerweile ist fraglich geworden: Ob das angestochene "Herz der Finsternis" weiterhin dazu imstande sein wird, kritische Fragen über das real-existierende Böse innerhalb der Philanthropen-Welt wie ein schwarzes Loch zu verschlingen, um danach wieder in einen (von der strukturellen Gewalt des Philanthropen-Machtgefüges) beherrschten Zustand des Beschweigens überzugehen.
Wie sehr sich der Heilsbringer-Diskurs abgenützt hat, zeigt sich am besten, wenn man ein Gedicht aus den 50er-Jahren herausstellt in den real existierenden Wahnsinn von heute:
"Der Krieg wird nicht mehr erklärt, sondern fortgesetzt. Das Unerhörte ist alltäglich geworden. (…) Der Schwache ist in die Feuerzonen gerückt. Die Uniform des Tages ist die Geduld, die Auszeichnung der armselige Stern der Hoffnung über dem Herzen. Er wird verliehen, wenn nichts mehr geschieht, (…) wenn der Feind unsichtbar geworden ist (…).
Er wird verliehen für die Flucht von den Fahnen, für die Tapferkeit vor dem Freund, für den Verrat unwürdiger Geheimnisse und die Nichtachtung jeglichen Befehls." (Ingeborg Bachmann: "Alle Tage" – 1952)
Für die geistige Verfassung des Gutmenschentums gilt Conrads Kultur-Skeptizismus:
"Einem blöden Menschen nützt es überhaupt nichts, ihm dauernd zu sagen, dass er blöd ist, weil er viel zu blöd ist, das zu begreifen."
Conrads philosophische Quintessenz summiert einen bösen Verdacht, wonach "das Ziel der Schöpfung kein ethisches sein könne". Mit heroischem Fatalismus blickt der Kongo-Flusskapitän dem Chaos der Wildnis, dem kolonisatorischen Schrecken, dem "Herz der Finsternis" ins Angesicht, ohne sich ihm widerstandslos zu ergeben. "Erst dann", schrieb Conrad, "hat man das Recht, sich einen Menschen zu nennen."
Die letzten Sterbensworte von Kurtz, der Kolonialbestie, waren: "Das Grauen. Das Grauen." Dieses vor-zivilisatorische Grauen hat sich mittlerweile in den Spätkulturen Europas eingenistet und diese um das Gesetz der Wildnis "bereichert". Darin manifestiert sich aber nichts anderes als ein Regression-Versuch: Nämlich das politisch-moderne Gewaltmonopol des Staates rückgängig zu machen in eine vorzivilisatorische Urwald-Stammesverfassung.
"Wir leben in ständiger Angst. […] Denn aus tschetschenischen Kreisen wurde uns Blutrache angekündigt. Wir befinden uns deshalb jetzt an einem geheimen Ort und werden rund um die Uhr bewacht." (Krone) So der Vater des tschetschenischen Mädchenmörders.
"Die Rassen wollen Ruh, / lasse dich doch versinken / dem nie Endenden zu." (Gottfried Benn)
Linke Gutmenschen zitierten bisher mit Vorliebe Ingeborg Bachmanns Bonmot: "Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar." – zu einer Zeit freilich, als sie die Wahrheit für sich selbst gepachtet vermeinten. "Jetzt, da der Nebel fällt, ist keine mehr sichtbar" (Hesse) – wohl deshalb, weil Philanthrop-Menschen dann mit der Wahrheit konfrontiert würden. Ihnen, den linken, spät-kulturellen Gut-Menschen, ist die Wahrheit plötzlich nicht mehr zumutbar.
Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien).