Es ist für mich immer wieder erschreckend, mit welcher Verlässlichkeit sich ausgerechnet Vertreter meiner Religion bei Diskussionen über die Probleme der Zuwanderung auf die falsche Seite stellen. Noch erschreckender ist aber die Einfältigkeit der Argumentation.
Sr. Beatrix Mayrhofer, immerhin Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, unterliegt in ihrer aktuellen Presseaussendung zum geplanten Kopftuchverbot für kleine Kinder leider gleich mehreren Irrtümern:
1.) Das kontraproduktive Verbot
"Ein Verbot sei nicht die richtige Lösung, dadurch wachse nur die Opposition Betroffener dem Staat gegenüber und treibe diese in die Isolation."
Wenn zwei Drittel der Muslime "religiöse Gesetze für wichtiger als die Gesetze des Landes" halten, dann stehen diese "Betroffenen" längst in Opposition zum Staat.
2.) Die Effektivität des Dialogs
Sinnvoller ist es nach den Worten Mayrhofers, mit Betroffenen und den Verantwortlichen der islamischen Glaubensgemeinschaft ins Gespräch zu kommen und Kinder in ihrer Entwicklung zu stärken.
Dass dieser Zugang vollkommen an der Realität vorbeigeht, zeigt der Umstand, dass wir in der zweiten und dritten Einwanderergeneration großteils keine Annäherung an die Werthaltung der autochthonen Bevölkerung erleben, sondern im Gegenteil stärkere Abgrenzung und Abkapselung.
3.) Die Angst vor Veränderung
"Es herrscht eine verdeckte Angst vor Veränderungen in der Gesellschaft durch den Einfluss von Menschen anderer Religionen und Kulturen. Diese Angst gelte es ernst zu nehmen und mit den Betroffenen das Gespräch zu suchen."
In der Tat gibt es diese Angst, denn in der Tat gibt es diese Veränderungen – und diese Veränderungen sind alles andere als erfreulich: Der wieder aufkeimende Antisemitismus (siehe der tapfere Arik Brauer), der gewaltige Rückschritt bei den Frauenrechten, die teils dramatisch höhere Gewaltbereitschaft unter den Zuwanderergruppen, das Kollabieren des Bildungssystems in Wien – über all diese Veränderungen müssten wir dringend sprechen. Aber bitte nicht mit denen, die sich davor fürchten, sondern mit denen, die diese Veränderungen auslösen.
4.) Die islamische Rechtfertigung
Nach Mayrhofers Einschätzung ist es kein Anliegen der islamischen Religion, dass bereits kleine Mädchen Kopftuch tragen.
Worauf berufen sich denn sonst die Eltern, die ihre Kinder dazu zwingen? Das Herumlavieren der IGGÖ zeigt ja deutlich, dass die offiziellen Repräsentanten der österreichischen Muslime keinerlei Interesse haben, diesen Eltern die religiöse Rechtfertigung für ihr Handeln zu entziehen.
Mag. Florian Unterberger ist Pressesprecher bei einer internationalen Anwaltskanzlei, Vater von vier Kindern und kirchlich engagiert.