"Laudamotion" ist zwischen Belfast und Wien in allen Medien. Besonders der österreichischen Publizistik ist jeder Winkelzug von "Niki nazionale" noble Betrachtungen und überschäumende rot-weiß-rote Kommentare wert. Wenngleich Niki Lauda die von ihm rückerworbenen Teile aus der Konkursmasse von Air Berlin gleich wieder kurzerhand verschacherte und mittlerweile auch bereits das Buchungsverfahren über die Gesellschaft des künftigen Mehrheitseigners abwickeln lässt. Das alles ist – mit Ausnahme des hier geführten "Tagebuchs" – anderen Betrachtern kaum eines kritischen Einwurfs wert. Ein "Risiko-Vollblut" wie Niki Lauda, der sich um den Neustart "(s)einer" Fluggesellschaft müht und versucht, "das Werkl" dann auch wieder am Laufen zu halten – und sei es mithilfe von Ryan Air – lässt sich halt schlecht kritisieren.
Szenenwechsel: Es vergeht kaum ein Monat, ohne dass die AUA eine Erfolgsmeldung nach der anderen aussendet. Im März 2018 beförderte sie rund eine Million Fluggäste, eine Steigerung um 13,2 Prozentpunkte gegenüber demselben Zeitraum vor einem Jahr. Und: Es ist das vierte zweistellige Monatsplus in Folge. Die Auslastung der Flüge lag im Durchschnitt bei 75,1 Prozent, was einem Plus von sechs Prozentpunkten entspricht. Die Zahl der Flüge erhöhte sich, und das Fazit der Monatsmeldung zog ein Vorstandsmitglied mit den Worten, die AUA befinde sich "weiterhin im Steigflug".
Das ging auch aus dem AUA-Geschäftsbericht über das "Jahresergebnis 2017" hervor: Austrian Airlines beförderte demnach 12,9 Millionen Passagiere – im Vergleich zum Jahr davor ist das ein Plus von 13 Prozent. Sie verbesserte damit nochmals das wirtschaftliche Ergebnis der Fluggesellschaft. Die Gesamterlöse sind um acht Prozent auf 2.466 Millionen Euro gestiegen. Die Gesamtaufwendungen stiegen 2017 trotz deutlichem Personalaufbau nur um sechs Prozent auf 2.365 Millionen Euro. Mithin stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 101 Millionen Euro, was im Vergleich zu 2016 ein Plus von 36 Millionen Euro ist.
Die AUA hat dabei enorm in neues Fluggerät sowie in Beinfreiheit und Komfort investiert. Sie absolvierte 2017 mit 83 operativ eingesetzten Flugzeugen 143.999 Flüge, im Durchschnitt sind das 395 Flüge pro Tag. Die Regelmäßigkeit betrug 98,6 Prozent, die Ankunftspünktlichkeit lag bei 83,2 Prozent.
Und auch in punkto Personal tat sich einiges: Der Personalstand der Austrian Airlines Group lag zum Stichtag 31. Dezember 2017 bei 6.914 Mitarbeitern (2016: 6.450 Mitarbeiter). Das deutliche Plus von 464 Mitarbeitern ist hauptsächlich auf die Aufnahme von Piloten und Flugbegleitern zurückzuführen. Auch hinsichtlich Investitionen und Ausbau für 2018 und Folgejahre vermeldet die AUA nur Positives.
So weit so gut. Bei alldem sollte man sich daran erinnern, wie es einst um diesen "Pfeiler der österreichischen Identität" gestand ist. Man möge daran denken, wie sehr politische wie gewerkschaftliche Einmischung in deren Gebaren die AUA an den Rand des Zusammenbruchs geführt hat, was den österreichischen Steuerzahler Unsummen gekostet hat. Dabei muss man sich auch vor Augen führen, dass einst unter dem (gerne auch als Dirigent in Erscheinung getretenen) Verkehrsminister Rudolf Streicher (SPÖ) mit der Rettung der damaligen Gesellschaft des "Niki nazionale" namens "Lauda Air" just zu Lasten der AUA hatte begonnen werden müssen.
Nun ja, das ist lange her. Neun Jahre, also noch nicht allzulange her ist, dass die AUA unter die Fittiche des Kranichs kroch – kriechen musste. Was wurden in Politik und Publizistik seinerzeit Tränen vergossen, als die "Lufthansa" des "großen Nachbarn im Norden" (vulgo "Lufthansa der Piefkes") die defizitäre Fluggesellschaft übernahm.
Ich vermisse jetzt Lobeshymnen darüber, dass die AUA als Lufthansa-Tochter noch immer mit rot-weiß-roter Heckflosse und unverkennbar österreichischem Interieur sowie den charakteristischen Annehmlichkeiten dieses Landes rund um den Globus sowie kreuz und quer durch Europa fliegt. Und – vor allem –, dass sie noch nie seit ihrer Gründung 1957 Zahlen wie die jetzigen vorlegen konnte, noch nie so viele Passagiere mit ihr flogen und ihr Gewinn noch nie so hoch war wie der von 2017.
Das war der hiesigen Politik ebenso wie besagter Publizistik kaum eines rühmenden Wortes wert. Woran das bloß liegen mag?
Der Autor ist deutsch-österreichischer Historiker und Publizist