Harry Potter und die politisch korrekte Zaubererwelt

Immer wieder laufen auf sämtlichen Kanälen Wiederholungen von Harry-Potter-Filmen. Kein Wunder, der tapfere Waisenknabe mit den runden Brillen und dem treuherzigen Blick verzaubert schließlich Jung und Alt gleichermaßen. Die mystische Zaubererwelt mit ihrer magischen Fauna und Flora übt eine Faszination aus, die auch mit der x-ten Wiederholung nicht verlorengeht. Was allerdings kaum jemand bemerkt: auch hier wird ganz nebenbei eine fein ziselierte Gutmenschen-Hirnwäsche durchgeführt, die vermutlich gerade bei den jüngeren Zusehern beziehungsweise Lesern der Bücher sehr subtil und unterbewusst ihre Wirkung entfalten dürfte.

Denn was ist die Rahmenhandlung für all die Abenteuer, die Ron, Hermine und Harry erleben? Es ist ein sich immer weiter entfaltender Umsturzversuch durch dunkle Kräfte, die als faschistisch und rassistisch einzustufen sind. Der Dunkle Lord, der sagenumwobene Lord Voldemort und seine schrecklichen Schergen bedrohen die bunte Zaubererwelt, in der Reinblüter (also reinblütige Zauberer – Mutter und Vater sind beide magisch begabt), Halbblüter (Zauberer und Hexen, bei denen nur ein Elternteil Magier ist) und Schlammblüter (beide Eltern sind Muggel, also normale Menschen ohne Zaubertalent) friedlich und fröhlich zusammenleben. Es gibt auch eine spannungsfreie Koexistenz mit den Muggeln, die von gegenseitiger Nicht-Einmischung geprägt ist.

Nur um das gleich klarzustellen: Hier soll keineswegs Sympathie für den finsteren und brutal-skrupellosen Voldemort propagiert werden. Es soll nur die Einteilung der Harry-Potter-Welt und ihrer Bewohner in und Gut und Böse aufgezeigt werden. Die Guten sind die Verfechter der Vielfalt und Buntheit, die Anti-Rassisten und Gleichheitsfanatiker. Die Bösen sind jene, die gegen all das sind. Das ist der entscheidende Punkt und nicht die weitere Ausformung.

Natürlich sind die beiden Lager dann so dargestellt, dass ganz eindeutig ist, wem die Sympathien zufliegen werden. Harry und seine Freunde sind zu Beginn noch unschuldige, aufgeweckte, schlaue Kinder, die Schritt für Schritt einem gigantischen Komplott auf die Spur kommen und es trotz eklatanter Unterlegenheit und ständiger Ungerechtigkeiten mit den Schurken und Bösewichtern aufnehmen. Auf der anderen Seite sind Voldemort und seine Spießgesellen die übelsten Typen, die man sich vorstellen kann. Dumpfe Rassisten, berauscht von der eigenen (angeblichen) Überlegenheit, brutal, rücksichtslos und gefühlskalt. Sie sind zu jeder Schandtat und Grausamkeit bereit, nur um alle anderen (Schlammblüter, Muggel, andere magische Kreaturen) zu unterdrücken.

Sie merken schon was? Erinnert uns das nicht frappant an die Darstellung von zwei Lagern in unseren Linksmedien? Auf der einen Seite die Guten, die Schlauen und die moralisch Überlegenen. Die stets Netten, denen man nacheifern sollte. Die Willkommensklatscher. Die Welcome-Fetischisten. Die Opfer-Theoretiker. Die Islam-Versteher. Diejenigen, die für ein Aufbrechen verkrusteter Strukturen eintreten, die eine bunte Multikulti-Gesellschaft herbeisehnen, den armen Unterdrückten helfen und dauernd nur von Vielfalt und Bereicherung träumen.

Auf der anderen Seite die dumpfen Nazis, die Ewig-Gestrigen, die Rassisten, die White-Supremacy-Typen. Die griesgrämigen, alten, weißen Männer. Die Abgehängten und Ewig-Gestrigen. Die Dummen, die den Rattenfängern auf den Leim gehen.

Wenn wir uns nur die stereotypen Charakterzeichnungen ansehen, dann sind wir schon fast bei Harry Potter. Die Parallelen sind kaum zu übersehen. Wir müssen eigentlich nur noch die Protagonisten umbenennen und schon sind wir quasi deckungsgleich. Was in der realen Welt Trump und Putin, Alice Weidel und Alexander Gauland, Sebastian Kurz und HC Strache, Herbert Kickl, Wolfgang Sobotka und Martin Sellner sind, das sind in der Zaubererwelt Tom Riddle bzw. Lord Voldemort, Fenrir Greyback und Bellatrix Lestrange, Lucius Malfoy und der verschlagene Verräter Peter Pettigrew alias "Wurmschwanz".

Klingt alles weit hergeholt? Nun, vielleicht. Auch ich selbst war mir lange nicht ganz sicher. Die oben beschriebenen Eindrücke und Parallelen sind mir zwar schon länger aufgefallen, allerdings hätte es ja auch ein überkandideltes Gedankenkonstrukt sein können, weil man sich schon zu intensiv mit dem Thema der allgegenwärtigen Linken beschäftigt hat. Weil man in der eigenen Filterblase lebt. Entsprechend lange dämmerte die Ideensammlung zu diesem Beitrag schon vor sich hin.

Bis zum entscheidenden Aha-Erlebnis, dem untrüglichen Indikator, dass man mit seinen Gedankengängen offenbar doch nicht so ganz danebengelegen ist. Es war der klassische Moment, wo einem alles klar wird. Wie bei der guten, alten Sendung "Eins, zwei oder drei" mit dem Auflösungsspruch nach jeder Frage: "Ob ihr wirklich richtig steht, seht ihr, wenn das Licht angeht!" Nun, das Licht ging am Karsamstag an. Und zwar in Form eines Beitrags auf Ö1, dem Sender für alle Altkommunisten und junggebliebenen Che-Guevara-Fans.

Der brachte tatsächlich einen Beitrag über Harry Potter, in dem genau das oben Beschriebene lobend hervorgehoben wurde. Nämlich der vorbildhafte Kampf der braven Kinder gegen faschistische "Todesser" (die Anhänger von Voldemort), gegen Rassismus und die Unterdrückung von Minderheiten. Mehr Bestätigung für die eigenen Theorien und Geistesblitze kann es eigentlich nicht geben. Wenn Ö1 Harry Potter lobt und empfiehlt, dann kann es sich eigentlich nur um gutmenschliches Gedankengut vom Feinsten handeln. Denn der ORF, und da wiederum gerade Ö1, würde definitiv nichts empfehlen, was nicht klar links, pro-multikulti, politisch korrekt und bunt ist – so viel steht schon einmal fest!

Im Beitrag wurde auch noch darüber diskutiert, ob eher Trump oder Putin für die Rolle des Voldemort in der realen Welt stehen würde. Man einigte sich irgendwie auf beide. Lustig auch, dass Trumps ehemaliger Chefberater und Breitbart-Zampano Steven Bannon erwähnt wurde – dem ordnete man nämlich die Harry-Potter-Rolle der unerträglichen Lügen-Journalistin des "Tagespropheten" namens Rita Kimmkorn zu.

Selbstverständlich steht die Zaubererzeitung "Tagesprophet" laut Ö1 für rechte Fake-News-Medien wie eben das konservative US-Nachrichtenportal Breitbart und nicht für den Mainstream. Dabei könnte eigentlich keine Publikation mehr auf Linie des Establishments sein, als der "Tagesprophet" in der Harry-Potter-Welt. Erst leugnet er ganz wie vom Zaubereiministerium gewünscht ewig die Rückkehr Voldemorts, um dann mit wehenden Fahnen gleich zu Voldemort überzulaufen.

Tja, damit war aber zumindest der Groschen gefallen. Harry Potter lebt tatsächlich in einer politisch korrekten Zaubererwelt und dient somit so ganz nebenbei auch der gutmenschlichen Propaganda. Dass dem so ist, beweist noch einmal Ö1. Man lobte Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling nämlich als "politisch wache Autorin". Dieses Gütesiegel vom Küniglberg sollte eigentlich schon ausreichen, um Frau Rowling richtig einstufen zu können. Ein einfacher Blick auf Wikipedia liefert aber noch weitere Hinweise, aus welcher Richtung der Wind weht.

Dort finden sich beispielsweise folgende Einträge: "Rowling bezog mehrfach explizit zu politischen Themen Stellung. So übte sie in einem Artikel in der Times scharfe Kritik an den sozialpolitischen Plänen des damaligen Premierministers David Cameron und seiner Conservative Party. In einem Artikel für das Time Magazine lobte sie den damaligen Premierminister Gordon Brown von der Labour Party, mit dem sie auch befreundet ist." Also Kritik an den Konservativen, dafür ist sie mit einem Sozialisten befreundet, den sie explizit lobt.

Aber es geht noch weiter: "Auf Twitter äußerte sich Rowling mehrfach gegen Rassismus und für die Aufnahme von mehr Flüchtlingen im Vereinigten Königreich während der Flüchtlingskrise in Europa ab 2015." Ok, alles klar. Mehr muss man dann auch schon wirklich nicht mehr wissen, um zu begreifen, wes Geistes Kind Frau Rowling ist. Außer vielleicht noch, dass sie zwar für offene Grenzen und Buntheit ist, aber dann doch gegen eine Selbstbestimmung der Schotten. Denn sie spendete vor der Volksabstimmung über eine Unabhängigkeit Schottlands eine Million Pfund für die Better-Together-Kampagne der Unionisten. Da war sie dann doch in guter sozialistischer Tradition für mehr Zentralismus und weniger Selbstbestimmung.

Mit diesem Wissen über die Autorin ausgerüstet, können wir Harry Potter dann endgültig ganz richtig interpretieren und auf die Realität umlegen. Wer für Vielfalt und Toleranz (die selbstverständlich nicht für die Einheimischen gilt) kämpft, gehört zu den Guten. Wer gegen diese linken Dogmen ist, ist ein Voldemort, ein Todesser, ein Faschist und Rassist der übelsten Sorte!

Richtig spannend ist da auch eine weitere gewisse Parallele zu unserer Welt. Lord Voldemort wird für tot gehalten, legt aber eine flotte Auferstehung hin und ist plötzlich wieder eine quicklebendige Bedrohung, die allerdings viel zu lange ignoriert wird, bis es fast zu spät ist. Da muss man doch sofort an die Nazis denken, die auch sowas wie politische Untote sind. Wer ihre stets drohende Rückkehr leugnet, ist selbst eine Bedrohung. Und ihre Rückkehr zu leugnen kann brandgefährlich sein. Schließlich steht das Vierte Reich ja laut linken Meinungsmachern auch täglich vor der Wiederauferstehung – nur wir dummen Muggel wollen das nicht und nicht wahrhaben. Auch der Rassenwahn vom reinen Blut eint übrigens Voldemort und die nationalsozialistischen Wiedergänger.

Ein kleines, aber nicht unwesentliches Detail ist dann noch, dass mit Hermine ausgerechnet eine Vertreterin aus der unterdrückten Opferkaste immer wieder als die schlaueste junge Zauberin dargestellt wird. Sie ist ein "Schlammblut" und wird deshalb trotz großen Talents von den Todessern rassistisch diskriminiert. Sie ist also quasi die Afghanin des Harry-Potter-Universums. Und sie ist eine Frau, die sich trotzdem immer wieder durchsetzt, damit auch mal ein bisschen ein feministisches Element Platz findet. Passenderweise präsentiert sich Hermine-Darstellerin Emma Watson auch im realen Leben als große Feministin und Vorkämpferin für Gleichheit aller Art.

Wir lernen also: Das Linke ist immer und überall – es lauert sogar dort, wo wir nicht damit rechnen!

Niklas G. Salm, früher langjähriger Redakteur einer Tageszeitung – schreibt jetzt unter Pseudonym.

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