Wie man das Spenden verkompliziert hat

Die vergangene Regierung erfreute die spendenwilligen Österreicher mit einer Vereinfachung der steuerlichen Absetzbarkeit ihrer Spenden. Jetzt geht alles automatisch, man braucht nur noch die Spende zu überweisen, und alles andere machen die Spendenorganisation und das Finanzamt: Mit der ebenfalls neuen Arbeitnehmerveranlagung von Amts wegen werden die Steuerabzüge für Spenden vollautomatisch errechnet und gutgeschrieben.

Fein dachte sich der edle Spender und registrierte auch einen Nebeneffekt, dass jetzt die Spendenorganisationen und-vereine einer Kontrolle der Finanz unterliegen.

Das "Alles geschieht jetzt automatisch" hat aber mehrere große Haken:

Bisher füllte der Spender in seiner Arbeitnehmerveranlagung oder Steuererklärung einen einzigen Gesamtbetrag aller geleisteten Spenden aus. Die Belege wurden für eine allfällige Überprüfung aufgehoben. Jetzt muss jede beschenkte Organisation jede einzelne Spende dem Finanzamt melden. Spendet man mehrmals innerhalb eines Jahres, muss für jede einzelne Spende eine Meldung erfolgen.

Niemand ersetzt den Spendenempfängern diesen administrativen Mehraufwand. Diese Mehrarbeit wird noch vergrößert, weil noch sehr oft beim Spender dessen Geburtsdatum rückgefragt werden muss.

Auch ist zu beachten, dass der Name exakt so geschrieben sein muss, wie er im Meldezettel vermerkt ist. Das kann bei Umlauten, bei Doppel-S oder scharfem ‘ß’ problematisch werden.

In meinem Fall musste ich bisher einmal jährlich in das Steuerformular einen einzigen (!) Betrag einsetzen, um den Steuerbonus anzumelden.

Jetzt erhalte ich von den von mir unterstützten Organisationen nette Briefe, dass ich doch meine Geburtsdaten mitteilen möchte, da sonst keine Meldung ans Finanzamt erfolgen kann. Wieder ein Mehraufwand für die Spendenempfänger – und auch für mich. Melde ich doch jetzt mehrmals eher widerwillig meine Geburtsdaten, die ich bisher als höchst persönliche und vertrauliche Daten betrachtet habe.

Kann ich ausschließen, dass diese für Werbung und Marketing interessanten Daten nicht verwertet werden – um wenigstens einen Teil der zusätzlichen Kosten für diesen Mehraufwand zu lukrieren?

Dr. Günter Frühwirth ist Jurist und begeisterter Bahnfahrer. Die gesellschaftspolitische Entwicklung Österreichs verfolgt er mit aktivem Interesse.

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