Die vom Amt lieben den Wettbewerb nicht. Leistung ist ihnen verhasst. Leistungseliten sind schwarz angeschrieben bei ihnen.
Leistungswettbewerb in unserem Krähwinkel? Dahin kommt es wohl nie! Das ist nicht auszuhalten, wenn so was je in Krähwinkel vorkommen sollte.
Nestroy hat derartige Überlegungen schon im Jahre 1849 über die "Freiheit in Krähwinkel" artikuliert. Die Erwartungen der Krähwinkler an die Behörden, die sich ja keineswegs als effiziente Problemlöser bewährt haben, ist nach wie vor viel größer, als ihre Wertschätzung einer Wettbewerbsordnung. Das Handeln der Beamten kann aber den Leistungswettbewerb nicht ersetzen.
Bei sportlichen Aktivitäten haben die Einwohner Krähwinkels ein außerordentliches Interesse an Fragen des Wettbewerbes, der Spielregeln und der Überprüfung von Stärken und Schwächen. Die meisten von ihnen sind "Sportliberale" und als solche davon überzeugt, dass der Wettbewerb die Kräfte herausfordert und Gelegenheiten bietet, um zu zeigen, wozu man imstande ist.
Die Krähwinkler bewerten es positiv, wenn Sportler bei Konkurrenzen besser sein wollen und dabei außerordentliche Leistungen erbringen. Sie erkennen, dass der Wettbewerb die Übernahme von Eigenverantwortung fördert und als Motor des Strebens nach Verbesserung sowie der Entwicklung von Neuerungen wirkt.
Wer besser sein will, der überlegt sich, wie er sich als Sportler gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil verschaffen kann. Ein Athlet soll in Krähwinkel nach Erfolg streben. Er darf sich auszeichnen. Wenn er verliert, muss er lernen, Niederlagen zu ertragen. Er hat ja in Zukunft noch mehrere Chancen, bessere Ergebnisse zu erzielen.
Die "Sportliberalen" Krähwinkels haben es jedoch nicht gelernt, die positiven Wirkungen eines Wirtschaftsliberalismus zu schätzen. Ja, in Krähwinkel gibt es sogar nach wie vor zahlreiche Unternehmer, die einen Protektionismus befürworten, die sich nach zusätzlichen Regulierungen sehnen, die es sich immer noch richten wollen, die sich nicht gerne an die gleichen Spielregeln halten und die begeistert zu unfairen Praktiken neigen, um sich im wirtschaftlichen Leistungswettbewerb behaupten zu können.
In den geschützten Bereichen, die in Krähwinkel noch immer in großem Ausmaß vorhanden sind, ist der Leistungswettbewerb ein Feindbild, das ohnehin bloß mit Risiken und mit Arbeitslosigkeit in Verbindung gebracht wird.
Der Verzicht auf die Entwicklung von Wettbewerbsgeist und von Wettbewerbsstrategien beginnt schon in den Schulen Krähwinkels. Es fehlt den Jugendlichen ein Bewusstsein, das zum Siegen erforderlich ist. Die "Anti-Wettbewerbserziehung" der pragmatisierten Wettbewerbsvermeider führt letztlich zu einer Lebensuntüchtigkeit von Jugendlichen. Die Kinder lernen nicht, sich den Herausforderungen einer Leistungskonkurrenz zu stellen. Eine Erziehung zu Eigenverantwortung und zu Zivilcourage wird vernachlässigt. Die Folgen sind Verantwortungsscheu und "Unterlasser-Mentalität".
Von zahlreichen Bewohnern Krähwinkels werden wirtschaftliche Veränderungen als Bedrohung empfunden. Sie sehen den Leistungswettbewerb, der Wandel mit sich bringt, daher auch nicht als Chance, die es ermöglicht, Ideen erfolgreich umzusetzen.
Der weitgehende Verzicht auf Leistungswettbewerb in der Vergangenheit geht eindeutig zu Lasten der zukünftigen Entwicklung Krähwinkels. Die zögernde Akzeptanz wirtschaftsliberaler Ideen beschert den Krähwinklern laufend Wohlstandsverluste.
Josef Stargl ist AHS-Lehrer in Ruhe und ein Freund der Freiheit.