"Holzfällen" im Ländle

Es gibt Dinge, die trägt man mit sich herum, sehr lange; schließlich bedarf es dann nur mehr eines winzigen Anlasses, dass man diese dann nicht mit ins Grab nimmt. Jedenfalls erging es so – vor 22 Jahren – einem ehemaligen Zögling des Priesterseminars in Hollabrunn, der eine Predigt des österreichischen Ex-Kardinalerzbischofs Groer zum Anlass nahm, sein Geheimnis, die sexuelle Belästigung des Oberhirten an ihm zu outen. Jener hatte sich in einer Predigt gewünscht "alle Lustknaben der Hölle zu übergeben"…

Dieser mehr als nur geheuchelte Satz löste damals 1995 die sogenannte "Causa Groer" aus und sollte für die österreichische katholische Kirche das Wendejahr ihres Niederganges markieren, weil sie unfähig war, darüber (worüber in Wirklichkeit viele längst wussten) reden zu lassen und die moralischen als auch kirchenrechtlichen Konsequenzen zu ziehen.

Freilich ist alles nun schon lange her. Und die Kirche hat dafür wahrlich in ihrem eigenen Fegefeuer gelitten. Doch darum geht es hier längst nicht mehr!

103 Jahre von Kafka bis #metoo-Stockholm

Die von political-correcten Femos dirigierte #metoo-Affäre richtet plötzlich einen nicht erwünschten Kollateralschaden in ihrem eigenen Lager an. Bereits lange zuvor waren der Alt-68er-Pädophile, der burgenländische Sex-Kommunarde Otto Mühl oder aber der krypto-pädophile EU-Vorzeige-Grüne Cohn-Bendit oder der im sozialistischen Wiener Hoheitsbereich in den 70er Jahren stattgefunden habende Kinderheim-Missbrauchs-Skandal aus der linken Verschwiegenheits-Verlogenheit an das Licht der Öffentlichkeit gezerrt worden, um dann aber wieder sehr schnell verschämt zu verschwinden.

Nun aber scheint eine jahrzehntelange Mauer linken Beschweigens gebrochen:

Offensichtlich sexualisierte Gewalt (bis hin zu Vergewaltigungen) soll sich im innersten Zirkel einer renommierten Gut-Menschen-Institution schlechthin, der Schwedischen Akademie – immerhin zuständig für die Kür des jährlichen Literatur-Nobelpreises, zugetragen haben: "Ein hochrangiger Kulturfunktionär" (im Übrigen verheiratet mit einer Nobelpreis-Schriftsteller-in "mit engen Verbindungen zur Akademie") "soll über Jahre hinweg (…) Mitarbeiterinnen und Angehörige von Akademiemitgliedern (…) missbraucht haben." ("Dagens Nyheter" zitiert nach diesem ORF-Bericht)

Wie die linksliberale Literatur-Schickeria den Skandal behandelt, erinnert freilich eher an die sprichwörtliche Omertà aus mafiösen Zirkeln Siziliens; hielt dieses "Gesetz des Schweigens" (ORF) doch 20 Jahre absolut dicht.

Das Schema war immer dasselbe (alle Zitate aus dem ORF-Artikel):

  1. Abhängigkeit: "Da ihre Arbeit damals sehr unsicher gewesen sei", "habe" sie sich damals "niemandem anvertrauen können." (die schwedische Schriftstellerin Karlsson)
  2. Vertuschung: Und dies, "obwohl die Vorwürfe offenbar seit zwei Jahrzehnten in der schwedischen Kulturszene bekannt waren". "Als sich 1997 eine dieser Frauen mit ihrer Beschwerde an den (…) Ständige(n) Sekretär der Akademie wandte, habe dieser die Angelegenheit nicht weiterverfolgt." (Süddeutsche Zeitung zitiert nach ORF)
  3. Die Machtstrukturen und die weibliche Karrieresucht waren Grundlage für die Unterdrückungsmechanismen: Lieber hätten die betroffenen Frauen geschwiegen (sowohl Mitwissende und damit Mittäterinnen als auch Opfer) "als ihre Karriere zu riskieren, da sie von seinen engen Kontakten zu Verlegern, Produzenten, berühmten Regisseuren und Komponisten wussten".
  4. Nicht Opfer- sondern Täterschutz: Der Name des Vergewaltigers, "der zu den einflussreichsten Funktionären der schwedischen Kulturszene zählt", wird weiterhin geflissentlich geheim gehalten wird.
  5. Sakrosankte Überhöhung und säkularisierter Personenkult mit geradezu kafka-esker Struktur: In der von ihm betriebenen "Kulturstätte (…), die von der Akademie mitfinanziert wird und in der auch immer wieder Lesungen von Literaturnobelpreisträgern stattfanden, sollen v.a. einige der Übergriffe stattgefunden haben (…)."
    Das wäre ungefähr so, als wenn es im Privataudienz-Zimmer des Heiligen Vaters im Vatikan anlässlich von Heiligsprechungen zu sexuellen Übergegriffen gekommen wäre. Mittlerweile "bedauerte (auch) Kulturministerin Kuhnke" die Verleihung eines "hohen königlichen Ordens" an den nordländischen Sex-Unholden im Jahre 2015.
  6. Wehleidiges bauchnabelschau-artiges Selbstmitleid: So befürchtete etwa der Direktor der Stiftung, Heikenstein, die Affäre könnte "dem Nobelpreis schaden".
  7. Der Verleger Weyler spricht von geradezu kafkaesker "Intransparenz um die Entscheidungen" bezüglich der Vergabe von Literaturpreisen und Stipendien: "Viele hängen vom guten Willen der Akademie ab, aber da niemand weiß, was diesen guten Willen beeinflusst, zieht man es vor, nichts zu sagen."

In Kafkas Roman "Der Prozess" (gemeinhin als Metapher vom Alptraum des modernen Menschen und seines Ausgeliefertseins gegenüber totalitären faschistischen, stalinistischen Regimen verstanden) heißt es:

"Die Rangordnung (…) des Gerichtes sei unendlich und selbst für den Eingeweihten nicht absehbar. Das Verfahren vor den Gerichtshöfen sei aber (…) auch für die unteren Beamten geheim, sie können daher die Angelegenheiten, (…) in ihrem ferneren Weitergang kaum jemals vollständig verfolgen, die Gerichtssache erscheint also (…), ohne dass sie oft wissen, woher sie kommt, und sie geht weiter, ohne dass sie erfahren, wohin.(…)

Wirklichen Wert aber haben nur ehrliche persönliche Beziehungen, und zwar mit höheren Beamten, (…). Das einzig Richtige sei es, sich mit den vorhandenen Verhältnissen abzufinden."

Wohlgemerkt! Kafka schrieb seinen Roman im August 1914, also vor mehr als einem ganzen Jahrhundert. Seitdem hat sich also nichts geändert – und das gerade in jenen Gutmenschen-Zirkeln, die einmal angetreten waren, um das alte patriarchale Regime zu zerstören und uns alle in die gleichberechtigte Gender-Freiheit zu führen.

Thomas Bernhard´s "Holzfällen" in der Wiener Kultur-Schickeria

Im Jahre 1984 löste Thomas Bernhard mit seinem Roman "Holzfällen. Eine Erregung" (1984), genau jene "Erregung" aus, die er bezweckte – wegen der unschwer erkennbaren Parallelen zu einer Wiener Kultur-Schicki-Micki-Abendgesellschaft.

Überträgt man ähnliche Vorkommnisse noch weiter hinab in die österreichische Kultur-Provinz, muss man freilich ein Diminutiv verwenden: "Hölz-le-fälla im La(e)nd-le". (Hölzchen-Fällen im Ländchen)

Soviel verrate ich aber: Der Anlass zu dieser Real-Satire (vom 22./23.5.87) in Form meines persönlichen #metoo-coming-out´s ohne Opferstatus war ein Statement des Vorarlberger Goethe-Surrogats Michael Köhlmeier (im "Standard" vom 25.11.2017).

Immerhin zolle ich dem unangefochtenen Ländle-Dichterfürsten insofern aber Respekt, dass er sich (in einem Kommentar 2010) nicht von der Groer-Hysterie vollständig hat anstecken lassen, und kühlen Kopf behaltend als ehemaliger Internatszögling zugeben musste, er wisse "nichts von sexuellen Nötigungen", könne aber "sehr viel über körperliche Gewalt erzählen".

Und jetzt kommt Köhlmeiers verhängnisvoller Zusatz, der mich zum "#meto-a-witness"-Coming-Out provoziert: "Wenn ein Zehnjähriger gezwungen wird, in Unterhose und Unterhemd auf zwei Bleistiften zu (…) knien, wenn ihm dabei aber nicht an den Schwanz gegriffen wird, dann ist das nicht interessant." (Standard s.o.)

Warum also und aber schweigt Köhlmeier über ähnliche Vorkommnisse im linksliberalen politisch-korrekten Literaturjournalisten-Karpfinnenteich, wo sehr wohl auf "Titten und Ärsche" gegriffen wurde (um in dessen Möchte-Gern-Alt-68er-Entrüstungs-Jargon zu bleiben)? 

142 Jahre von Stifter…, 1979 Jahre von Ovid zu Köhlmeier

Mitten im rückständigen 19. Jahrhundert erzählt Adalbert Stifter vom rückständigen Leben in einer bäuerlichen Bergwelt, "deren Bewohner (…) im Winter oft ihre Toten aufbewahren" mussten, "um sie (erst) nach dem Wegschmelzen des Schnees zum Begräbnisse bringen zu können"; "es kommen daher wenig Menschen (…) ins Tal, unter diesen manchmal ein einsamer (…) Liebhaber der Natur (…). Daher bilden die Bewohner eine eigene Welt. (…) Sie sind sehr stetig, und es bleibt immer beim Alten. Wenn ein Stein aus einer Mauer fällt, wird derselbe wieder hineingesetzt (…)" ("Bergkristall" 1845).

Lässt man genau 142 Jahre vergehen, befinden wir uns – flugs – im Jahre 1987 in einem der unberührtesten Alpentäler Vorarlbergs, im Großen Walsertal. Man könnte jetzt meinen, dass sich innerhalb dieser langen Zeitspanne etliches verändert hätte mögen; was auch stimmt: politisch, technisch gewiss Gewaltiges. Nur eines nicht: die Psychologie der Menschen und deren unseligen beinahe sklavischen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse.

Gleich geblieben ist auch, dass sich Intellektuelle hin und wieder aufmachen in die Einsamkeit abgelegener Gebirgstäler, um hier ihre ausgebrüteten geistigen Produkte gegenseitig bestaunend zu sezieren; das machen sie dann besonders gern in den (für ihre Aura der inneren Einkehr beliebten) Klöstern, in diesem Falle der Propstei St. Gerold.

Was sich seither geändert hat, ist nur, dass sich die weiblichen und männlichen Macht-Haberer in neuen gesellschaftlichen Hierarchien entpuppt haben. Heute ist nicht mehr – wie zu Stifterschen Tagen "der größte Herr (…) der Pfarrer", welchen "sie sehr verehren."

Ginge man noch weiter in der Geschichte bis zur Zeit des römischen Kaisers Augustus zurück, würde man auf die merkwürdige Verbannung des Dichters Ovids (an das damalige Ende der Welt, ins heutige Konstanza am Schwarzen Meer, 8 n.Chr.) stoßen. Grund: Er hat (so eine Theorie) in den kaiserlichen Gemächern "etwas gesehen, was er nicht habe sehen dürfen" (nämlich eine Ehebruchsaffäre der kaiserlichen Enkelin Julia).

Seit damals hat sich also nix Wesentliches geändert, auch nicht jene conditio humana "homo homini lupus est"  ("Der Mensch ist des Menschen Wolf"). Diese resignative Einsicht destruiert mittlerweile aber auch langsam das arrogante Gutmenschen-Überheblichkeitsgefühl einer ganzen 68er-Generation, die einmal allen Ernstes geglaubt hatten, dass "man und frau" einen neuen Menschen dadurch erschaffen mögen könnte, indem man einfach eine läppische Kunst-Wort-Vorsilbe kreiert.

Und auch der seit dem Feudalismus (verbrämt-verrufene) Hofstaat, mit dem sich Macht-Haberer umgeben, konnte bisher hartnäckig nicht zum Verschwinden gebracht werden, freilich auch nicht die strukturell-institutionalisierte Gewalt, die diesen seit jeher umgibt. 

#metoo a witness Mr. Köhlmeier!

Die Rede ist nun von einem hoffnungsvollen 25-jährigen Germanistik-Studenten, der an jenem 22. / 23. Mai 1987 Zutritt in diesen verschworenen Inner-Circle der Ländle-Kultur-Schickeria erhielt… Aus Studiengründen hatte es mich bereits vorher schon weit aus meiner Heimat fern in den grauen Norden einer (damalig noch geteilten) deutschen Stadt, nach Westberlin verzogen.

Alles war freilich nur dem Zufall geschuldet: "Wenn alberne Leute sich bemühen, ein Geheimnis vor uns zu verbergen, dann erfahren wir es gewiss, so wenig uns auch danach gelüstet." (Marie von Ebner-Eschenbach) Während meiner vorgezogenen Sommerfrische sollten also in der Propstei St. Gerold die alljährlichen Provinz-Literatur-Nachwuchs-Kür-Tage stattfinden, auf denen sich (und das kam mir damals schon von Beginn an sehr spanisch vor) vor allem weibliche Nachwuchsschreiberlinge vor der Gunst der hochkarätigen Jury ab- und bemühten. Diese bestand aus der unangefochtenen Provinz-Größe eines hiesig-gepriesenen Goethe-Surrogats, überwiegend aus männlichen Fachmännern, sowie aus sogenannten Freien Journalisten vor allem weiblichen Geschlechts des provinziellen Ablegers eines (mittlerweile als Staats- oder Rotfunk arg in Schmach geratenen) öffentlichen Senders; letztere angeführt und kommandiert freilich durch einen Journal-Kultur-Funktionär.

Nur eine (mein persönliches Objekt der Begierde – freilich rein auf literarischer Forschungs-Basis und sonst nix!) fehlte noch… Als Jury-Leitwölfin war eingeladen: Sarah Kirsch, die ehemalige DDR-Vorzeige-Dichterin aus Honeckers Operetten-Diktatur (damals aber schon in den Westen emigriert), als nicht ganz so freie Schriftstellerin vom Ländle-ORF unter Vertrag genommen.

Vergeblich hatte ich mich vorher in Berlin um ein Interview mit der als schwierig Bekannten bemüht; war von ihr aber unwürdig-abfällig zurückgewiesen worden war: Sie hätte eben wirklich keine Lust darauf, stumpfsinnigen Germanisten Rede und Antwort zu stehen…

Weil der Zufall es so wollte, sollte sich jenes Interview aber doch noch verwirklichen lassen, freilich in grotesk umgekehrten Macht-Verhältnissen…

Weil "der Zufall die in Schleier gehüllte Notwendigkeit ist" (Eschenbach) – gepaart mit Unfähigkeit und Dummheit – nahm also alles seinen Lauf. Über einen (als politisch links stehend bekannten) Unter-Journal-Kultur-Funktionär wurde (freilich hinter vorgehaltener Hand und unter dem Siegel der absoluten Verschwiegenheit) hartnäckig immer wieder kolportiert: Er hätte keine Ahnung von seinem ihm anvertrauten Fachgebiet, und – wie sich herausstellen sollte – auch noch weniger als nichts von der sensiblen Seelenverfassung anwesender Ehefrauen und den emsigen (un)freien Femo-Schriftstellerinnen und (un)freien Femo-Journalistinnen…

Unverdrossen engagierte mich die linksliberale Journal-Lichtgestalt im konservativ-katholischen Ländle, mich den unbedarften Studiosus vom Telefon weg als Kurzzeit-Journalisten für das angesagte Radio-Interview mit der Kirsch (in bürgerlichem Namen weniger aufregend: Ingrid Hella Irmelinde, geb. Bernstein). Ich sollte also – für den Journal-Funktionär – die fachkundige Arbeit erledigen, für freie Kost und Logis. Dass ich heute hier nur "as-a-witness-not-as-a-victim" einen spärlichen Beitrag in die #metoo-Debatte einstreuen darf, davor rettete mich damals wohl nur mein männliches Geschlecht (Es gab damals noch nur zwei anerkannte) und die, Gott-sei-Dank!, nur hetero-mäßigen Leidenschaften der Kultur-Schaffenden.

Unpassend gekleidet machte ich mich damals auf ins Mekka des Ländle-Elite-Literatur-Hochbetriebs, hin und hergerissen von Anfang an: Einerseits wegen der Anwesenheit der Femo-Superstars der Provinz-Literaten-Intellektuellen-Journalisten-Szene, wenngleich mir sofort geradezu grotesk-haarsträubende Unpässlichkeiten, Stilbrüche und Widersprüche unangenehm aufstießen.

Wie üblich machten vor allem femo-zentrierte Fachvorträge (sozusagen als Einheizerinnen-Vorgruppe) über die Brutalität des penetranten weil penetriert-penetrierenden machistischen Patriarchats den Auftakt. Dann folgte ein ausgiebiges Buffet (wohl auch um den Alkoholspiegel langsam hochzutreiben, nämlich im Sinne einer von mancher mit bösen Vorahnungen behafteten und vorausgesehenen sexuellen Triebenthemmung männlicher Brunfthirsche).

Mit der uralten Klosterweisheit: "Herr, lass es Abend werden!" war es jedoch leider noch nicht weit her. Nicht wohlverdiente Ruh´ mit Vollmond-Blick auf die Bergkulissen war angesagt, sondern wieder gesellig-alkohol-geschwängertes Beisammensein in intellektuell-sexualisiert-aufgeheizter Schunkelmanier, was die in nüchternem Zustande verklemmten (weil eben optisch-äußerlich nicht gerade attraktiv-begehrenswerten) männlichen Krypto-Sexualobjekte frauen"freundlicher" werden ließen. Sie waren sich aber selbst bewusst, dass ohne Macht in der hetero-sexuellen Anmache gar nix mehr ging…

Die (plötzlich für den Abend sich selbst auffällig aufreizend zurechtgemacht und -gekleideten) Femo-Nachwuchs-Hochkömmlinginnen gruppierten sich als verfügbare Groupies innerhalb der Griffweite einer Armlänge um ihre Auftrag- und Brotgeber-Provinz-Burlesken-Sonnen-Könige herum, indem sie hochsensibel-aufmerksam deren Begierden-Bekenntnisse von ihren Lippen ablasen: "Ich hätte da einen interessanten Auftrag für dich! Weiß nicht, ob du daran interessiert wärst?" – "Aber freilich, natürlich, selbstverständlich! Was muss ich tun?" …

Mittlerweile hatte sich die Armlänge unter den Mindest-Intim-Abstand deutlich verringert und ging mit zunehmender mündlicher(!) Vertrags-übereinkunft in direkten, einseitig gewollten Körperkontakt über (mittlerweile bekannt, verpönt und unter Strafe gestellt als männliche Grapscherei) auf die für Perverslinge üblicherweise interessanten Körperteile (Popsch, Schenkel, Hüften, Bauch, Brüste…).

Im Buffet-Raum anwesend waren: Dutzende Femo-Schreiberlinginnnen sowie der bekannte Lokal-Star-Schriftsteller (freilich aber auch in unfreien Journalisten-Berufsabhängigkeiten stehend) sowie dessen (für feministische) Muster-Statements gefürchtete Lebensgefährtin, welche alle ausnahmslos das unzüchtig-frauenfeindliche Geschehen deutlich vernehmend wegsehend übersahen…

Am nächsten Tag wurde beim Vor-Wettlesen Femo-Frauen-Power vom Feinsten feilgeboten. Die offizielle Devise: "Wer ist die Beste...?" schien – wie manch böse Möchtegern-Femos munkelten – freilich längst ersetzt durch "Wer ist die Schönste im ganzen Land?" Ganz unten durch waren freilich die Leseproben des einzigen männlichen Schriftstellers, weil er über eine Krankheitserfahrung rezitierte: "Da griff ich mir an die Eier und bemerkte: Es war Krebs!" – Pfui Gaggi! Ausgeschieden und ausgepunktet durch die weibliche Jury, der sich auch die männlichen Preisrichter wohlwollend anschlossen (Wer dachte von denen schon gern an Hodenkrebs?).

Die Texte der Provinz-Femo-Schreiberlinginnen strotzten hingegen nur so von selbstbewusster Frauenpower, dass ich zu glauben genötigt war, dass es Kampflesben aus linken Berliner Chaoten-Vierteln ("Fick dich ins Knie!" / "Schwanz ab!") hierher ins abgelegen-friedliche Tal verschlagen hatte. So schnell konnte also Fortschritt gehen…

Die Seele verkaufen…

Höhepunkt des ganzen intellektuellen Provinz-Buschenschank-Schabernacks war dann das Interview mit Starschriftstellerin Kirsch, zu der sie der Ländle-ORF unter Tantiemen – sozusagen – angemietet hatte.

Damals beherrschte ich freilich noch nicht die hohe Schule der Interview-Technik so ganz: Fiel ich doch als Anchor-Interviewer sowohl einer Unter-Kultur-Journal-Funktionärin sowie der Kirsch dauernd ins Wort, sodass das Interview zwar für den Sender nicht, für meine Diplomarbeit aber sehr wohl, verwertbar war; ersteres war mir freilich wurscht.

Hin und wieder versuchte die Kultur-Journal-Funktionärin die Schriftstellerin mit den damals in Mode gekommenen gesellschaftlichen Schlagreizwörtern zu provozieren: Zukunft der Menschheit unter der Bedrohung der Atomkatastrophe (Tschernobyl lag erst ein Jahr zurück). Dieses BlaBla erregte freilich nun auch äußerlich klar abzulesenden Unwillen und Ekel bei der Schriftstellerin. Das ganze Desaster endete in einer geradezu durch den ganzen Raum fühlbaren Unerträglichkeit und Demütigung, die Kirsch nicht einmal mehr verheimlichen konnte:

Kirsch: "Und so können manche Leute sich gar keine Seele leisten."

Funktionärin: (mit gedanken-schwangerem Unterton und Stirnrunzeln) "Und die, die sich eine Seele leisten könnten?"

Kirsch: (nach kurzem Innehalten - traurig-melancholisch-verzweifelt) "Die verkaufen sie…"

Funktionärin: (peinlich berührt) "HiHi…"

Was bleibt?

An Herrn Köhlmeier und alle Femo-Intellektuellen: "Worüber man nicht sprechen kann, darüber soll man schweigen!" (Wittgenstein) "Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir  n i c h t  tun." (M. Luther King)

Ihr Karriere-fixierten um-jeden-Preis-Komm-raus-Möchtegern-berühmt-Werden-wollenden Schriftstellerinnen hättet genauso gut biedere Lehrerinnen werden können. Nach nur fünf Jahren hättet ihr so einen unkündbaren Arbeitsvertrag erhalten, der euch frei gemacht hätte, solche Zeilen wie hier zu verfassen!

Jetzt aber seid ihr weder literarisch, noch journalistisch berühmt geworden, weil man nachhaltig wirkende Qualität nicht erzwingen kann, und habt ein schlechtes Gewissen, weil ihr zu feig seid zu sprechen. Euer sexuell anbiederndes Verhalten war (und ist es vielleicht noch immer) eine besonders perfide Form von frauen- und männer-feindlichem Sexismus zugleich, der – oh Skandal! – die andere Hälfte (der bisher üblich gewesenen Zweigeschlechter-Zuteilung) diskriminierte und aus der objektiven Auswahl ausschloss, sowie all die anderen integren Frauen, denen ihre Selbstachtung wichtig war und ist. "Zu sagen, was ist, ist eine revolutionäre Tat!" (Rosa Luxemburg)

"Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter (…) bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen." (Grabinschrift von Ovid) Wahres Genie muss nicht bekannt gemacht werden (Ich meine jetzt nicht die offizielle ORF-Homepage…), es setzt sich selbst durch: "Entweder es besteht etwas, oder es besteht etwas nicht. Ein anderes Kriterium gibt es nicht!" (Thomas Bernhard)

Aber ich verzeihe euch allen: "Wer niemals das Licht geschaut hat, der hat auch keine Ahnung davon, wie tief die Finsternis sein kann." (Isaak von Stella 1110-1168 n. Chr.) Die euch alle nach wie vor gefangen hält.

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Dr. Elmar Forster ist Lehrer und lebt(e) seit 1992 als Auslandsösterreicher in Ungarn, Prag, Bratislava, Polen, Siebenbürgen (Rumänien).

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