"Schlachtet die Juden" grölt der Mob in Wien. Wir sprechen nicht von den 30er und 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Wir sprechen vom progressiven, rotgrünen, multikulturellen Wien des Jahres 2017. Weil US-Präsident Trump die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt, zucken auf der ganzen Welt Linke, Gutmenschen und Muslime aus. Überall brennen Israelfahnen, auf Synagogen werden Anschläge verübt und weltweit ziehen die Israelhasser provokant-aggressiv durch die Straßen. Auch in Wien. Die alten Nazis hätten ihre Freude gehabt.
Wobei die protestierenden Muslime ihren Antisemitismus am deutlichsten artikulieren. Neben dem Aufruf zum Schlachten der Juden hörte man noch andere grausliche Parolen, etwa "Tod Israel".
Bis auf ein paar schwammige-defensive Verlegenheits-Statements linker Politiker haben solche Aufrufe in Österreich keinerlei Konsequenzen. Weder politisch noch strafrechtlich. Im Gegenteil, die Linke hat für die Proteste deutliche mehr Sympathie als für den Schritt Trumps und die Position Israels. Zudem gibt es in Österreich und Europa offenbar längst zwei getrennte Rechtssysteme. Man stelle sich nur vor, rechte Österreicher würden durch Wien marschieren und "Schlachtet die Juden" grölen. Aber wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.
Auch unseren obersten Multikulti- und Gerechtigkeits-Apostel, Alexander Van der Bellen, scheinen solche Tötet-die-Juden-Apelle nicht sonderlich aufzuregen. Jedenfalls hat er sich noch nicht dazu geäußert. Kein Wunder. Zum einen waren es Van der Bellen und seine linken Freunde, die den neuen Antisemitismus im großen Stil nach Österreich importiert haben, zum anderen ist er damit völlig ausgelastet, Österreich vor der rechten Gefahr zu schützen.
Denn eine FPÖ-Regierungsbeteiligung ist gemäß dem linken Narrativ das Schlimmste, was unserem Land und unserer Demokratie widerfahren kann. Davor haben uns Van der Bellen, die Kommunisten/Sozialisten, Frau Gertrude, die Grünen und die Linkskatholen stets und oft gewarnt.
Jetzt ist in Wien wieder "Schlachtet die Juden" zu hören. Und all die guten Menschen, die uns stets – zu ihrem eigenen Vorteil versteht sich – vor der rechten Machtübernahme gewarnt und "beschützt" haben, reagieren nun äußerst gelassen, um nicht zu sagen, es ist ihnen völlig wurscht. Was sie dabei zudem übersehen, es wird nicht beim Judenhass bleiben…
Nachdem die Linken mit all ihren Visionen und Plänen – von der Einwanderungs- über die Energie- und Europa- bis hin zur Bildungspolitik – spektakulär gescheitert sind, blieb ihnen als letzte politische Daseinsberechtigung nur noch der Kampf gegen "Rechts". Es war ihr letzter Strohhalm, ihr letzter Trumpf, den man bei jeder Wahl mangels Problemlösungskompetenz und attraktiver politischer Angebote ausgespielt hat, ausspielen musste.
Wir erinnern uns: Bei der Wienwahl inszenierten SPÖ und die Mainstreammedien den alles entscheidenden Zweikampf zwischen Gut und Böse, zwischen Häupl und Strache. Das selbe Strickmuster bei der Bundespräsidentenwahl: Lichtgestalt Van der Bellen gegen Nazi-Fiesling Norbert Hofer.
Doch schon bei der Präsidentenwahl zeigte sich, dass der Nazi-Schmäh sein Ablaufdatum fast erreicht hatte. Trotzdem: Auch bei der Nationalratswahl mussten SPÖ und Grüne auf ihren letzten Joker setzen und gaben vor, Österreich vor einer bürgerlich-rechten Regierung beschützen zu müssen. 70 Jahre linker "Kampf gegen Rechts" und jetzt?
Juden leben wieder in Angst, Antisemitismus ist wieder salonfähig geworden. Und es sind keine glatzköpfigen Skinheads mit Springerstiefel, keine bösen Burschenschafter oder Nazis im Nadelstreif. Die neuen alten Antisemiten sind entweder links oder importiert. FPÖ-Chef HC Strache hat sich in den vergangenen Jahren zu einem tatkräftigen Unterstützer Israels entwickelt. Die Linke und die Mainstreampresse haben stets versucht, Strache diese Haltung als perfide Strategie, als politischen Winkelzug auszulegen. Strache als Freund der Juden, das konnten die linken Antisemiten nicht akzeptieren. Strache und die FPÖ brauchte man schließlich als allgegenwärtiges, rassistisches Schreckgespenst, um sich die Stimmen naiver Bürger zu sichern, um weiter an der Macht zu bleiben.
Verlogener geht es nicht mehr. Beispiel SOS-Mitmensch. Ein Verein, der vorgibt, sich um die Rechte von Minderheiten und Mitmenschen zu kümmern. Da dürften aber nicht alle Mitmenschen inkludiert sein. Zu den antisemitischen Protesten hat sich die sonst dauerempörte NGO bisher nicht geäußert. Dafür hat man unlängst nach langer Recherche (ca. 20 Minuten Google und Wikipedia) ein wichtiges "Dossier" erstellt und veröffentlicht, das belegen soll, warum die FPÖ nicht regierungsfähig ist. Dieses Dossiers ist allerdings nichts anderes als eine Aufzählung, welcher FPÖ-Politiker bei welcher Burschenschaft ist und wer schon einmal einen Aufsatz in der Aula veröffentlicht hat. Wow!
Wer Burschenschafter dämonisiert und angesichts antisemitischer Ausschreitungen keinerlei erkennbare Aktionen setzt, der hat jede Glaubwürdigkeit und jedes Recht verloren, sich als Kämpfer für Mitmenschlichkeit zu bezeichnen. Gegen Feinde zu kämpfen, die längst nicht mehr existieren und sich dafür auch noch das Mäntelchen der Moral und der Zivilcourage umzuhängen, das war und ist das Geschäftsmodell solcher Vereine, ja der Linken generell. Wann haben Burschenschafter öffentlich zum Abschlachten irgendwelcher Ethnien oder Minderheiten aufgerufen?
Auch im Forum des linken Online-Standards haben linke Antisemiten – pardon "Israelkritiker" – dank der aus ihrer Sicht dummen Entscheidung Trumps derzeit Oberwasser. Da liest man etwa: "Klar – wer immer auch den Terrorstaat Israel als solchen benennt, ist natürlich ‚Antisemit‘". Endlich können sich die linken Antisemiten so richtig auskotzen und das auch noch mit ihrem innig geliebten Antiamerikanismus kombinieren.
Der Trump ist ohnehin an allem schuld, er ist der moderne Teufel. Es zeigt sich einmal mehr, die Linke liebt vor allem die toten Juden aus der NS-Zeit, weil sie diese für ihre politischen Zwecke instrumentalisieren kann, das Schicksal der in Israel und Europa lebenden Juden ist ihnen mehr oder weniger egal. Dieses Muster zieht sich durch die gesamte Linke, vom kleinen, linken Hassposter im Onlineforum bis hinauf zum deutschen Außenminister Sigmar Gabriel.
Ihren Antisemitismus tarnen sie mehr schlecht als recht als Israelkritik, nach dem Motto: Das wird man doch noch sagen dürfen. Über die Entscheidung Trumps, über die die linken Mainstreammedien zumeist falsch und verzerrt berichten, schließlich ist sie bereits vor 20 Jahren in den USA gefallen, wird gar nicht erst diskutiert. Dass der überwiegende Teil der Muslime diesen Schritt ablehnt und viele nun auch mit Terror drohen, reicht als stichhaltiges Argument. Was Netanjahu oder Trump dazu zu sagen haben, wird nicht einmal ignoriert. Auch ein ideologisch unverstellter Blick in die Vergangenheit Jerusalems ist offensichtlich zu viel verlangt.
Was wir in Österreich und Europa gerade erleben, ist die Verschiebung der politischen Macht- und Kräfteverhältnisse. Dabei geht es nicht um die Mehrheiten in den Parlamenten und Regierungen, sondern um die realen Verhältnisse außerhalb der maroden Institutionen schwankender Demokratien, die durch Massenzuwanderung und Demographie entstanden sind.
Die schnell steigende Zahl der Muslime bekommt auch realpolitisch immer mehr Gewicht. Sie können ihre Interessen und Ansichten immer besser durchsetzen, auch ohne eigene Parteien und Politiker. Um das festzustellen, reicht es, die Zeitung aufzuschlagen. Der linke Mainstream in Politik, Kultur, Medien und Wissenschaft ist der Wegbereiter, zumal sich dessen Ziele und Interessen in weiten Bereichen mit jenen des politischen Islams überschneiden.
Die Juden haben dank dieser Allianz keine Zukunft mehr in Europa. In Frankreich hat längst eine Ausreisewelle in Richtung Israel eingesetzt. Auch in Deutschland und Österreich wird es für sie zunehmend ungemütlicher. Von den Linken haben sie keinen Schutz und keine Hilfe zu erwarten. Der linke Kampf gegen den Antifaschismus war nie mehr als eine billige Show und eine Strategie zum eigenen Machterhalt. Nach dem jahrzehntelangen und mit viel Steuergeldern finanzierten "Kampf gegen Rechts" müssen in Österreich nun Juden wieder in Angst leben.
Die einzigen, auf die sie zählen können, sind konservative und rechte Kräfte. Und einmal mehr gilt: Wer hat euch verraten…
Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Zuletzt von ihm erschienen: "Infantilismus – Der Nanny-Staat und seine Kinder" (Wien 2016).