Tal Silberstein und das Dirty Campaigning

Dass Tal Silberstein für Dirty Campaigning steht kann man getrost sagen. 2005 wirkte er als Darsteller in der Dokumentation "Our Brand Is Crisis" (Unsere Marke ist die Krise) mit, wobei er sich selbst darstellte. Mit erstaunlichen Parallelen.

Die Dokumentation handelt vom bolivianischen Präsidentschaftswahlkampf von 2002, in dem der Kandidat Gonzalo Sanchez de Lozada hinter seinen Konkurrenten lag. Das ist nicht sein einziges Problem, gilt er bei seinen Landsleuten doch auch als arrogant und abgehoben und den USA zugetan. Daraufhin wird ein Team von PR-Beratern engagiert, um Lozada doch noch zum Präsidentenamt zu verhelfen. Einer der Berater war Tal Silberstein als GCS Management Consultant.

Die New York Times bringt zum Filmstart im Artikel "The (American) Selling of the (Bolivian) President, 2002" vom 26. Februar 2006 eine köstliche Passage. Tal Silberstein instruiert Sánchez de Lozada, wie er mit dem vor ihm liegenden, gutaussehenden und beliebten Manfred Reyes Villa umzugehen hat:

"We have to start negative campaigns against him. We have to make him from clean to a dirty candidate, that's our task." – Übersetzung unnötig.

Die Regisseurin Rachel Boynton meinte zu ihrem Werk: "I wanted to make clear that this is a story that does not happen just in Bolivia but all over the world."

Dass die SPÖ nicht wusste, wofür ihr Berater steht, ist zu bezweifeln. Da waren wohl ein paar DVDs im Umlauf, als Werbung, wie man mit Silberstein Wahlkämpfe gewinnt. Nachvollziehbar ist, dass man ihn trotzdem engagiert hat. Verkörpert er doch die Rolle des Bad Guy, die man sich selbst nicht gestattet einzunehmen.

Dass man diese Rolle ausgelagert hat, enthebt aber keine Organisation der Verantwortung. Immerhin wurde hier mit Wissen der SPÖ-Zentrale ein Acker bestellt, der Verhetzung begünstigt oder gar wissentlich und willentlich ermöglicht. Eigentlich sollte hier die Staatsanwaltschaft von sich aus wegen des Verdachts auf Verhetzung tätig werden. Die Medien sind mittlerweile voll mit Sätzen, dass "bewusst mit antisemitischen Codes und rassistischen Untertönen gearbeitet wurde." Durch die SPÖ.

Sich jetzt an Paul Pöchhacker, dem ominösen SPÖ-Mitarbeiter, abzuputzen mag politisches Tagesgeschäft sein. Redlich ist es nicht. Obwohl auch Pöchhacker Erfahrung im Dirty Campaigning hat. Im Bundespräsidentenwahlkampf 2016 hat er dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer, der nach einem schweren Sportunfall am Stock geht, per Twitter das "Krüppellied" gewidmet.

Robert Boder beschäftigt sich hauptsächlich mit betrieblichen und gesellschaftlichen Gleichstellungsfragen.

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