"Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich heirate!" Dieses mutmaßlich aus der Zeit von Kaiser Maximilian I. stammende Zitat, das die über viele Jahrhunderte erfolgreich betriebene Heiratspolitik der Habsburger charakterisiert, sagt zugleich einiges über das Fremd- und Eigenbild des österreichischen Militärs aus. Im scharfen Gegensatz zu "den Preußen", von denen man weiß, dass sie mit Kommissstiefeln an den Füßen geboren werden, traut man dem austriakischen "Kamerad Schnürschuh" kein sonderliches Talent für militärisch Belange zu. Zu Unrecht.
Helmut Neuhold präsentiert in einem neuen Buch eine Reihe hochverdienter "Landsknechte, Haudegen, Feldherren", die die Geschichte Österreichs im Lauf vieler Jahrhunderte durch ihr taktisches Geschick und strategisches Genie zum Teil entscheidend beeinflusst haben. Nur wenige der beschriebenen Männer dürften dem durchschnittlich informierten Zeitgenossen unserer Tage bekannt sein.
Ausnahmen davon bilden wohl Prinz Eugen, Feldmarschall Radetzky und Andreas Hofer. Doch wer kann mit Namen wie etwa Erzherzog Albrecht, Leopold Joseph von Daun oder Gideon Ernst von Laudon etwas anfangen, die immerhin mit Reiterstandbildern an prominenten Plätzen im Herzen Wiens geehrt werden?
Eine Analyse von rund 7.000 Gefechten und Schlachten, die in der Zeit von 1495 bis 1895 unter Beteiligung österreichischer Truppen stattgefunden haben, ergibt für diese eine "Erfolgsquote" von etwa 65 Prozent. Nicht schlecht für die Armee eines Reiches, das man eher mit Musik, Wein und Mehlspeisen, denn mit Pulverdampf in Verbindung bringt.
Die mit einigen Kriegsherren des Mittelalters beginnende Darstellung der einzelnen Persönlichkeiten, die mit einem Fliegerhelden des Ersten Weltkriegs endet, bietet zugleich eine komprimierte Geschichtslektion. Sind die geschlagenen Schlachten doch stets in einen politisch-strategischen Kontext eingebettet, der zumindest kurz umrissen wird.
Wie ein roter Faden zieht sich die unausgesetzte Geldnot des Hauses Habsburg durch das Buch. "Ohne Geld ka Musi", besagt ein altes Wiener Sprichwort. Und ohne entsprechende personelle und technische Ausrüstung ist es auch schwer, gegen besser gewappnete Gegner im Felde zu bestehen. Angesichts dessen, kann man über die trotzdem erstaunlichen Erfolge der vorgestellten Herren im Kampf gegen Türken, Franzosen, Preußen und Russen, nur staunen. Dies aber auch angesichts der ebenfalls das gesamte Buch durchziehenden Tatsache, dass die habsburgischen Herrscher ihren Gegenspielern zum Teil nicht nur intellektuell, sondern vor allem auch hinsichtlich ihres Verständnis´ für Militärstrategie oft heillos unterlegen waren.
Die Kurzbioraphien zweier Protagonisten auf "exotischen" Kriegsschauplätzen verleihen dem interessanten Werk zusätzliche Würze: Einer davon ist Johann Carl Khevenhüller, der an der Seite Kaiser Maximilians in Mexiko gekämpft hat; der zweite ist Rudolf von Slatin, der für die Briten im Sudan gegen die fanatischen Horden des Mahdi sein Leben riskiert hat.
Männer dieses Zuschnitts, oder solche wie die beiden Verteidiger Wiens gegen die Türken (1529 Niklas Graf Salm, 1683 Ernst Rüdiger Graf Starhemberg), strafen all diejenigen Lügen, die die alle Österreicher für Nulpen und militärische Blindgänger halten. Fazit: ein vielfach illustriertes, informatives Buch für den geschichtsinteressierten Leser.
Österreichs Kriegshelden
Helmut Neuhold
Ares Verlag
282 Seiten, Hardcover
ISBN: 978-3-902475-99-2
24,90,- Euro
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.