Wer, angesichts der dräuenden Regierungsoptionen, nach dieser deutschen Wahl von einem "Rechtsruck" faselt, sollte dringend seine Medikation überprüfen. OK, die Regierung hat immerhin 14 Prozentpunkte an Zustimmung eingebüßt. Das ist schon was. Schön, die einzige ernstzunehmende Oppositionspartei hat aus dem Stand 13 Prozent geschafft – auch nicht schlecht. Aber die Grünen und die Linke haben nicht nur nichts verloren, sondern sogar dazugewonnen! Und das ist alarmierend!
Nachdem der glücklose Schulz-Wahlverein sich in die Opposition zu trollen gedenkt und damit das einzig Richtige tut, bleiben für die Kanzlerin nur Regierungsoptionen übrig, die eines gemeinsam haben: sie lassen bei verantwortungsbewussten und über den Tellerrand hinausblickenden Bürgern, die schon länger hier leben, die Haare zu Berge stehen.
Mit dem "Pack", der "Mischpoke" und Nazi-Schmuddelkindern von der AfD (die ihrerseits ja keinen Gedanken daran verschwenden, der unseligen Frau den Steigbügel zu halten) will die in der Sowjetzone sozialisierte Kanzlerin ja bekanntlich nichts zu tun haben, denn das wäre (zumindest für sie selbst) "nicht hilfreich".
Bleibt also zunächst die von allen Kommentatoren noch am Tag der Wahl unisono als grandiose Regierungsvariante beschworene "Jamaika"-Koalition: Merkel in einem gemeinsamen Regime mit den windelweichen "Liberalen" und den zu allem entschlossenen grünen Selbsthassern? Womöglich mit Grünen als Innen- und Justizministern? Toll. Reichskanzler Bethman-Hollweg sprach 1917 bekanntlich vom "Finis Germaniae". Damals sollte es aber doch noch nicht sein. Jetzt, exakt 100 Jahre danach, könnte die Zweitauflage des Dramas folgen – diesmal mit garantiertem Ergebnis.
Oder eine alternative Variante von der zwar keiner spricht, die aber übrigbleibt, falls die "Liberalen" sich trotz all ihrer Regierungsgeilheit unerwartet allzu sehr zieren sollten: am Ende vielleicht doch schwarz-grün-ultrarot? Das wäre ein Heidenspaß. Typen, die in der Tradition gewissenloser Desperados stehen, die vor noch nicht allzu langer Zeit an der Grenze auf die eigenen Landsleute haben schießen lassen und die das bis heute nicht bereuen, in der Bundesregierung? Super! In dieser Konstellation –zusammen mit den grünen Selbstzerstörern – könnte die Endlösung der deutschen Frage wohl bald als erfolgreich abgeschlossen betrachtet werden.
Wie dem auch sei: Da die völlig moralbefreite Kanzlerin vermutlich nicht einmal davor zurückschrecken würde, nötigenfalls mit den Taliban, den Resten des IS oder dem Antichrist himself eine Regierung zu bilden, nur um ihr Zerstörungswerk vollenden zu können, wird ihr der auf sie zukommende Aufenthalt im Koalitionsbasar keine schlaflosen Nächte bereiten. Ist eh schon alles wurscht, ihre Fingernägel sind sowieso schon bis aufs physiologisch mögliche Maß abgekaut und die angestoßene Talfahrt der einst bedeutenden, stolzen und mächtigen deutschen Nation, des Landes der Dichter und Denker, mittlerweile so gut wie unumkehrbar. Demnächst werden daran auch 30 oder 40 Prozent für die AfD nichts mehr ändern können.
Irgendwie schade drum.
Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.