Kern und die kleinen Sektionsobmänner

Es war einmal, als die roten Sektionsobmänner von Eisenstadt über Favoriten und Ottakring bis nach Fussach genau spürten, was das Volk will.

Aber dann kam ein ÖBB-Spitzenmanager, der gewohnt war, statt mit seinen Eisenbahnern zu reden, lieber Consultants mit teuren Beraterhonoraren zu beschäftigen. Die lieferten ihm dann buchdicke Unterlagen und Kern wusste, wo’s bei den ÖBB lang geht.

Und Kern fand Spass daran. Daher machte er das als SPÖ-Chef genauso und heuerte einen international anerkannten Experten an, Herrn Tal Silberstein. Der war zwar in Rumänien nicht so ganz beliebt, aber für einen Wahlkampf in Österreich ist das ja irrelevant.

Herr Silberstein sollte ja auch nichts managen, so hört man jetzt – Manager ist ja Kern selbst genug –, sondern nur hineinhorchen in die österreichische Wählerseele und die Stimmungslage an den Stammtischen und in den roten Sektionen beobachten.

Mit der Wahlkampagne der Löwelstraße hatte das rein gar nichts zu tun.

Wer das nicht glaubt, höre die etwas verspätete Reaktion des Parteivorsitzenden nach der Verhaftung des Herrn Silberstein in Israel, gegenüber der Fellner-Zeitung "Österreich": "Man sollte die Kirche bitteschön im Dorf lassen – Herr Silberstein hat für uns Umfragen analysiert und Stimmungen beobachtet, das kann er exzellent. Aber er hat sicher nicht meine Wahlkampf-Strategie entwickelt, und schon gar nicht alleine – das mache immer noch ich."

Na ja, sagt sich der kleine Sektionsobmann im Gemeindebau, die Stimmung in unserer Sektion hätte ich locker fürs halbe Geld geliefert ...

Dr. Günter Frühwirth ist Jurist und begeisterter Bahnfahrer. Die gesellschaftspolitische Entwicklung Österreichs verfolgt er mit aktivem Interesse.

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