Es gibt seit Jahrzehnten so gut wie keine nicht-linke Kundgebung, die nicht von selbsternannten, aber offensichtlich gut finanzierten, effizient organisierten und politisch geschützten "Antifaschisten" bedroht oder gestört wird. Lebensschützer, Familienaktivisten, Islamkritiker, EU-Kritiker, Patrioten und andere können praktisch nur unter Polizeischutz ihre Anliegen in die Öffentlichkeit bringen. Dieser Polizeischutz zieht dann zwangsläufig eine gewisse Isolation der Kundgebung nach sich, somit eine teilweise Beschränkung der Außenwirkung.
Auf ohne weiteres zugänglichen Internetseiten werden gewaltsame Gegenkampagnen ganz offen angekündigt und im nachhinein prahlerisch gefeiert. Offenbar existiert kein Verfolgungsdruck, vermutlich aufgrund einer gewissen politischen Protektion.
Dieses altbekannte Muster wurde auch beim diesjährigen Marsch für die Familie am 17. Juni, dem seit 2012 sechsten, sichtbar (für einen kompakten Bericht mit Photos siehe: http://www.wien-konkret.at/soziales/familie/marsch-fuer-die-familie/).
Die Hauptanliegen des Marsches, der aus Anlass der "Regenbogenparade" durchgeführt wird, sind der Schutz des ungeborenen Menschenlebens, der Schutz der Ehe und Familie durch deren "Öffnung" für alles mögliche und der Schutz der Kinder vor sexueller Indoktrination und Verstörung in den Schulen.
Einschüchterung und Gewalt als politisch erwünschtes Mittel
Das ruft bei den Gegendemonstrationen regelmäßig Gestalten auf den Plan, die man spontan mit den Figuren von Hieronymus Boschs Bildern assoziiert. Es ist bestürzend, wie sich diese Leute betragen. Angesichts von Verhalten, Bekleidung und Wortwahl fragt man sich: Haben die keine Selbstachtung?
Eine der skandierten Parolen, eine grauenhafte Blasphemie, wäre von der Gesetzgebung her ohne weiteres als "Herabwürdigung religiöser Lehren" zu bewerten und zu ahnden. Blasphemie ist bekanntlich ein gezieltes Mittel der Linken.
Vielleicht wollen sie aber auch ihr Gewissen niederschreien.
Nach außen wirksamer als die Sprüche war der Akt tätlicher Gewalt, als einer Kundgebungsteilnehmerin, die Flugblätter verteilte, diese von einem linken "Aktivisten" aus der Hand gerissen wurden.
Der wirksamste Akt der Sabotage war die Gewaltdrohung auf der Freyung, die die Polizei veranlasste, beim Organisator den Abbruch des Marsches zu erwirken. Das geschah dann auch.
Das Demonstrationsrecht existiert also – wie eingangs gesagt – für nicht-linke Demonstrationen nur mit Einschränkungen. "Aktivisten" können mit Gewaltandrohung den Abbruch einer Veranstaltung straflos erzwingen.
Diese Leute handeln im Einverständnis mit der Politik. Denn diese fördert die Abtreibung, den Genderwahn und die sexuelle Indoktrination von Kindern. Wie im einzelnen die Verbindungslinien von den Zirkeln der Macht zu den Straßenaktivisten laufen, ist von außen naturgemäß nicht zu sagen. Dass diese Verbindung existiert, ist nicht zu bezweifeln.
Ein sich auflösender Rechtsstaat
Mit der zerfallenden Gesellschaft geht ein sich auflösender Rechtsstaat einher. Das ist Auswirkung einer schon Jahrzehnte zurückliegenden Weichenstellung. Als Beginn dieser Negativentwicklungen, zumindest als Katalysator, kann man den barbarischen Fristenlösungsbeschluß von 1973/74 ansetzen, der sowohl der Gesellschaft als auch der Rechtssystematik und damit dem Rechtsstaat im Prinzip eine tödliche Verwundung zufügte – die anderen kulturkämpferische Gesetze der Kreisky-Broda-Ära bewirkten das ihrige. Der Patient lebt noch, aber er ist moribund.
Die zwangsläufigen Folgen dieses Risses im Rechtsgefüge sehen wir in einem immer weiteren Zerfall von Gesellschaft und Recht. Dieser Zerfall wird offensiv betrieben.
Orwellisierung der Politik
Die Situation, in der wir uns befinden, ist in gewisser Hinsicht die des Winston Smith in George Orwells 1984. Die politische Macht, verkörpert in der Person des O’Brien, zwingt den schon übel zugerichteten Winston mit Stromstößen, offensichtlich falsche Aussagen zu machen: Wenn die Partei sagt, die vier ausgestreckten Finger wären fünf, dann haben es eben für alle fünf zu sein.
Die heutigen Anwendungsbeispiele sind im gegenständlichen Zusammenhang evidenterweise zahlreich: Der ungeborene Mensch ist für die politisch-mediale Macht nur ein "Zellhaufen", der legal oder quasi-legal abgetrieben werden kann. Die Begriffe "Ehe" und "Familie" sind beliebig umdefinierbar und können auch auf Beziehungen übertragen werden, die wesensmäßig nun einmal keine Ehe und keine Familie sind. Die sexuelle Verstörung von Kindern an den Schulen wird abartigerweise als "Missbrauchsprävention" verkauft usw. Das sind alles gefährliche Entwicklungen.
Wir kennen dieses Muster von anderen Feldern der Politik: Islamische Auswanderer und Einwanderer in die europäischen Sozialsysteme sind plötzlich "Flüchtlinge" oder sogar "Heimatvertriebene"(!), die Homogenisierung der europäischen Völker ist "Multikulturalität" und die Zerstörung der christlich-abendländischen Kultur ist "Integration".
Wie es schon Konfuzius sagte: Wenn die Wörter ihre Bedeutung verlieren, verlieren die Menschen ihre Freiheit.
Innerer Zusammenhang von Wahrheit und Freiheit
Das ist evidenterweise so, da, wie schon öfter festgehalten, nur die Wahrheit Freiheit garantieren kann. Schon die Aussagen, dass Freiheit existiere und anstrebenswert sei, dass sie Ziel politischer Maßnahmen sei und von der Gesetzgebung garantiert werde und dergleichen setzen logisch voraus, dass es Wahrheit gibt, nämlich, dass diese Aussagen wahr sind. Andererseits wird der explizite Wahrheitsanspruch in Zeiten eines totalitären Relativismus immer weniger erhoben. Diejenigen, die diesen Relativismus aktiv betreiben, wollen offenbar die Schläfer nicht wecken. Immerhin sollen die Leute ja einmal die totale Unterdrückung als "Freiheit" anerkennen.
Die Frage, ob uns die Politik Österreichs und der EU überhaupt die Wahrheit sagt, wird ja praktisch nicht diskutiert. Allenfalls bezichtigt man mit moralischem Pathos US-Präsident Trump der Lüge.
Und die EU-Spitzen und die österreichischen Politiker sagen die Wahrheit?
Wer das glaubt, lebt nicht in der Wirklichkeit. Wenn die Wahrheit über so zentrale und vitale Fragen wie das menschliche Leben und die menschliche Sexualität von Politik und Gesetzgebung in einem Wust an lügenhaften Phrasen zugeschüttet wird, wie wird es erst in den anderen Fragen sein?
Die Wörter verlieren ihre Bedeutung und die europäischen Völker verlieren ihre Freiheit.
Der katholische Philosoph Josef Pieper (1904 – 1997) sprach in einem seiner klassischen Werke vom Zusammenhang der Lüge und der illegitimen Machtausübung: "Missbrauch der Sprache – Missbrauch der Macht" (1970). Wie wir sehen, ist das nicht auf die Propaganda der NS-Zeit beschränkt, sondern ereignet sich unter vielen Vorzeichen, derzeit unter anderem unter "antifaschistischen".
Das alles wird viel zu wenig diskutiert.
Die Lüge schadet auch ihren Protagonisten
Die gesellschaftliche Umwälzung kennt Führer (meist diskret im Hintergrund befindlich), eine intellektuelle Mittelschicht und Fußtruppen. Letztere sind quasi Bauern am Schachbrett. Es ist auch kaum anzunehmen, dass die irregeleiteten Jugendlichen und die Politologie-Studenten nach jahrelanger Indoktrination wissen, wer letztlich die Marionettenspieler sind.
Übrigens spielt auch der Mammon eine erhebliche Rolle: Die "Regenbogenparade" ist ja neben anderen Motivationen ein kommerzielles Projekt.
Klar ist jedenfalls, dass nur die Wahrheit Freiheit im politischen und seelischen Bereich ermöglicht. Die Aussage des diesjährigen Marsches für die Familie kann und soll daher den Wust an Lüge und Unterdrückung zerreißen. Sie soll auch denen helfen, die sich aus eigener Schuld in die Lüge verstrickt haben. Deren Gewissen läßt sich auch durch Lärm, Paraden und Drogen nicht unterdrücken. Wenn aber das Gewissen blutet, zeigen sich die Dringlichkeit und auch die Möglichkeit einer Gesinnungsänderung.
Dass sich das Gewissen bei vielen Irregeleiteten meldet, zeigt gerade die Tatsache, dass eine Kundgebung mit kaum mehr als 200 bis 250 Teilnehmern dermaßen irrationalen Aufruhr auf der Straße und im Internet hervorruft – offensichtlich haben die Aussagen der Kundgebung getroffen.
Möge es allen nützen. Nur wenn alle in der Wahrheit leben, kann die Orwellisierung verhindert werden.
MMag. Wolfram Schrems, Theologe, Philosoph, Katechist, Redner am Marsch für die Familie 2017