Emmanuel Macron: Der Geldalchemist im Elysee-Palast

Investmentbanker genießen – spätestens nach dem Zusammenbruch von Lehman-Brothers im Herbst des Jahres 2008 und dem darauf folgenden Ausbruch einer weltumspannenden Finanzkrise – ein öffentliches Ansehen, das mit dem von Mädchenhändlern und Waffenschiebern vergleichbar ist. Sogar die Traumfabrik Hollywood hat dem gierigen und vor keiner noch so widerlichen Gemeinheit zurückschreckenden Bankster, bereits filmische Schandmale gesetzt.

Umso bemerkenswerter erscheint es jetzt, dass ein Mann, der exakt diesem üblen Sumpfbiotop entstammt, nämlich der Ex-Rothschild-Mann Emmanuel Macron, nun von aller Welt als wahre Lichtgestalt gefeiert wird, die alles, was bisher krumm war, augenblicklich wieder geradebiegen wird. Das heißt, ganz so bemerkenswert ist die Angelegenheit insofern natürlich auch wieder nicht, wenn man bedenkt, welch Geistes Kind der Mann im Grunde ist und welchem politischen Lager er entstammt. Ehe er seine seltsame "En Marche"-Partei gründete, werkte er ja immerhin jahrelang unter dem ebenso unfähigen wie ultralinken Premierminister Hollande, der ihn zu seinem Wirtschaftsminister gemacht hatte. Sozialistischer Stallgeruch garantiert offensichtlich eine gute Presse.

Dass der Mann nicht das geringste Problem damit hat, sein segensreiches Wirken sowohl als Investmentbanker (schlechthin das Feindbild aller Linken) als auch als Linkspolitiker zu entfalten, wirft weniger Licht auf seine bemerkenswerte Gewandtheit, als vielmehr darauf, dass das internationale Geldwesen exakt jenem "Geldsozialismus" entspricht, dem der liberale Erfolgsautor Roland Baader sein letztes Buch gewidmet hat.

Staatlich monopolisierte Geldproduktion und -Politik passt eben zu einer Marktwirtschaft, wie eine Nutte ins Pensionat für höhere Töchter: Gar nicht. Und die ersten Wortmeldungen Macrons nach seiner Inthronisation verheißen auch prompt nichts Gutes – zumindest dann nicht, wenn man dem Kreis des vom Geldsozialismus profitierenden politisch-geldindustriellen Komplexes nicht angehört und/oder Grieche, Italiener und Franzose ist.

Einen EU-Finanzminister wünscht sich Macron und – wie könnte es anders sein – eine Vergemeinschaftung der von den EU-Mitgliedsstaaten aufgehäuften Schulden. Wer würde davon profitieren? Die lateinische Schuldenunion – angeführt von den beiden maroden Riesen Italien und Frankreich – plus Griechenland.

Es ist unübersehbar, dass Italiener und Franzosen, kaum dass sie internationale Funktionen übernehmen oder in der Rolle eines Akteurs innerhalb supranationaler Organisationen auftreten, beinhart die Interessen ihrer jeweiligen Herkunftsländer verfolgen. Mario Draghi, Christine Lagarde und Emmanuel Macron sind beste Beispiele.

Ebenso unübersehbar ist auch, dass deutsche Politiker das exakte Gegenteil tun. Sie schaden dem eigenen Land, wo immer sie können und stets mit größtmöglicher Intensität. Dass Kanzlerin Merkel, die genau weiß, wohin der Hase namens Macron laufen wird, sich über dessen Wahlsieg und die nahezu unumschränkte Machtfülle freut, die ihm nach den Parlamentswahlen gegeben ist, kann man kaum anders als mit einem pathologischen Hang zur Autodestruktion erklären. Denn selbstverständlich werden es die Bürger Deutschlands sein (und die von ein paar anderen, weniger wichtigen Volkswirtschaften des Euroraumes, wie die der Niederlande, Österreichs und einiger ehemaliger Ostblockstaaten), die dafür bezahlen werden, dass Italien und Frankreich ihre Hausaufgaben nie erledigt haben, oder – siehe Griechenland – auch nicht im Entferntesten dazu gewillt sind, sie je zu erledigen.

Nach dem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, verschieben sich die wirtschaftspolitischen Gewichte, wie abzusehen war, noch weiter nach links. Armes Europa!

PS: Susanne Kablitz liest aus dem zitierten letzten Buch Roland Baaders: https://www.youtube.com/watch?v=O9Nt5HuEhPA

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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