Donald Trump hat es wieder einmal auf ein Spiegel-Cover geschafft. Mit gewohnt kämpferischer Aufdringlichkeit zeigt das Wochenblatt den Mann mit dem markanten Teint beim Golfschlag. Energisch ruft er der von Flammenglut umrandeten Erdkugel hinterher: „You’re fired!“.
Die kreative Doppelbödigkeit der Aussage, Trump war jahrelang Moderator einer Reality-Show, die ihre Verlierer mit diesen beflügelten Worten nach Hause schickte, bezieht sich aber primär auf die Absage Trumps an das Klimaabkommen. Beim G7-Gipfel Ende Mai auf Sizilien hat sich der Pariser Klimapakt wie erwartet zu einem unüberwindbaren Streitthema entwickelt, nun hat sich Trumps bekannte Skepsis im angekündigten Ausstieg der USA kumuliert.
Noch bevor der US-Präsident in den Rosengarten des Weißen Hauses trat, um seine Entscheidung öffentlich zu machen, war er bereits von der Tagespresse für die bevorstehende Klimakatastrophe getadelt worden. Trump würde mit der Kündigung die Klimakatastrophe beschleunigen, wenn nicht gar verantworten. Alarmismus war wieder an der medialen Tagesordnung. Jeder Kommentator ließ seine Sicht auf die Klimaapokalypse folgen.
Dann war es soweit. Trump sprach tatsächlich die Kündigung aus und die Welle der erprobten Trump-Empörung nahm wieder mächtig Fahrt auf. Ohne auf die reale Schlagkraft des Pariser Abkommens einzugehen, diente Donald Trumps Beschluss als schnelle Schlagzeile, um mit plakativ-journalistischen Mitteln ein paar Leser anzustoßen.
Das Klimaabkommen von Paris war eines der letzten ganz großen bürokratischen Highlights in der Debatte um die Erderwärmung. Fürsprecher François Hollande nannte es einen „großen Schritt für die Menschheit“, laut Greenpeace entsprang in Paris eine „neue Hoffnung für die Welt“, Obama sprach von einem „Wendepunkt für die Welt“.
An Superlativen und Selbstbeweihräucherung mangelte es den Teilnehmern nicht, wohl aber an glaubhafter Vermittlung von Realität. In Paris wurde 2015 beschlossen, dass die Erderwärmung auf unter zwei Grad begrenzt werden soll. Aber darauf hat sich die Staatengemeinschaft schon Jahre zuvor in Warschau, Lima oder Doha geeinigt. Damals hatte man noch ein rechtlich bindendes Klimaabkommen im Sinn, das 2015 umgesetzt werden sollte. Nun bleibt es aber jedem Staat selbst überlassen, wie viel CO2-Emissionen er reduzieren will. Das Pariser Abkommen beruht nur auf Freiwilligkeit. Ohne diesen Zusatz wäre es nicht zu dieser zahnlosen Einigung gekommen.
Wenn der Spiegel aber vom „Triumph der Dummheit“ schreibt und den angekündigten Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen als eine „Kriegserklärung an die Völkergemeinschaft – und die Vernunft“ bezeichnet, verlässt er wie viele andere Medien und Politikvertreter das Feld der Sachlichkeit, um unter moralischem Druck ein Angstszenario aufzubauen. Das Publikum wird im Alarmzustand gehalten, immerhin müssen auch die milliardenhohen Fördergelder für Klimawissenschaftler, die seit mehr als einem Jahrzehnt weltweit fließen, gerechtfertigt werden.
Hinzu kommt, dass Trump seit Anbeginn seines politischen Engagements als beliebtes Hassobjekt dient, weil er den vorgegebenen Weg regelmäßig verlässt. Der gewählte US-Präsident gilt per se als schlecht, alles was er sagt wird degoutiert. Wer sich seinem Weltbild vorurteilsfrei und kritisch-distanziert zu nähern versucht, ohne in die allgemeine Empörung einzustimmen, wird irreversibel zum Trump-Fanclub gezählt.
Roger Köppel nennt dieses Verhalten „das Trump-Verblödungssyndrom“: „Viele finden Trump angeblich so schlimm, dass sie alles, was er sagt, kompromisslos, kategorisch, krankhaft ab-lehnen. Es krümmt und schüttelt sie. Und ich vermute, selbst wenn er unbestrittene Wahrheiten ausspräche, sähen seine Kritiker einen intellektuellen Skandal darin“.
Mag. Jürgen Pock ist Kommunikationsexperte und Polit-Blogger.