Die Historikerin und Publizistin hat folgende Rezension zum neuen Buch des Blogbetreibers „Andreas Unterberger: „Zwischen Lügenpresse und Fake News“ (Frank&Frei) verfasst.
Andreas Unterberger besitzt einen scharfen Blick – auch für tendenziöse Berichterstattung, Falschmeldungen und Fehler seiner Kollegenschaft. Nicht zuletzt deshalb gründete er die Online-Plattform „orf-watch“, in der er und seine Mitkämpfer gnadenlos diesbezügliche Fehltritte von ORF-Redakteuren aufdecken und anprangern. Auch in seinem „Tagebuch“ deckt er immer wieder journalistische Mängel und Fehlentwicklungen auf. Bereits als „Presse“-Chefredakteur pflegte er eine intensive interne Qualitätssicherung mittels täglicher Blattkritik, die niemanden verschonte, auch nicht ihn selbst.
Nun hat er seine Erfahrungen, Beobachtungen und Analysen zu Papier gebracht. In dem Büchlein „Zwischen Lügenpresse und Fake News“ (Verlag Frank&Frei) greift er ein derzeit nicht nur in Österreich heftig diskutiertes Themenfeld auf, analysiert es eingehend und gibt schließlich Tipps für kritische Leser und mediales Agieren für Politiker.
Der knappe Text hat es in sich. Das beginnt bereits bei den eingehenden Beispielen, die er seiner Analyse voranstellt. Die bekanntesten Fälle waren die mediale Berichterstattung zur Flüchtlingswelle 2015 und die Vorfälle in Köln zu Silvester 2015/16. Unterberger ruft in Erinnerung, wie damals viele Journalisten gezielt und bewusst Tatsachen unterdrückten und Unwahrheiten verbreiteten. Man sah Bilder von Frauen und Kindern, es war die Rede von Familien, während in Wahrheit zu 80 Prozent junge und allein stehende Männer kamen. In Köln war es noch schlimmer, da die Vorfälle tagelang überhaupt totgeschwiegen wurden, bis sie über die sozialen Medien bekannt wurden. Das waren nur die augenfälligsten Sündenfälle der medialen Berichterstattung. Seither misstrauen viele Bürger den Nachrichten, auch, ja vor allem der öffentlich-rechtlichen Anstalten.
Unterberger deckt auf, dass in diesem Spiel neben den öffentlich-rechtlichen Medien die Nachrichtenagenturen eine Schlüsselrolle einnehmen – eine Tatsache, die Medienkonsumenten nicht gleich bewusst wird, da diese ja eine Zwischenstelle sind und Leser und Seher nur indirekt erreichen. Dafür ist ihre Wirkung umso größer, weil sie als Multiplikatoren wirken und vor allem kleine Redaktionen Meldungen von apa oder dpa ungeprüft übernehmen.
Die neuen Medien via Internet wertet er trotz aller Anfälligkeiten für Falschmeldungen und gezielte Manipulationen deshalb als wertvoll, weil sie eine Meinungsbildung und eine Öffentlichkeit für den Bürger abseits der von Interessen dominierten traditionellen Medien ermöglichen. Die Printmedien sieht er in der Krise, weil immer mehr Inserate ins Internet abwandern und diese daher enorme wirtschaftliche Probleme bekommen.
Unterberger fordert, rechtliche Bevorzugungen für Printmedien wie reduzierte Umsatzsteuer und Presseförderung zu beseitigen. Bei den neuen Medien sieht er allerdings das Problem, dass sie sich bei Regelverstößen wie Ehrenbeleidigung oder Kreditschädigung oft dem Zugriff der Justiz durch Sitz im Ausland entziehen und somit im rechtsfreien Raum agieren können.
Als große Gefahr für das Recht auf freie Meinungsäußerung wertet Unterberger in seiner Analyse die Vorstöße der Politik in Sachen „Hate Speech“ und „Fake News“. So etwa will Deutschland erreichen, dass Falschmeldungen bereits innerhalb von 24 Stunden aus dem Netz entfernt werden. Diese Frist, kritisiert Unterberger, sei viel zu kurz, jeder könnte diese Regelung missbrauchen, Missliebiges entfernen zu lassen. Und außerdem umfasse das Recht auf freie Meinungsäußerung auch Falschmeldungen.
Solche Regelungen seien nichts anderes als der Versuch einer umfassenden Zensur. Davon wären dann im Sinne des Gleichheitsgrundsatzes auch Zeitungen betroffen, die ihre Auflagen dann einstampfen müssten.
Unterbergers Analyse birgt viele interessante Einblicke für kritische Medienkonsumenten, Leser, aber auch für journalistische Insider und Politiker. Unbedingt lesen!
Dr. Gudula Walterskirchen ist eine renommierte österreichische Historikerin und Kolumnistin (etwa jeden Montag in der „Presse“). Ihr jüngstes Buch „Die blinden Flecken der Geschichte: Österreich 1927-1938“ (K&S) befasst sich auf eine mutige und wahrheitsorientierte Art mit einer der heikelsten Perioden der österreichischen Geschichte, wobei sie viele bisher unbekannte Aspekte enthüllt.
Abonnenten bekommen dieses Buch um Einzahlung von 5 Euro zugeschickt (Selbstkostenpreis plus Porto). Bestellung einfach durch Einzahlung auf das Abo-Konto mit dem Verwendungszweck Unterberger-BUCH (Dr. Andreas Unterberger, IBAN: AT63 2011 1208 7762 3601) UND Bekanntgabe der Adresse, an die zugestellt werden soll).