Die UNO hat 193 Mitglieder wie etwa Österreich oder auch Nordkorea, der Vatikan und Palästina haben nur Beraterstatus. Die Unesco ist eine Teilorganisation der UNO, das heißt mit anderen Worten: Jedes Land, das die UNO-Charta signiert hat, bekennt sich auch zu den Werten der Unesco. Das Bundesland Wien selbst hat aber nichts in dieser Richtung unterschrieben.
Wenn also Bürgermeister Häupl jetzt behauptet, er fängt mit den Satzungen der Unesco „nichts an“, hat er formal vielleicht Recht. Wenn Österreich jedoch eine funktionierende Demokratie wäre, müsste folgender Mechanismus in Wirkung treten: Kanzleramtsminister Dozda müsste dem Bürgermeister irgendwie klar machen, dass Wien nicht am Mond liegt, sondern Teil der Republik Österreich ist, und den Bürgermeister die Satzungen der Unesco daher sehr wohl etwas angehen sollten.
Jeder, der die inneren Strukturen der SPÖ kennt, beginnt freilich spätestens jetzt zu lachen (oder weinen), denn so ein Gespräch wird es niemals geben.
Bleiben also noch die Grünen: Hier haben wir die Vizebürgermeisterin Vassilakou, die zwar einen griechischen Namen hat, aber auf Kreta geboren worden ist und so zu den Werten der ältesten Demokratie offensichtlich keinerlei Beziehung hat. Weder Gutachten, Demonstrationen oder innerparteiliche Abstimmungen hindern sie daran, die Werte der Unesco zu verhöhnen und mit beiden Beinen zu treten, damit Wien sich endlich von seiner 600-jährigen Geschichte verabschiedet und alles verbauen kann, um so den Einwanderern aus Afrika und Arabien den Kulturschock zu ersparen.
Wenn erst einmal der Weltkulturerbe-Status weg ist, gibt es bereits einen Masterplan für die Errichtung weiterer neun Hochhäuser innerhalb der heute noch bestehenden Schutzzone und zwar wie folgt:
Der Ringturm würde endlich seinen Zwilling in der Rossau bekommen, ein zweiter ist in der Symmetrieachse zwischen den beiden neugotischen Türmen der Votivkirche geplant und ein dritter im Weghuberpark vor dem Palais Trautson. Die weiteren sind im Masterplan ersichtlich.
Wenn man Rot und Grün zusammenzählt, muss es irgendwo auch um den schnöden Mammon gehen und da ist die Rechnung ganz einfach.
Die Wiener Norm der Unesco beträgt 36 Meter als Gebäudehöhe innerhalb der Schutzzone. Da das Hotel Intercontinental bereits 42 Meter hoch ist, hätte man für den Vassilakou-Turm mit Zähneknirschen ebenfalls diese Höhe akzeptiert.
Die geplante Höhe ist jedoch eine Schweinerei. Auch gegenüber Placido Domingo und seiner Organisation, die im letzten Moment noch vermitteln wollte.
Der Verkaufspreis für einen Quadratmeter Wohnraum innerhalb der 36 Meter Norm beträgt 7.000 Euro. Sollte es gelingen, diese zu sprengen, werden für die obersten Stockwerke bereits satte 25.000 Euro kolportiert.
Das ist jedoch eine Milchmädchenrechnung. Da diese Gebäude noch hässlicher sind als die Flaktürme von Friedrich Tamms, würde eine massive Wertminderung der umliegenden Immobilien stattfinden.
Oder geht es gerade darum?
Der Canalettoblick vom Belvedere mit einem Monstrum, das an den 2.Welkrieg erinnert?
Würde jemand in Athen neben der Akropolis so einen Wohnturm planen, wäre er spätesten zehn Minuten später Fischfutter im Hafen von Piräus.
Martin Toporek ist in Wien geboren, Sprachtrainer und freier Journalist; er spricht fast alle europäischen Sprachen.