Die Eigenheit jeglicher Gesellschaft wurzelt auf der generationsübergreifenden Weitergabe ihrer Kultur und Traditionen an die Nachkommen, also der Wertevermittlung an die Kinder. Wird dieses Kontinuum unterbrochen, erlischt letztendlich die Persönlichkeit einer Nation. Während es den Vorfahren gelungen war, diese Grundsätze auch über schwerste Krisen zu bewahren und weiterzugeben, so befindet sich unsere Gesellschaft seit den späten Sechzigerjahren in einem stetigen Auflösungsprozess.
Die Masse der Erben der 68er Generation entwickelte sich entgegen mancher Absicht ihrer Eltern nicht zu sozialromantischen Marxisten, sondern zu einer völlig wertbefreiten, in den Tag hinein lebenden und perspektivenlosen Konsumentenschicht, die lediglich ihre permanente Forderung nach leistungsfreier Alimentation durch die sogenannten Wohlhabenden (=Anderen) und die Unfähigkeit zu prospektiven Denkprozessen als kleinsten gemeinsamen Nenner aufweist. Arbeit, Bildung und Leistung werden nicht als Weg zu persönlicher Freiheit und Wohlstand, sondern als freizeitminimierende Strafe und Zwang empfunden. Selbst die banalsten Höflichkeits- und Umgangsformen, die alle Kulturen und Ethnien als wertvolle Methoden der Deeskalation im Umgang mit den Mitmenschen und potentiellen Konkurrenten entwickelten, werden nicht mehr beherrscht.
Der Gruß ist bestenfalls zum debilen „Mhh“ oder „Tag“ verkommen, Händeschütteln, dem Gegenüber in die Augen sehen – Wozu? Die Kopfbedeckung bei Eintritt abnehmen, Ältere zuerst grüßen oder ihnen den Vortritt lassen, Bitte, Danke, Rücksicht im Alltag – das alles wird bestenfalls als reaktionäre Schwäche angesehen. Kauen mit geschlossenem Mund und der Umgang mit Messer und Gabel geraten sogar bei Akademikern zur unüberwindlichen Übung. Die Eltern sind stolz auf ihre „selbstbewussten“ respektlosen Kinder, die sich fernab aller gesellschaftlichen Konventionen zu asozialen Superegoisten entwickeln.
Doch, wenn schon die Eltern ihrer Frucht kein Sozialverhalten beibringen, schafft es das staatliche Bildungssystem umso weniger, als ihre Protagonisten schon aus dem gleichen traditionsbefreiten Umfeld kommen. Selbst dann, wenn Lehrer des Fehlens der für einen erfolgreichen Unterricht unabdingbaren disziplinären Strukturen gewahr werden, resignieren sie ob der linken korrekten Gruppendynamik und mutieren schließlich zu desillusionierten Administratoren des Bildungssystems.
So beendet unser hoffnungsvoller Nachwuchs die Pflichtschule (oder auch gelegentlich das Gymnasium), ohne sinnerfassend Lesen, Rechnen oder Rechtschreiben zu können. Diverse Lehren werden begonnen und auch sofort wieder beendet, sobald Leistung oder gar Verantwortung eingefordert werden.
Der permanente Konsum von primitivem Unterschichtfernsehen schafft einen willkommenen, weil anstrengungsfreien, Ersatz für die brutale Realität. Die neuen Stars, verziert mit hässlichen Tattoos und Piercings, vermitteln ihr primitives wert- und sinnfreies Dasein in von der Werbeindustrie finanzierten sogenannten Reality Shows als nachahmenswerte Wirklichkeit.
Ein Morgen gibt es nicht. Spaß, Konsum und Leben in den Tag hinein werden zum Lebensinhalt. Die Kommunikation findet in einer, von jeglicher Grammatik befreiter, primitiven Fäkalsprache statt, die gerade noch für die täglichen Besorgungen reicht, komplexere Thematiken (unter anderem politische Inhalte) können aber weder vermittelt geschweige erfasst werden. Frühe Schwangerschaften völlig unreifer Teenager verhelfen zu scheinbarer Unabhängigkeit von ihren ebenso primitiven Eltern in von der Allgemeinheit finanzierten Sozialwohnungen; die Abwesenheit des ebenfalls unreifen – und oft unbekannten – Vaters führt zum Schicksal der alleinerziehenden Mutter, die dann ob ihrer Infantilität völlig überfordert die Erziehung und Bildung des Nachwuchses dem System (oder dem Fernseher) überlässt und so dem Kind jegliche Chance einer individuellen behüteten Entwicklung versagt. So führt dieser Circulus vitiosus schließlich zum Verdämmern der Identität einer autochthonen Gesellschaft.
Ja, aber es gibt sie noch, die Familien, die ihren Kindern traditionelle Werte, wie Respekt, Rücksicht, Religion, Kultur, Bildung und Manieren vermitteln. Sie tun dies in gewaltfreien, aber doch hierarchischen und disziplinfordernden Strukturen, die vom ersten Lebenstag an klar definiert und auch belohnt und von den Kleinen nicht als Belastung, sondern letztendlich als Halt und wertvolle Struktur auch in schwierigen Lebenssituationen angesehen werden. Dieses Ziel erfordert jedoch von den Eltern unendliche Geduld, Zuversicht und Toleranz und auch oftmaligen Verzicht auf eigene spontane Interessen, was diese nicht selten an die Grenzen der psychischen und physischen Belastbarkeit heranführt. Genau hier und nicht woanders müsste die staatliche Obsorge eingreifen und diese Strukturen unterstützen und bewahren helfen.
Und genau hier versagt unser System, indem es nicht den Familienverband, Individualität und Begabung des einzelnen Kindes schulisch und kulturell fördert, sondern ein Subproletariat angepasster kritikunfähiger Einheitsmenschen generiert. Die bereits in frühen Lebensjahren systemisierte soziale Entmündigung unserer Kinder durch die kranke Ideologie eines genderwütigen, hypersexualisierten, traditionsfeindlichen und materialistischen rotgrünen Establishments hat mit ihrem Zerstörungswerk endlich das Herz unserer Gesellschaft erreicht. Traditionsbewusste lebensbejahende Familien wurden durch Gesinnungsterror zum gesellschaftlichen Feindbild stigmatisiert, da sie durch ihre individuelle Erziehungsleistung und Herzensbildung als unberechenbarer und unkontrollierbarer Faktor die Schaffung einer beliebig manipulierbaren Einheitsgesellschaft gefährden.
Hier versagen auch die Amtskirchen und ihre Vorfeldorganisationen, die sich von einer einst moralisch und kulturell identitätsstiftenden Instanz zu ängstlichen Protagonisten der politisch korrekten Scheinmoral entwickelt haben. Umso pervertierter erscheint unsere derzeitige Situation, da genau die fleißigen Nachkommen wertkonservativer Familien dieses System und seine Medien alimentieren müssen, deren Absicht ihre eigene Auslöschung ist. Der Verlust einer engagierten und gebildeten Jugend, die als wertvollstes Gut das kulturelle (und auch wirtschaftliche) Fortbestehen einer Nation garantieren soll, hinterlässt ein Vakuum, welches bereits klar erkenntlich und erschreckend schnell von einer wenig gebildeten, archaischen, intoleranten und religiös fanatischen Parallelkultur aufgefüllt wird.
Die politische Aufwertung einer individuellen Erziehung im traditionsbewussten Familienverband durch z.B. fiskalische Absetzbarkeit der Ausbildung in Privatschulen, Universitäten, Kursen und Auslandssemestern führt natürlich beim steuergeldalimentierten Establishment zu schrillem Alarmismus und Warnung vor sogenannter Elitenbildung. Nur sollte bedacht werden, dass es genau dieser Eliten bedarf, um eine traditionsreiche, kulturelle und ökonomische Prosperität für dieses Land zu erhalten und nebenbei den inneren Frieden durch die Finanzierung des Wohlfahrtstaates zu bewahren.
Dr. Georg Ludvik ist niedergelassener Facharzt für Urologie und Androloge.