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Normalsterbliche werden grün und blau, wenn sie die Gagen von Vorstandsmitgliedern hören. Viele Millionen – und das jährlich. Das können die doch nicht wert sein.
Das sind sie in den meisten Fällen auch nicht. Vor allem dann nicht, wenn sie ein Unternehmen schlecht führen. Wenn Aktionäre und Mitarbeiter Fehlentscheidungen ausbaden müssen. Daher findet die derzeit von der deutschen SPD geforderte gesetzliche Deckelung von Vorstandsbezügen verbreitet Sympathien. Auch der vom Dieselskandal gebeutelte VW-Konzern will jetzt die Vorstandsgagen mit zehn Millionen Euro limitieren (wobei es bei VW – wo gerade die SPD direkt im Aufsichtsrat sitzt! – wohl wichtiger wäre, endlich die interne Verantwortung für diesen Skandal zu klären, wo ja noch immer niemand etwas von den Manipulationen gewusst haben will).
Dennoch ist es schlecht, wenn sich schon wieder der Gesetzgeber mit neuen Regulierungen einmischt. Aus Gleichheitsgründen müsste er das dann auch bei Sängern oder Fußballern machen, wo manche – wenn auch nur eine kleine Minderheit – noch viel mehr verdienen als die bestverdienenden DAX- oder ATX-Chefs. Werden sich dann Publikumsmagneten in dem betreffenden Land halt nicht mehr engagieren lassen? Oder wird noch mehr schwarz bezahlt werden?
Dazu kommt, dass Gehaltspyramiden an sich sinnvoll sind. Wenn ein Chef nicht signifikant mehr verdient als qualifizierte Mitarbeiter, dann verliert er automatisch an Autorität.
Und auch bei der Wirtschaft gibt es einzelne Akteure, die wirklich dieses Geld wert zu sein scheinen. Es wäre dann für ein Unternehmen fatal, wenn sich diese Genies im Falle einer gesetzlichen Begrenzung lieber in der Schweiz oder in Amerika engagieren lassen.
Die Verantwortung zu entscheiden, ob einer sein Geld wert ist, sollte der Eigentümer treffen, also in den meisten Fällen der Aufsichtsrat. Der Gesetzgeber ist da völlig überfordert.
Nur: Die Aufsichtsräte machen es sich oft zu einfach und zahlen allen zuviel. Dies tun sie oft auch deshalb, weil sie selbst aus dem gleichen Biotop kommen, selbst anderswo CEO sind oder waren. Da gibt es dann eine üble Kumpanei im Eigeninteresse.
Aber auch der Umstand wirkt mit, dass jeder neue Vorstand nicht weniger, sondern mehr haben will als sein Vorgänger. Sonst wäre sein persönliches Selbstwertgefühl verletzt. Was bei umworbenen Neuengagements kein Aufsichtsrat tun will. Was aber über die Jahre eine Aufwärtsspirale in unakzeptable Höhen getrieben hat.
Zu loben ist, dass seit einiger Zeit fast überall Vorstandsverträge so strukturiert sind, dass kurzfristige Kursmanipulationen keinem mehr einen Profit bringen können. Dennoch scheint in den Verträgen noch immer viel zu wenig das Risiko abgebildet, das Vorstände unabhängig von der persönlichen Schuld für Krisen tragen sollten – auch wenn diese oft erst nach ihrer Amtszeit ausbrechen.
Aktionäre tragen ja auch keine Schuld und dennoch die Folgen, wenn sie plötzlich viel ärmer werden.
Ich schreibe in jeder Nummer der Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung „Börsen-Kurier“ die Kolumne „Unterbergers Wochenschau“.