Mais: Der (Welt)Markt und die Agrarpolitik

Weltweit ist Mais neben Getreide und Reis immer noch eines der Grundnahrungsmittel, auch wenn Sterz und Polenta in unseren Breiten an Bedeutung verloren haben. Die größten Mengen der jährlichen Ernten dienen den Haustieren (Rinder, Schweine, Geflügel) als Futterbasis. Zunehmende Bedeutung als nachwachsender Rohstoff erfährt der Mais für die Stärkeproduktion und als Grundlage für die Biogaserzeugung. Zudem ist Mais auch gut für das Klima. Ein Hektar bindet so viel CO² wie ein Hektar Hochwald und ist trotz gegenteiliger Behauptung der grünen „Experten“ auch ein ergiebiger Humuslieferant.

Die NGOs und sonstigen Umweltverbesserer verteufeln den Mais als Beispiel für die angeblich so verwerflichen Monokulturen, die angedichtete Nitratbelastung des Grundwassers und die „furchtbaren“ Pestizidanwendungen. In gentechnisch veränderter Form wird der Mais von Greenpeace zum Krebserreger gemacht (wissenschaftlich als unwahr überführt) und ist für den Anbau in Österreich außerdem noch verboten.

Weltweit wurden in den letzten fünf Jahren jährlich 943.400.000 Tonnen Körnermais geerntet und 927.200.000 Tonnen verbraucht. Der durchschnittliche jährliche Überschuss von 16.200.000 Tonnen deckt den globalen Bedarf dieses landwirtschaftlichen Erzeugnisses für 6,4 Tage.

In Österreich wurden in diesem fünfjährigen Zeitabschnitt pro Jahr 2.083.000 Tonnen geerntet, das sind 0,22 Prozent der jährlichen Weltproduktion. Soviel zum Einfluss der österreichischen Produktion auf den Weltmarkt und zu den Behauptungen, dass die globale und auch heimische Überproduktion für die zu niedrigen Erzeugerpreise verantwortlich sei.

Österreich ist noch ein relativ freier Wirtschaftsraum, denn Händler exportieren und importieren – unabhängig von unserer eigenen Verbrauchsdeckung – Mais in die und von der Europäischen Union und Drittländern. Von 2011 bis 2015 wurden jährlich rund 300.000 Tonnen exportiert und 856.000 Tonnen importiert. Der jährliche Importüberhang lag in diesen letzten fünf Jahren also bei rund 186 Prozent.

In diesen Zeitraum wurden zum Vergleich bei Getreide (ohne Mais) jährlich rund 5.340.000 Tonnen geerntet. Durchschnittlich exportiert wurden 2.365.000 Tonnen und um 20 Prozent mehr importiert.

Soviel zur Überproduktion der österreichischen Landwirte bei Mais und Getreide.

All diese Zahlen werden von der Agrarmarkt Austria (AMA) im Internet unter Daten und Fakten für den Bereich Getreide und Ölsaaten veröffentlicht. Die den Außenhandel betreffenden, jährlichen Statistiken werden in diesem Gastkommentar jeweils zum Stand Juni der Jahre 2015 und 2016 für die vergangenen vier Jahre angeführt.

Der Außenhandel in den Jahren 2012, 2013 und 2014 wurde also in beiden Berichten von der AMA dokumentiert. Ein Vergleich der Daten lohnt sich. Es werden sowohl beim Import als auch beim Export die Mengen in Tonnen und in Euro der erhaltene Betrag (Export) und bezahlte Betrag (Import) angeführt. Für diese Geschäfte sollten Rechnungen und Lieferdokumente vorhanden sein, sind doch die Exporteure und Importeure redliche und registrierte Firmen und nicht kleine pauschalierte Landwirte.

Somit lässt sich der erzielte Preis für den exportierten Körnermais in den Jahren 2012, 2013 und 2014 mit durchschnittlich rund 393 Euro je Tonne errechnen. Verglichen mit den im Grünen Bericht des BMLUW angeführten Erzeugerpreise dieser Jahre von rund 157 Euro je Tonne, ergibt sich für den Handel – überwiegend unter dem Raiffeisen Giebelkreuz vereint – eine gewaltige Handelsspanne, die an die Verhältnisse im Drogenhandel erinnert. Die erzielten Exportpreise und die Tatsache, dass in diesen drei Jahren die jährlichen Maisimporte die Exporte um 100 Prozent übertreffen, beweist Folgendes:

  1. Der unter Österreichs natürlichen Gegebenheiten bestens gedeihende Mais wird hier bei uns richtigerweise angebaut.
  2. Der Mais erzielt auf dem Markt entsprechend der AMA-Statistik hervorragende Preise.

Man kann demnach vom angebauten Mais, der nach der Ernte (hauptsächlich von „Unser Lagerhaus“) billig übernommen wird, gut leben – wenn man nicht selbst der Landwirt ist.

Die AMA hat aber noch eine Überraschung zu bieten. Im Marktbericht Getreide mit Stand Juni 2016 wurden die Außenhandelszahlen für Mais und Getreide „aktualisiert“ und auf einen neuen Stand gebracht. Die Gesamtmenge des exportierten Körnermaises wurde mit insgesamt rund 82.000 Tonnen weniger angegeben, den Gesamterlös in diesen drei Jahren und damit die Handelsspanne der Exporteure um etwa 250 Millionen Euro geringer.

Beim übrigen Getreide lief die „Aktualisierung“ in die umgekehrte Richtung. Der Gesamtexport dieser drei Jahre wurde im Marktbericht mit Stand Juni 2015 mit 2.365.000 Tonnen und einem Gesamterlös von 659.321.000 Euro angegeben. Im Marktbericht mit Stand Juni 2016 waren es um rund 77.000 Tonnen und 263 Millionen Euro mehr. Wenn ein privater Unternehmer seine Bilanzen so „aktualisiert“, würde ihm das Finanzamt vermutlich die Hölle heiß machen.

Wurde da eine Viertelmilliarde Euro vom Exporterlös Mais mutmaßlich auf andere Bankkonten (wahrscheinlich in Pröll’schen Landen und in Konradanien) umgelagert, eventuell um Verluste bestimmter Banken beim Osteuropageschäft zu mildern?

Die Landwirte da wie dort blieben dabei unberücksichtigt. Die etwa 250 Millionen Euro des Exporterlöses von Mais in nur drei Jahren wurden einfach wegaktualisiert.

Ob das die kompetenten und konsequenten Agrarpolitiker und Interessenvertreter gemeint haben, als sie vor der letzten Kammerwahl von „Einkommen sichern – faire Preise für die Bauern, Leistungen belohnen, Stärkung der bäuerlichen Betriebe gegenüber der Agrarindustrie“ faselten?

Vielleicht könnte Raiffeisen Meine Bank (in der Werbung: „Kompetenz, Vertrauen, Sicherheit, 100% Kärnten, der Partner in der Landwirtschaft“) etwas dazu sagen?

Dipl.Ing. Hermann Kulterer ist kein „Experte“ à la Greenpeace oder Global 2000; er weiß „nur“ im Rahmen seiner akademischen Ausbildung und seiner im eigenen Landwirtschaftsbetrieb (160 ha, seit mindestens 370 Jahren im Familienbesitz) gemachten langjährigen Erfahrung Bescheid. 

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