Der von Medien und der Bevölkerung immer wieder angeprangerte Populismus ist nicht einer Person als Verursacher zuzuordnen. Populismus ist das Ergebnis eines verkürzten Kommunikationsprozesses zwischen Politik, Medien und Bürger.
Der aus der Informationstheorie entlehnte Begriff des restringierten Codes ist das fachliche Schlüsselwort für die vereinfachende Sprache im Populismus. Warum aber wird der mit der Demagogie wahlverwandte Begriff zumeist mit den Rechtspopulismus assoziiert und von den Medien zumeist so attribuiert?
Linkspopulismus, von dem hört man eigentlich wenig bis gar nichts. Warum eigentlich? Vielleicht sind die artikulierten Linksparolen weniger verständlich, zu abstrakt und aus der Sicht der Bürger gesellschaftspolitisch vielleicht emotional nicht aufregend.
Fern aller Spekulationen ist es wichtig einmal festzustellen, dass der Populismus in erster Linie mit mangelnder politischer Bildung zusammenhängt. Man fragt sich, was in dem als Querschnittsmaterie definierten Unterrichtsstoff den Schülern überhaupt beigebracht wird, um diese gegen den Populismus zu immunisieren. Es braucht mehr politische Geschichte und bessere Vermittlung erforschter Zusammenhänge, sowie das verständlich Beibringen der Wurzeln, woher die verkürzten Slogans des Populismus kommen. Das wäre vielleicht eine Lösung, wenn das so einfach wäre.
Die linken Populisten, die sich in Griechenland und Spanien gebildet haben, finden aber eine wachsende Anhängerschar. Ursache scheint neben der Verständlichkeit auch eine Frage der Mentalität zu sein, die mit der Bereitschaft zusammenhängt, vereinfachte Inhalte zu verstehen und vor allem ein emotionaler Indikator.
Welche Rolle spielen die Medien im Verkürzen von Parolen? Sie geben die Spielfläche ab und liefern gleichzeitig den journalistischen Schiedsrichter. Das geschieht in Form von Kommentaren oder Hervorheben der einen oder anderen Pointe, die von den einzelnen Politiker gesetzt wurden. Dieselben Journalisten(innen) tauchen auch in Talkrunden auf, wo sie Ihre Positionen unterstreichen können.
Warum ist dann der Populismus negativ besetzt, wenn dieser die gängige und praktizierte Kommunikationsform ist, die auch in die multimediale Medienkultur passt? Nach dem internationalen Kommunikationsforscher Paul Watzlawick könnte man, wenn man den Populismus als Symptom wertet, eine klassische „double bind Konstruktion“ diagnostizieren, wo die Kausalität zwischen verkürzter populistischer Aussage und dem dazu ideologischen Hintergrund mehrdeutig, verschwommen oder völlig unbekannt ist.
Als Resümee kann man sagen, dass Populismus als Metapher und als Werturteil mit Inhalten wenig zu tun hat. Es wird uns nichts übrig bleiben, einen oder mehrere Gänge im politischen Niveau (in der Bildung) und in der professionellen Personalauswahl höher zu schalten.
Politisches Blabla oder pointierte politische Aussage? Jeder der politischen Akteure kann sich selbst für die eine oder andere Populismus-Variante entscheiden.
Im Wahrheit aber geht es um politisches Interesse und Engagement, um den Abbau von Ängsten zu fördern. Damit kann man die Wirkung des plumpen Populismus wirksam abzuwehren.
Dr. Franz Witzeling ist Soziologe und Psychologe