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Islam-Verharmlosung durch "Islam-Kritik von innen"

Der arabisch-israelische Psychologe Ahmad Mansour tritt immer wieder als scharfer Kritiker der Verweigerung der Annahme „europäischer Werte“ durch vermeintlich traditionell lebende Muslime und deren „politische Instrumentalisierung“ durch islamische Verbände in Erscheinung. In leitender Funktion der EU-finanzierten „European Foundation for Democracy“ und als Berater für „Deradikalisierung“ scheut er vor scharfen Formulierungen, Kritik an bestehenden Verhältnissen und unbequemen Forderungen nicht zurück und wird daher regelmäßig als eine Art konstruktiver Islamkritiker wahrgenommen.

Im Standard vom 9.10.2016 hat er ein ausführliches und grundsätzlich ausgerichtetes Interview gegeben, das unter den Titel „Ein Kind mit Kopftuch ist Missbrauch“ gestellt wurde. Er problematisiert darin die „Generation Allah“ und kritisiert falsche Toleranz, linken Rassismus und das Kopftuch als politisches Symbol. Das Interview hat im Netz geradezu gewaltige Resonanz ausgelöst und ist derzeit Gegenstand heftiger Diskussionen in diversen Foren. Was sind die Argumente und Vorschläge von Ahmad Mansur wert?

Auch wenn die eine oder andere Aussage von Herrn Mansour auf den ersten Blick bemerkenswert oder sogar erfreulich ist, muss die Stoßrichtung seiner Analyse und deren Effekt doch als äußerst problematisch begriffen werden. Mansour spricht zunächst – genau wie die anderen Darlings der scheinbaren innerislamischen Kritikerszene – die besonders augenscheinlichen und krassen Missstände an, die stets mit dem Verhalten nicht-integrierter muslimischer Communities in Verbindung gebracht werden: Kopftuch bei Kindern, Zwangsehen, Schwimmunterrichts-Verbot, Burka etc.

Er holt damit die nach Hilfe flehenden, an den Systempolititikern verzweifelnden indigenen Österreicher/Europäer in ihrem Schmerz und ihrer Verlassenheit ab und erweckt den Anschein des Verständnisses für Ängste und Zweifel – „Hilfe naht!“. Im nächsten Schritt bezeichnet er diese Unerfreulichkeiten als Ausdruck von „religiösem Extremismus“. Das ist eine neutrale Formulierung, denn Extremismus könne sich ja jeder Religion bemächtigen, ist die implizite Aussage. Dieser religiöse Extremismus würde aus „patriarchalen Strukturen“ kommen, mit „problematischen Geschlechterrollen“, patriarchalem Gottesbild, Religion als „heiliges Tabu“ usw.

Gemeint ist mit dieser Wendung, dass diese Unerfreulichkeiten von außerhalb des Islam kommen, ihm sozusagen aufgezwungen werden. Im nächsten Schritt ein bisschen Soziologendeutsch mit klassischer „Frankfurter“ Ausrichtung: In den Bereich des Islam importiert wird all das Schlimme von „reaktionären Verbänden“, die Angstpädagogik und die Tabuisierung von Sexualität betreiben, die Opfer- und Feindbilder pflegen und Antisemitismus kultivieren würden – offenbar um irgendwie Macht auszuüben und politische Ziele verfolgen zu können. Das verläuft so ähnlich wie die Dinge, in denen Mansour die eigentlichen Gefahren ortet: „die Strukturen der Kirche, Rechtsextremismus, AfD usw“.  Wenn man diesen Köder geschluckt hat, kommt der finale Schritt, um den es eigentlich geht: „Islam und Muslime sind Teil unserer Gesellschaft“ … „Ich will, dass Islam und Muslime in Europa wie alle anderen gleichberechtigt angesehen werden.“

Das ist jetzt genau der Punkt: Worin sollen sie gleichberechtigt sein? In ihren staatsbürgerlichen Rechten und Pflichten, als Autofahrer oder Steuerzahler oder als Konsumenten im Supermarkt? Das zweifelt niemand an und das meint Herr Mansour auch nicht. Er meint: In ihrer Eigenschaft als Muslime, als Angehörige und Vollstrecker des Islam – in dieser Frage sollen sie gleichberechtigt sein, denn in einer anderen macht die Aussage keinen Sinn. Und nachdem Mansour in der vorhergehenden Schritten ganze Arbeit geleistet hat, um den Islam zu entlasten, ihn um alle problematischen Aspekte scheinbar zu bereinigen, denn diese würde ja nur „von außen“ in ihn hereingedrängt werden, ist es ja wohl kein Problem, dass Muslime als Vollzugsorgane des Islam gleichberechtigt sein sollen, oder?

Wer nicht schaut, woher die angesprochenen Übel kommen, läuft Gefahr, dieser Verharmlosungsoffensive zu erliegen. Wer sich aber die Mühe macht, danach zu fragen, was „patriarchale Strukturen“, „problematische Geschlechterrollen“, „antisemitische Einstellungen“ usw. hervorbringt, wird feststellen, dass diese Begriffe tatsächlich Verharmlosungen dessen sind, was der Koran seinen „Gläubigen“ vorschreibt.

Die Wesenszüge der islamischen Gottheit Allah sind nicht einfach „patriarchalisch“, sondern archetypisch für orientalische Despotie und Gewaltherrschaft; Zwangsverheiratung der Frau und ihre Unterstellung unter die Gerichtsbarkeit ihres Mannes sind im Koran ebenso vorgeschrieben, wie die Verhüllung der Frau und ihre Fernhaltung vom gesellschaftlichen Alltag außerhalb der häuslichen Gemeinschaft. Und Antisemitismus ist im Koran genauso gut begründet wie die Verachtung und Verfolgung von Christen, sofern sie sich nicht der Religion Allahs unterwerfen.

Gefährlich ist also tatsächlich nicht der „religiöse Extremismus“, sondern der „gemäßigte Islam“. Denn dieser gebiert immer und immer wieder – aus der Mitte seiner Eingeweide – Separatethik, Parallelgesellschaften, mangelnde Integrationsbereitschaft, Frauenunterdrückung, Feindschaft und Gewaltbereitschaft gegenüber „Ungläubigen“. Dieses Unterfutter ist mit schöner Regelmäßigkeit der Humus für fanatische Gewaltakte, die wir als Terror und Christenverfolgung erleben müssen. Nicht der einzelne Moslem ist die Gefahr, aber die Herstellung eines Geistes, von dem ein gläubiger Moslem, der von anderen Wertvorstellungen ferngehalten wird, leicht infiziert werden kann, weil er im Inneren des Islam vollständig grundgelegt ist.

Ob Mansour hier bewusst eine Agenda der Verharmlosung der eigentlichen Gefahr betreibt, ist nicht festzustellen und ihm vielleicht selbst nicht klar. Offenkundig aber ist, dass er den Weg verstellt, die Dinge an der Wurzel zu erfassen.

Mag. Christian Zeitz ist wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Angewandte Politische Ökonomie und Islambeauftragter des Wiener Akademikerbundes.

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