Der Christbaum: Eine kleine Kulturgeschichte

Autor: Ronald Schwarzer

Wir brauchen dringend ein gemeinsames Fundament für unsere Gesellschaft

Autor: Christian Klepej

Deutschlands gemütliche Machtergreifung von 2024/25

Autor: Leo Dorner

Wenn alle untreu werden

Autor: Dieter Grillmayer

Zeichen der Hoffnung für den Westen

Autor: Karl-Peter Schwarz

Rumänien als Probelauf für die Abschaffung der Demokratie in Europa?

Autor: Wilfried Grießer

Die Woken und ihre Geschichten

Autor: Karl-Peter Schwarz

Brandmauern gegen rechts: EU-Länder werden unregierbar

Autor: Werner Reichel

EU am Scheideweg: Markt- oder Planwirtschaft?

Autor: Andreas Tögel

Langsam, aber sicher wird die Freiheit in Europa rückabgewickelt

Autor: Christian Klepej

Alle Gastkommentare

Der Untergang des Westens beginnt in Europa

Die abendländische Kultur steht vor ihrer Zerstörung. Und diese Vernichtung wird vom europäischen Kontinent aus beginnen – so wie auch die Eroberung der Welt einst von Europa ausging. Der Kreis schließt sich. Und nein, es ist nicht (nur) die Islamisierung, die diese Zerstörung bewerkstelligt, sondern es ist vor allem auch die kulturelle Degeneration des Westens selbst.

Europa wird daher weniger aus politischen Gründen zerfallen, sondern wegen seiner bereits bis in seine Fundamente reichenden Erosion. Die diversen aktuellen Exit-Szenarien der EU sind nur die leicht erkennbaren und oberflächlichen Phänomene eines viel tiefergehenden destruktiven Prozesses. Den Exit kann man ökonomisch, politisch und rechnerisch darstellen, den Kulturverfall nicht. 

Ursächlich für die Dekadenz sind ganz andere Dinge als die schwache europäische Politik. Bestimmte, bisher als „Werte“ bezeichnete und auch von sehr Vielen so empfundene Entitäten, die man die längste Zeit in Europa und im Westen für die Beweise und Grundsteine des Liberalen, Modernen und Progressiven gehalten hat, sind in Wahrheit die Treiber dieser kulturellen Abwärtsspirale. Wenn man sie genauer betrachtet, dann kommen einem die meisten dieser modernistischen Werte mittlerweile wie die Besen aus Goethes Zauberlehrling vor. Leider aber lassen sie sich mit dem Spruch „Besen, Besen, seids gewesen“ nicht mehr in die Ecke drängen.

Taxativ seien hier die Triggerfaktoren, die seit der denkwürdigen und retrospektiv nur unseligen 68er-Revolution massiv am Wirken sind, angeführt.

  • Es sind dies die Gleichstellung der Frau um jeden Preis;
  • die rigorose und überall leicht verfügbare Geburtenkontrolle durch die Erfindung und Verbreitung der Pille;
  • die damit zusammenhängende massive Reduktion der Geburtenrate;
  • die weitgehende Legalisierung bzw. Erleichterung der Abtreibung;
  • die stetige Propagierung der Homo-Ehe;
  • und die Relativierung und konsekutive Entwertung der klassischen Familie.

Alle diese hier genannten Faktoren sind nicht aus den Fingern des Autors gesogene Behauptungen, sondern leicht objektivierbar: Man kann dazu die entsprechenden europäischen Gesetzestexte und Novellen aus den letzten Jahrzehnten nachlesen und man kann mathematische Fakten wie die Geburtenrate und deren Auswirkungen leicht nachrechnen und überprüfen.

Weitere Ursachen der europäischen Dekadenz sind zwar weniger exakt messbar, aber ganz wesentlich am Verfall mitbeteiligt: 

  • Die Zurückdrängung von traditionellen Eigenschaften wie Patriotismus, Pflicht- und Ehrgefühl;
  • die Schwächung der christlichen Kirchen;
  • und die Verrechtlichung des Alltages im Sinne der Stärkung der Rechte des Einzelnen.

Dies führte zur Reduktion seiner allgemeinen und über alle Zeitläufte natürlichen Pflichten, weil diese heute in der staatlichen Kollektivierung aufgehen und dort von anonymen Gebilden übernommen werden.

Überhaupt ist das Phänomen, dass die einst personalisierten sozialen Aufgaben (wie etwa die Wohltätigkeit und die Sorge um die Angehörigen) heute durch den Sozialstaat gewährleistet werden, paradoxerweise ein wesentlicher Baustein der genannten kulturellen Erosion. Die Enthebung des Einzelnen von seinen natürlichen, traditionell in seiner Familie beheimateten sozialen Pflichten bringt beim Individuum eine Nanny-State-Mentalität hervor, die letztlich zum totalen Egoismus, zur Abhängigkeit von der stets gut gefüllten staatlichen Mutterbrust und zur Abgabe der eigenen Mündigkeit führt. Die Bürger verlieren die Fähigkeit der willentlichen Aktivität, das Soziale verkümmert und die sozio-kulturelle Verwüstung nimmt ihren unbarmherzigen Lauf.

In diese täglich größer werdende kulturdeprivierte Schneise schlägt nun eine mittelalterlich ausgerichtete, dafür aber in ihren Werte-Vorstellungen umso gefestigtere Religion: Der Islam. Europa und der Westen haben dem nichts entgegenzusetzen – außer die ständigen Verweise auf die angeblich so wunderbaren Errungenschaften der Aufklärung und eben unsere europäischen Werte. Blöd nur, dass die genau jenes Desaster, in das wir nun schlittern, erst ermöglicht haben.

Die Schwäche und die beginnende Agonie des untergehenden Europas wurden und werden von den Meinungsbildnern geflissentlich umgemünzt, sie heißt nun mehr denn je „Toleranz“. Das untrennbar mit der immanenten Kraftlosigkeit verbundene und bereits terminale Versagen der Politik auf all ihren Ebenen bekommt rasch noch das Mäntelchen der Humanität umgehängt, damit das sterbende Wesen nicht ganz nackt zugrunde gehen muss und sich einen – wenn  auch geschummelten – Rest an Stolz erhalten darf.

Bleibt einem nur zu sagen: Sic transit gloria mundi. Oder, wie es neudeutsch so peppig heißt: „The western decline“ – er hat längst begonnen.

Dr. Marcus Franz ist Arzt und unabhänger Nationalrats-Abgeordneter (früher ÖVP, davor Team Stronach).

zur Übersicht

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)

Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print




© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung