Stichwahl zur Bundespräsidentschaft - Zweitauflage

Nach der Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, das Ergebnis der Stichwahl zum Amt des Bundespräsidenten aufzuheben, steht der Alpenrepublik nun ein dritter Wahlgang ins Haus. Am zweiten Oktober ist es soweit. Die linke Reichshälfte, die etwas voreilig bereits triumphiert hatte, muss nun ein weiteres Mal bangen.

Bemerkenswert ist die Strategie des Wahlkampfkomitees des stets unrasierten Grünen. Hatte man schon im ersten Wahlgang auf die Heimatkarte und krachenden Patriotismus gesetzt („man darf dieses Feld nicht der FPÖ überlassen!“), wird diese Linie nun sogar noch verstärkt. Plakate mit rotweißrotem Hintergrund und herzerwärmenden Heimatsujets sollen die Wähler überzeugen. Die Grünen entdecken – urplötzlich – ihre Heimatliebe. Der gelernte Österreicher reibt sich verwundert die Augen, hat er aus ihren Reihen, insbesondere aus denen der Parteijugend, bislang doch eher Sprüche wie „Heimat im Herzen, Scheiße im Hirn“ oder „Ein Flaggerl fürs Gaggerl“ (gemeint war damit die Aufforderung, Hundekot mittels einer österreichischen Fahne zu entsorgen) zu hören bekommen. Menschen, die sich als Patrioten zu erkennen geben, die sich unterstehen, die Nationalhymne mit politisch unkorrektem Originaltext zu singen oder gar Trachten tragen, gelten in ihren Kreisen traditionell als vorgestrig, provinziell und des Rechtsradikalismus dringend verdächtig. Das alles ist nun vergessen. Jetzt gefällt sich Grünkandidat VdB mit einem Mal selbst in der Krachledernen und mit Sepplhut.

Um die moralinsauren grünen Spießer beim eigenen Wort zu nehmen: Da ihr Kandidat nun auf einmal Heimat im Herzen und Loden am Leibe trägt – was mag er wohl im Hirn haben? Ist er – der Liebling der urbanen „linksliberalen“ Bobos – plötzlich zum Landei mit Rechtsdrall mutiert? Und – sollte er einen bellenden Vierbeiner sein Eigen nennen: Wird er dessen Verdauungsprodukte künftig immer noch mit Nationalflaggen entsorgen?

Der wahltaktische Salto der Grünen offenbart erhebliche Schwierigkeiten, ein veritables Glaubwürdigkeitsproblem zu überwinden. Nicht wenige Österreicher rechnen ihnen schließlich ein gerüttelt Maß an Verantwortung für die nach Österreich schwappende Völkerwanderung zu – und für alle damit verbundenen, negativen Folgen. Die Grünen waren und sind es schließlich, die an vorderster Front beim Kleinreden der Gefahren stehen, die dem Land mit dem massenweisen Einstrom von „Flüchtlingen“ drohen.

Die Grünen würden am liebsten jedem über die Landesgrenzen (ja, die gibt es noch!) stolpernden Afrikaner und Orientalen unverzüglich die Staatsbürgerschaft umhängen. Warum das so ist, da sie doch die Nationalstaatlichkeit im Grunde ablehnen, liegt keineswegs im Dunkeln: Sie setzen auf die Dankbarkeit der Fremdlinge, die sich in entsprechendem Stimmverhalten manifestieren soll.

Angesichts des Bankrotts der Willkommenskultur läuft es also nicht rund für den Kandidaten der Grünen. Denn täglich wird deutlicher, wohin die von seiner Entourage betriebene „komme-wer-da-wolle-Politik“ führt. Die Nervosität steigt. Daher ist mit einer entsprechend hysterischen Wahlkampagne zu rechnen. Noch ist für sie nichts verloren, denn an Schützenhilfe wird es ihr nicht fehlen: So könnte etwa der rotgrüne Staatsfunk drei Tage vor der Wahl mit dem unerhörten Skandal aufwarten, dass ein Stiefzwilling des Großonkels des Gegenkandidaten einst in krumme Geschäfte verwickelt war oder mit einer ähnlich erschreckenden Enthüllung für Stimmung sorgen.

Es bestehen allerdings durchaus Aussichten, dass im dritten Wahlanlauf der Freiheitliche und nicht der grüne Neopatriot das Rennen machen wird.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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