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Die Vertreibung aus dem Paradies

Die schlechten Nachrichten kommen mittlerweile im Wochenrhythmus. Radikale Moslems massakrieren Menschen in Paris und Brüssel. Die massenhaften sexuellen Übergriffe auf Frauen in Köln lassen sich nicht vertuschen. Der rot-grün-schwarz-pinke Wunschkandidat holt bei der österreichischen Bundespräsidentenwahl gerade einmal 50 Prozent der Stimmen, obwohl das politmediale Establishment seine gesamten Kräfte gebündelt hatte. Eine noch größere Blamage erlebt die europäische Linke in Großbritannien.

Die Briten lassen sich selbst von den in dunkelsten Farben ausgemalten Horrorszenarien nicht beeindrucken und verlassen die EU. Überall in Europa sind böse Reaktionäre auf dem Vormarsch.

Beim fröhlichen EZB-Gelddrucken ist das Ende der Fahnenstange längst erreicht. Die Folgen der Völkerwanderung werden durch Ignorieren und Schönreden wider Erwarten nicht nur nicht gelöst, sie werden immer dramatischer. Trotz täglicher Hetze aus Brüssel und Berlin sind osteuropäische Politiker wie Viktor Orban die neuen Helden und Hoffnungsträger für immer mehr Europäer, während Jean-Claude Juncker und Martin Schulz immer mehr zu verhassten Witzfiguren werden.

Die europäische Linke – und dazu gehören auch vermeintlich bürgerliche Parteien wie die CDU – hat tatsächlich schon bessere Zeiten erlebt. Im Haus Europa kracht es an allen Ecken und Enden. Alle großen linken gesellschaftspolitischen und ökonomischen Projekte und Utopien scheitern gerade spektakulär vor aller Augen. Energiewende, Klimakampf, Griechenlandrettung, Finanzpolitik, der europäische Pazifismus, Multikulti oder Gender Mainstreaming: ein einziger Trümmerhaufen.

Zwar versteht es der linke Mundwerksbursch nach wie vor jede Niederlage, jede Pleite und jeden Rückschlag schönzureden, umzudeuten und andere dafür verantwortlich zu machen, doch die sozialistische Offensive, der gesellschaftliche Umbau ist erstmals seit Jahrzehnten gestoppt, die Neosozialisten befinden sich auf dem Rückzug. Die einst bewährten Argumente, Lügen, Manipulationen, moralischen Erpressungen und Drohungen haben sich abgenutzt, immer mehr enttäuschte Menschen wenden sich von der Linken ab.

Noch sitzen die Eurokraten, Gutmenschen und all die anderen Apologeten der politischen Korrektheit an den Schalthebeln der Macht. Nach dem Marsch durch die Institutionen besetzen sie die wichtigsten Posten in Universitäten, Gerichten, Ämtern, Vergabestellen, Schulen, Redaktionen, Kultureinrichtungen, Museen, Ministerien etc. Trotz dieser Machtfülle, dieser landes- und europaweiten Netzwerke gerät man immer öfter in die Defensive, man bringt seine „progressiven“ und gesellschaftszersetzenden Pläne immer seltener durch.

Eine für Linke eine völlig neue Situation. Es war für sie jahrzehntelang völlig selbstverständlich, fast immer und überall unter ihresgleichen zu sein. Linke Ansichten sind zu allgemeinen Wahrheiten aufgestiegen. Wann immer ein Linker den Fernseher aufdrehte, die Zeitung aufschlug, ins Kabarett oder Theater ging, sich ein Buch kaufte oder sich eine Vorlesung anhörte, in 95 Prozent der Fälle wurde er in seiner Meinung bekräftigt.

Sehr viele Linke haben diesen für sie paradiesischen Zustand nie als solchen begriffen. Im Gegenteil. Sobald in der linken Medien- und Kulturwüste ein zartes liberales oder konservatives Pflänzchen aufblühte, wurde es so schnell als möglich zertreten, jeder der aus dem engen politisch korrekten Meinungskorridor ausscherte, wurde sofort als Geisteskranker, Idiot oder Nazi verunglimpft und marginalisiert. Der typische Linke sah sich stets von Kapitalisten, Neoliberalen, Nazis, Heteronormativen, Katholiken, Unternehmern, Leistungsträgern, Spießern und andern üblen Gesellen verfolgt und bedroht. Eine lächerliche Attitüde von Menschen, die es sich im linken Nanny-Staat bequem eingerichtet haben und sich von ihren „Feinden“ aushalten lassen.

Trotz neosozialistischer Hegemonie inszenieren sich Linke stets als Underdogs, als Opfer. Man kämpfte gegen nicht vorhandene oder bereits halbtote Feinde, wie etwa die katholische Kirche oder wilde Nazihorden. Dieser Gratismut gehörte zum linken Euro-Disneyland. In diesem Vergnügungspark, wo es keine Verantwortung gibt, wo nichts echt und ernst ist, nicht die Feinde, die Rituale, die Politik, ist die Realität eingebrochen.

Plötzlich werden unsere Gesellschaften von echten Gefahren und Feinden, etwa von radikalen Moslems, bedroht. Und die infantile Linke, deren antifaschistischer Kampf nie mehr als eine lächerliche Show und Freizeitbeschäftigung war, hat nicht den geringsten Plan. Deshalb versucht sie diese Probleme einfach wegzudiskutieren. Eine schlechte Strategie. Die Realität lässt sich nicht mit Geschwurbel von Buntheit, Vielfalt und Offenheit ändern.

Die Linke versucht nun, die Erosion ihrer Macht nach guter alter sozialistischer Tradition mit immer neuen Einschränkungen der Meinungsfreiheit einzudämmen. Man denke nur an die Verhetzungsparagraphen, die private Facebook-Stasi des deutschen Justizministers Heiko Maas oder die hysterischen, österreichischen Medienberichte über die harmlosen Aktionen der Identitären.

Nach dem Brexit-Votum beginnen die Linken nun vor Referenden zu warnen, sie sägen an den Grundpfeilern der Demokratie. Die österreichischen Sozialisten verlieren angesichts ihres Niedergangs jeden Realitätsbezug. Unter ihrem neuen Chef entwickelt sich die SPÖ gerade zu einer obskuren Politsekte.

Bei seiner Antrittsrede als SPÖ-Chef brennt Christian Kern wie gewohnt sein buntes Feuerwerk an hohlen Phrasen, Schlagwörtern, Stehsätzen und Gemeinplätzen ab. Statt Konzepten, Plänen und Strategien verspricht er seinen Genossen einfach eine strahlende Zukunft: „Meine persönliche Überzeugung ist, das sozialdemokratische Zeitalter fängt jetzt erst gerade an.“ Das sagt der Chef jener Partei, die bei der Bundespräsidentenwahl mit ihrem Kandidaten gewaltige 12 Prozent eingefahren hat. Danach spricht der neue rote Messias seine Partei von allen Sünden frei: „Wir sind eine Partei, die sich für keine Episode ihrer Geschichte rechtfertigen muss.“

Angesichts der braunen Flecken der SPÖ ist das entweder Größenwahn oder Dummheit, in jedem Fall aber höchst gefährlich. Für diesen inhaltsleeren und esoterischen Schwachsinn erntet Kern von den Spitzen der SPÖ Standing Ovations. Spooky! Gegen Kern sind die angeblich so gefährlichen Rechtspopulisten geradezu ein Ausbund an Vernunft.

Es ist typisch für Zeiten des Niedergangs und des Umbruchs, dass Scharlatane Menschen in ihren Bann ziehen. Dass die Sozialsten Kern und seinen skurrilen Heilsversprechen zujubeln, zeigt, wie verzweifelt und orientierungslos die Linke in Europa ist. Dass die Medien dabei mitspielen, macht die Sache umso schlimmer. Weil man die Krisen und Probleme nicht mehr in den Griff bekommt, wirft man sich in seiner Verzweiflung eitlen Blendern an den Hals, hofft auf einen starken Führer, der alle Probleme wie von Zauberhand löst.

Jetzt geht es darum, den Schaden, den die panische Linke kurz vor ihrem absehbaren Ende anzurichten droht, in Grenzen zu halten. 

Werner Reichel ist Journalist und Autor aus Wien. Kürzlich sind seine neuen Bücher „Die Feinde der Freiheit“ und „Das Phänomen Conchita Wurst: Ein Hype und seine politischen Dimensionen“ erschienen.

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